Nach amerikanischer- und europäischer Lesart kann das Jahr 1941 als Beginn des Pazifikkrieges gelten. In Asien kam es bereits seit 1937 zu kriegerischen Handlungen durch die japanischen Streitkräfte in China.
Die japanische Gewalt in Asien führte zu Verstimmungen mit den USA und anderen europäischen Mächten. Seit 1940 war das kaiserliche Japan offiziell mit dem nationalsozialistischen Deutschland und faschistischen Italien verbündet. Aufgrund des mangelnden Willens der japanischen Regierung die Feindseligkeiten in China einzustellen, wurde Japan mit einem Embargo auf wichtige Rohstoffe belegt. Dazu zählte u.a. das für das Militär und die Wirtschaft wichtige Öl.
Japan beschloss die aktuell noch vorhandene Überlegenheit auszunutzen. Am 7. Dezember 1941 griffen japanische Luftstreitkräfte ohne Vorwarnung den amerikanischen Stützpunkt der US-Marine Pearl Harbor auf Hawaii an. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor erklärten Deutschland und Italien den USA den Krieg. Priorität räumten die USA dem Kampf gegen Deutschland ein. Die japanischen Streitkräfte hatten die strategische Initiative im Pazifik erlangt. In kurzer Zeit konnten die japanischen Streitkräfte eine Vielzahl von Kolonien und Einflussgebiete der USA und anderer europäischer Mächte erobern. Die britische Kolonie Hong Kong fiel noch im Dezember 1941. Im April 1942 kapitulierten die amerikanischen Truppen auf den Philippinen.
Eine hohe Anzahl alliierter Kriegsgefangener geriet in japanische Kriegsgefangenschaft. Gefangenschaft galt im japanischen Militarismus als Schande. Dementsprechend schlecht war die Behandlung von Kriegsgefangenen. Die Sterberate alliierter Kriegsgefangener betrug in japanischer Gefangenschaft 27%. Auf dem europäischen Kriegsschauplatz lag die Todeszahl alliierter Gefangener in deutscher Gefangenschaft bei 4%.
Die Produktionsraten der amerikanischen Industrie waren so hoch, dass die USA auch ihre Verbündeten mit militärischem Material unterstützen konnten. Im Mai 1942 trafen in der Schlacht im Korallenmeer erstmals größere amerikanische und japanische Marineverbände aufeinander. Die Schlacht endete unentschieden.
In der Schlacht um Midway am 4. Juni 1942 erlitten die japanischen Streitkräfte eine Niederlage, von der sie sich niemals erholten. Dies gilt als Wendepunkt des Pazifikkrieges. Maßgeblich beeinflusst war der japanische Entschluss zum Angriff durch den Doolittle-Raid am 18. April 1942. Erstmals griff eine kleinere Anzahl amerikanischer Bomber die japanische Hauptstadt Tokio an. Die psychologischen Folgen waren enorm. Die japanische Flotte beschloss die Bedrohung durch die amerikanischen Trägerschiffe im Pazifik auszuschalten. Die japanische Flotte verlor in der Schlacht um Midway vier Flugzeugträger. Mit der USS Yorktown verlor die USA einen Flugzeugträger. In der Schlacht um Midway verloren die japanischen Streitkräfte viel erfahrenes Personal der Luft- und Seestreitkräfte. In der Folge sank die Qualität der japanischen Streitkräfte.
Im August 1942 erfolgte die erste größere Invasion der Alliierten auf einer pazifischen Insel. Guadalcanal besaß für die USA strategischen Wert, da die Insel die Schifffahrtswege zum verbündeten Australien kontrollierte. Nach monatelangen Kämpfen konnten die USA und ihre Verbündeten die Insel einnehmen. Der folgende Zeitabschnitt wird auch als Inselspringen bezeichnet. Unter immer größerer materieller Überlegenheit schloss die amerikanische Flotte durch Japan besetzte Inseln ein. Die amerikanischen Bodentruppen eroberten Insel um Insel zurück. Auch lagen japanische Städte durch Eroberung der Mariannen-Inseln Saipan und Tinian in Reichweite der amerikanischen Bomberflotte. Mit verehrenden Folgen für die japanische Bevölkerung. Fast alle größeren japanischen Städte wurden Opfer von großflächigen Luftangriffen. Den in großer Höhe operierenden amerikanischen B-29 Bomberflotten konnte die japanischen Luftabwehr nichts entgegensetzen
Die Nachschubversorgung war für die japanischen Streitkräfte immer schwieriger. Vor allem amerikanische U-Boote versenkten große Teile der japanischen Handelsmarine. Japanische Schiffe waren auch in den Gewässern um die japanischen Hauptinseln nicht mehr vor amerikanischen Angriffen sicher. Die amerikanische U-Boot-Flotte war maßgeblich am Sieg über Japan beteiligt. Diese Waffengattung der amerikanischen Streitkräfte hatte mit 52 verlorenen U-Booten die höchsten Verlustraten innerhalb der US-Streitkräfte.
Je näher die amerikanischen Streitkräfte an das japanische Festland rückten, desto verzweifelter wurden die Reaktionen der japanischen Streitkräfte. Oft wurde bis zur letzten Person ohne Aufgabe gekämpft. Japanische Kriegsgefangene blieben daher eine Ausnahme. Mit dem Einsatz von Kamikaze-Flugzeugen, bei denen sich die Flugbesatzungen unter Einsatz ihres Lebens auf amerikanische Schiffe stürzten, erreichte die japanische Verzweiflung einen Höhepunkt.
Ähnliche Versuche von japanischer Seite gab es auch mit Selbstmordangriffen per kleinem U-Boot (Kaiten) und Gleitbomber mit Raketenantrieb (Okha). Einfluss auf die japanische Niederlage hatten diese Verzweiflungsakte nicht.
Im Kampf um die letzten durch Japan besetzten Inseln wie Iwo Jima (Februar 1945) und Okinawa (März 1945) änderten die japanischen Bodentruppen ihre Verteidigungstaktik, um die feindlichen Verluste zu maximieren. Anstatt wie bei vorherigen Kämpfen sich in offenen Positionen den amerikanischen Truppen entgegenzustellen, verteidigten die japanischen Truppen die Inseln durch Angriffe aus dem Hinterhalt. Auch die japanische Zivilbevölkerung wurde in die Kampfhandlungen involviert. Teilweise missbrauchten japanische Einheiten die eigene Zivilbevölkerung als menschliches Schutzschild. Auf Okinawa starben über 100.000 japanische Zivilisten während der Kämpfe.
Der erbitterte Widerstand ließ kurz vor Kriegsende die amerikanischen Verluste ansteigen. Dies hatte auch Auswirkungen bezüglich der amerikanischen Strategie zur Beendigung des Krieges im Pazifik. Nach amerikanischen Berechnungen würde eine Eroberung der japanischen Hauptinseln hunderttausende amerikanische Verluste erfordern. Auch unter den Einfluss des sich abzeichnenden Bruchs mit der Sowjetunion, entschloss sich die US-Regierung unter Harry S. Truman zum Einsatz einer experimentellen Waffe. Der Sowjetunion sollten die militärischen Möglichkeiten der USA demonstriert werden.
Am 6. August 1945 warf der US-Bomber „Enola Gay“ eine Atombombe auf Hiroshima ab. Nagasaki als Angriffsziel folgte am 9. August 1945. Am 8. August 1945 erklärte die Sowjetunion Japan den Krieg. Sowjetische Truppen stießen unter geringem Widerstand im Nordosten von China vor. Nach einem missglückten Mordversuch durch fanatische Offiziere erklärte der japanische Kaiser Hirohito am 15. August die Kapitulation Japans.
Umstritten ist in der Rückbetrachtung, ob die Atombombenabwürfe der alleinige Grund für die japanische Kapitulation waren. Lange wurde der Einfluss der sowjetischen Kriegserklärung gegen Japan als Faktor unterschätzt. Hohe Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung gab es vor allem in den letzten Kriegsmonaten bei Luftangriffen auf japanische Städte. Trotz allem verweigerte Japan die Kapitulation.
Am 2. September 1945 wurde auf der USS Missouri in der Bucht von Tokio offiziell die japanische Kapitulation unterzeichnet. Kontrovers war nach Ende des Krieges auch die Diskussion, ob Kaiser Hirohito als Oberbefehlshaber der japanischen Streitkräfte nicht auch in den bald nach Kriegsende beginnenden Kriegsverbrecherprozessen in Tokio hätte angeklagt werden müssen. Für die USA war Kaiser Hirohito eine wichtige symbolische Säule beim Aufbau eines demokratischen Japan. 1952 konnte auch formell der Friedensvertrag zwischen den USA und Japan in San Francisco unterzeichnet werden. Der unmittelbare Besatzungszustand durch US-Truppen in Japan endete im selben Jahr. Als Lehre aus der Vergangenheit besitzen die japanischen Streitkräfte laut der pazifistischen Nachkriegsverfassung bis in die Gegenwart nur das Recht auf Selbstverteidigung.
Autor: Angelo Wiesel
Literatur
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