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Startseite > Rezensionen > Buchrezensionen > Sozialliberalismus in Europa – von Detlef Lehnert
Geschrieben von: Uwe Ullrich
Erstellt:

Sozialliberalismus in Europa – von Detlef Lehnert

Lehnert; Detlef: Sozialliberalismus in Europa. Herkunft und Entwicklung im 19. und frühen 20. Jahrhundert, Köln Weimar Wien 2012.

Unter Liberalismus versteht jeder aufgrund verschiedener Herangehensweise und zeitlicher Einordnung etwas anderes. Dieser Sammelband widmet sich dem Sozialliberalismus um die vorvergangene Jahrhundertwende mit dem Schwerpunkt Deutschland und vergleicht ihn in wenigen Exkursen mit liberalen Entwicklungen in Europa. „Am Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert konzentrierten sich die modernen sozialliberalen Akzente recht auffällig im soziokulturellen Milieu des Bildungsbürgertums jenseits der höheren Verwaltungsbeamten. Wenn angesichts unüberbrückbarer Distanz zur Großbourgeoisie auf der einen und antiliberal unpolitisierten altem Mittelstand auf der anderen Seite gerade die Intelligenzberufe sich zunehmend als ‚freischwebend’ dazwischen wahrnehmen konnten, disponierte solche Konstellation teils weniger zu gesamtbürgerlicher Klassensolidarität als vielmehr neue Brückentheorien: einesteils aufsteigende neue Mittelschichten und die erstarkende Arbeiterbewegung als progressiven Bündnispartner der Linksliberalen gewinnen zu wollen, anderenteils Politik schon mehr pragmatisch im Sinne von wechselnden Mehrheitsbildungen um die eigene Vermittlerrolle herum zu verstehen“ (S. 13/14).

Einer differenzierten Darstellung der historischen Entwicklung des Sozialliberalismus folgt dem ersten Hauptabschnitt die Vorstellung der sozialliberalen Protagonisten im Deutschen Kaiserreich. Lujo Brentanos (1844 bis 1931) geistige Haltung als Nationalökonom kann am besten mit der eines „Kathedersozialisten“ beschrieben werden. Sein frühes intellektuelles Wirken fiel mit der ungehemmten, steten Entwicklung des Kaiserreichs als Industrie- und Wirtschaftsstandort zusammen. Eines der Themen war das Verhältnis von ungezügelter Konkurrenzgesellschaft und dem Übermaß an sozialer Ungleichheit. Zur Beilegung des Konfliktes schlug er vor, dass das großbetrieblich organisierte Kapital und industrielle Gewerkvereine sich als gleichberechtigte Partner um die beiderseitige Teilhabe am Produktivitätsgewinn einigen sollten. Tarife und Gemeinpflichtigkeit würden als allgemeine Grundlage dienen. Kritisch beobachtete Brentano die Entwicklungen auf dem sozialwissenschaftlichen Umfeld. Früh übte er differiert Kritik an Friedrich Naumanns (1860 bis 1919) programmatischer Schrift „Demokratie und Kaisertum“ (1900). Brentano würdigte einerseits dessen Wollen, die „divergierenden Parteien der Linken“ (S. 120) näher zu bringen und verurteilte ihn andererseits wegen seiner nationalimperialistischen Haltung als „Gewaltverherrlicher“ und „Kolonialfanatiker“. Acht Jahre später folgte der politische Bruch mit einer scharfen Kritik an Naumann: „Als Sozialpolitiker sind Sie für mich tot. Ein Liberalismus, der sich zur Annahme solcher Gesetze (der antipolnische Sprachparagraf im Reichsvereinsgesetz) versteht, hat als solcher bereits aufgehört zu existieren. Was sich liberaler Abgeordneter nennt, ist dann nichts mehr als ein Bürgerlicher, der sich danach sehnt, gleichviel unter welchen Bedingungen, zu den Regierenden zu gehören“ (S. 123).

Noch heute sind die Urteile über Friedrich Naumann zwiespältig. Sein publizistisches Tun muss unter dem Gesichtspunkt der Zeitgeschichte verstanden werden. Sein Liberalismus-Verständnis basierte nicht auf zeitlosen, immer gültigen Werten, sondern er verinnerlichte seine historischen Studien und begründete damit die Wandlungsfähigkeit liberaler Gedanken. Und: „Bei den Liberalen konstatierte Naumann weniger eine fehlende Machtperspektive als vielmehr einen zu geringen Machtwillen“ (S. 143).

Wahrgenommen wird Gustav Stresemann (1878 bis 1929) als ausgewiesener Außen- und Machtpolitiker. Der äußere Schein verbirgt den angesehenen Sozialpolitiker. Er verstand neben der Garantie innerer Ordnung und staatlicher Unabhängigkeit die soziale Sicherheit als Garanten politischer Herrschaft, welche die Stabilität der Gesellschafts-/ Wirtschaftsordnung sichert. Diesem Credo von Beginn an seiner beruflichen Entwicklung verpflichtet, bewies er als 1907 als junger Reichstagsabgeordneter der Nationalliberalen Partei und gleichzeitig als mächtiger Syndikus des Verbandes Sächsischer Industrieller. Dessen Modell des „sozialen Liberalismus“ diente den Konfliktreglungen des sozialen Friedens, dem sich auch SPD und Freie Gewerkschaften im hoch industrialisierten Königreich Sachsen anschlossen. Erstens setzte sich nahezu flächendeckend das Tarifvertragswesen als Problemlösungsstrategie durch, verminderten hiermit zweitens im Interesse der beiden Streitparteien die Härten des Streiks und entschleunigten damit Konfliktpotential im Vorfeld. Gleichfalls engagierte sich Gustav Stresemann für den neuen Mittelstand der Angestellten. Er „teilte ihr Leistungsethos, stützte ihr Selbstverständnis und ihr kulturelles Streben“ (S.174) und würdigte sogleich das neue Rückgrat, den Motor des Aufschwungs der deutschen Wirtschaft. Nach dem Vorbild der Beamtenversicherung gestaltete Stresemann die finanzielle Sicherung seiner Klientel im Alter, bei Invalidisierung und der Hinterbliebenenversorgung.

Ein dritter Hauptabschnitt widmet sich „Ausgewählten europäischen Vergleichsstudien“, wie sich Tomas Garrigue Masaryk als Philosoph der sozialen Frage zuwendet sowie die Stellung des sozialen Liberalismus in Skandinavien, Italien und der Dritten Republik in Frankreich analysiert. Somit bietet der Sammelband ein allgemein breitgefächertes, differenzierendes und tiefgründiges Panorama über die sozialen Problemstellungen des Liberalismus in den Staaten des europäischen Kontinents.

Autor: Uwe Ullrich

 

Lehnert; Detlef: Sozialliberalismus in Europa. Herkunft und Entwicklung im 19. und frühen 20. Jahrhundert (Reihe: Historische Demokratieforschung, Band 4); Köln Weimar Wien 2012;  301 Seiten, 42,90 Euro

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