Sind das die demokratischen Befreier, die Deutschland vom NS-Terror befreiten? Man traut seinen Augen nicht was Leo Hurwitz kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Kompilationsfilm präsentiert.
„Rettet Amerika – kauft nicht bei Juden“-Aufkleber, „Nur für Weiße“-Schilder und Bilder von Mordopfern des Ku-Klux-Klan unterschneidet er mit Aufnahmen von Naziaufmärschen und KZ-Insassen.
„Strange Victory“ (Seltsamer Sieg) heißt der Film, der nun wiederentdeckt in der Forums-Sektion der Berlinale läuft. Es ist ein mutiger Film, der den Rassismus der amerikanischen Gesellschaft an ihren eigenen zivilgesellschaftlichen Werten misst. Die Euphorie über den “Seltsamen Sieg“ währte bei der farbigen Bevölkerung nach 1945 nur kurz. Es war noch da, dieses Raster, bei dem Hautfarbe und Religion festlegen, ob man durch den Vorder- oder Hintereingang zur Arbeit geht. Und das in dem Land, das angetreten war, um den deutschen Rassismus zu zerschlagen.
Schwarze, die im Krieg Kampfflugzeuge steuerten, waren danach gerade noch gut genug für Jobs als Toilettenmänner. Es ist ethischer und moralischer Bruch in der amerikanischen Gesellschaft, der sich erst 20 Jahre später zu lösen beginnt. Ebenfalls auf der Berlinale läuft der Film Selma über Martin Luther King, in dem das nächste Kapitel aufgeschlagen wird.
Berlinale – Sektion Forum
USA 1948, 64 Min
Englisch
REGIE: Leo Hurwitz
DARSTELLER: Virgil Richardson, Sophie Maslow, Cathy McGregor, Jack Henderson, Robert P. Donely, Alfred Drake, Muriel Smith, Gary Merrill, Saul Levio