Bislang konnten Spieleentwickler aufgrund eines Urteils von 1998 bei der zuständigen Prüfstelle Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) keine Computerspiele einreichen, die Nazi-Symbole enthalten. Das Hakenkreuz ist in Deutschland als verfassungswidriges Symbol eingestuft. Wer es in der Öffentlichkeit zeigt, muss mit Strafe rechnen. Das Gleiche gilt für den Hitlergruß. Laut Paragraph 86, Absatz 1 des Strafgesetzbuches, drohen dafür bis zu drei Jahre Haft. Dieses Verbot gilt aber nicht für Hakenkreuze in Kunstwerken – zum Beispiel im Film. Computerspiele gelten nun als Kunstwerke und nicht als geeignetes Medium, um sich kritisch mit historisch so belasteten Zeiten und Symbolen auseinanderzusetzen.
Vor kurzem hat die USK ihre Regeln geändert. Unser Einschätzung nach ist dies ein Fehler, wie Stefan Mannes, Mitglied der Redaktion von Zukunft braucht Erinnerung, der belgischen Zeitung La Libre erläuterte.
Da unserer Erfahrung nach bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Wissensstand um das Dritte Reich ohnehin nicht sehr hoch ist, ist es sicherlich nicht dienlich, den Nationalsozialismus in die Computerspiel-Kultur zu überführen.
Das ganze ist Teil einer PR-Kampagne der Computerspielindustrie, die seit langem aus sehr eigennützigen Gründen um eine Gleichstellung mit anderen Kulturarten wie Film und Literatur kämpft. Das Argument, endlich die gleichen Freiheiten zu haben wie z.B. das Kulturmedium Film, ist wenig tragfähig. Der Unterschied liegt darin, dass die Mehrzahl der Computerspiele eben doch Machwerke à la «Castle Wolfenstein» sind und eben nicht dem Gedenken und Erinnern dienen. So spannend Spiele wie «Through the Darkest of Times» sind, um die die aktuelle Diskussion kreist, man muss sich nur die erfolgreichen Computerspieltitel ansehen und sich fragen, wieviele es davon geben wird. Die Mehrzahl der Computerspiele ist gewaltfokussierte Unterhaltung. Wer daran Zweifel hat, kann sich eine beliebige Computerspiel-Hitliste ansehen (z.B. hier).
Wenn die USK auch nur ähnlich gut arbeitet wie die FSK werden wir in der Praxis wie in TV und Fernsehen eine Flut von zweifelhaften Einsätzen von Hakenkreuzen erleben – eine weitere Bagatellisierung dieses Symbols, die es nicht geben sollte. Wir sind hier einer Meinung mit Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), die unlängst in einem Interview die Entscheidung der USK kritisierte. Sie brachte es auf den Punkt «Mit Hakenkreuzen spielt man nicht». Gerade in Deutschland müssten sich die Menschen auch heute ihrer besonderen historischen Verantwortung immer bewusst sein.