Stolpersteine: Ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig
Werner Rosenbaum lebte in der Kölner Südstadt. Bonner Straße 33. Er wurde nach Auschwitz deportiert und kehrte nicht zurück. Heute erinnert sich niemand mehr an ihn. Doch jeder, der an Haus Nr. 33 vorbeigeht, „stolpert“ über den kleinen Gedenkstein im Gehweg. Der Stein für Werner Rosenbaum ist nicht der Einzige vor dem Haus. Insgesamt erinnern 17 Steine an die deportierten Familien aus dem Haus.
Mittlerweile hat der Kölner Künstler Gunter Demnig 1300 dieser kleinen 10 mal 10 Zentimeter großen Mahnmale in die Bürgersteige Kölns eingelassen. Überall dort, wo jüdische Familien lebten, hat Demnig eine Spur der Erinnerung gelegt. Unermüdlich forscht er nach den Spuren jüdischen Lebens in der Stadt, um den
In Köln ist die Recherchelage zur ehemaligen jüdischen Bevölkerung während des Dritten Reichs heute sehr gut. Zu Beginn der 80er nahm das NS-Dokumentationszentrum seine Arbeit auf und forschte gezielt nach jüdischen Familien. Eine äußerst schwierige Aufgabe, da das Einwohnermeldeamt im Krieg zerstört worden und auch das jüdische Gemeindearchiv verschollen war.
Das NS-Dokumentationszentrum startete Umfragen in der Bevölkerung und recherchierte in alten Adressbüchern. Außerdem existieren immer noch die Deportationsverzeichnisse, welche immer auch Auskunft über den letzten Wohnort gaben. Über die Jahre konnten so 20.000 Juden nachgewiesen werden. Von 6000 fehlt immer noch jede Spur.
Die Idee zu den Stolpersteinen entwickelte Gunter Demnig bereits zu Beginn der 90er Jahre. In Gesprächen mit älteren Kölnern musste er immer wieder feststellen, dass viele nicht wussten, wer ihre Nachbarn waren. Man ließ ohne Widerstand zu, dass Juden, politisch Verfolgte, Homosexuelle, aber auch Sinti und Roma deportiert wurden.
Für Demnig ist entscheidend, den Menschen klarzumachen, dass all die Verschleppten, Verschwundenen, Nachbarn waren, Mitmenschen die plötzlich nicht mehr da waren. Bis 1933 war das nachbarschaftliche Zusammenleben gut, dann war die Nachbarwohnung leer und niemand wollte etwas bemerkt haben. Er rückt mit seiner Arbeit das Gedenken in unsere Lebensmitte, setzt Erinnerungsmale direkt vor unsere Türen und nicht verschämt in Parks, wo sie kaum Beachtung finden.
Mittlerweile finden die Stolpersteine bundesweite Beachtung und die gebührende Aufmerksamkeit. Am 4. Oktober erhält Gunter Demnig in Berlin für sein Werk das Bundesverdienstkreuz.
Autor: Jens Christ