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Startseite > Zeitalter der Weltkriege > Zweiter Weltkrieg > Massenerschiessungen im Zweiten Weltkrieg
Geschrieben von: Bettina Klockow
Erstellt:

Massenerschiessungen im Zweiten Weltkrieg

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges begann das Massenmorden in Osteuropa. Die Sicherungstruppen der Wehrmacht, die nachrückenden Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD, die Polizeibataillone, die SS, sowie einheimische Hilfspolizisten waren willige Täter im Vernichtungskrieg. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 1,5 bis 2 Millionen[1] Juden und Jüdinnen in den Jahren 1939-1945 erschossen wurden. Die geschätzte Gesamtzahl der getöteten Zivilisten unter deutscher Herrschaft liegt weit höher: Allein in der Sowjetunion wurden 14 Millionen Zivilisten getötet[2], in Polen gehen Schätzungen von 5,5 bis 5,7 Millionen aus.

Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im September 1939 in Polen begann die Unterdrückung und Ermordung des polnischen Volkes. Insbesondere die jüdische Bevölkerung war von den Repressalien betroffen.

Heinrich Himmler, oberster Befehlshaber der SS, verfügte über eine 250.000 starke Organisation, die eine Schlüsselstellung im Osten haben sollte. Himmler wurde im Jahr 1939 als Siedlungskommissar für Deutschland ernannt, um seine “Siedlungsträume für das deutsche Bauernvolk“ zu verwirklichen. Oberstes Ziel war es, Polen zu zergliedern, um “ein führerloses Arbeitervolk“ ausbeuten zu können. Die übrigen Völker des Ostens sollten zurückgedrängt werden, die Juden sollten ausgelöscht werden.

Der Krieg gegen Polen rückte die Prophezeiung aus Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“ näher. So träumte Hitler bereits 1928 davon, “[das Volk] kurzerhand zu entfernen und den dadurch frei gewordenen Grund und Boden den eigenen Volksgenossen zu überweisen“.[3] Im August 1939 verkündete Hitler dem führenden Militär, dass das Ende Polens beschlossen war. Hitler wollte jedoch nicht, dass das Heer mit den notwendigen Liquidationen „belastetet“ wurde. Diese Aufgabe sollte stattdessen die SS übernehmen.

 

Massenerschießungen in Polen

Die Vernichtung des europäischen Judentums lehnte Himmler zunächst noch als „ungermanisch“ ab, jedoch gehen Historiker davon aus, dass die Entscheidung zur „Endlösung“ im Frühjahr 1941 gefallen ist. Das Konzept der Vertreibung der Juden galt als immer unwahrscheinlicher, auch weil die „stärkere und bessere Rasse […] die niedrige Art ausschalten“ sollte[4].

Himmlers SS war der Wehrmacht zunächst rein rechtlich unterstellt, das heißt, die Wehrmacht besaß die Möglichkeit, diese zu kontrollieren. Dies führte zu Konflikten, da die SS der Wehrmachtsgerichtsbarkeit unterstellt war. Die Aufgabe der Einsatzgruppen war die „Bekämpfung aller reichs- und deutschfeindlichen Elemente rückwärts der Front“[5]. Vor den Augen des Militärs überrollte eine Welle des Terrors Polen. Der Historiker Broszat schätzt, dass in den ersten Monaten der deutschen Besatzung einige Zehntausend Menschen ermordet wurden. Unter ihnen zunächst die polnische Intelligenz wie Ärzte, Lehrer, Geistliche, Kaufleute und Gutsbesitzer.

Im Schreiben vom 1.Juli 1941 betont Heydrich, dass es „selbstverständlich sei“, dass „die Reinigungsaktionen sich primär auf die Bolschewisten und Juden zu erstrecken haben“. Gegen die polnische Intelligenz könne gegebenenfalls „sofort Maßnahmen“ eingesetzt werden.[6]

Die ersten Massenerschießungen fanden in einer Fabrik in Thorn statt, im Mühltal bei Bromberg, in Soldau sowie in Stutthof sowie in Fort bei Posen. Bereits am 27. September erklärte Heydrich, dass „von den polnischen Führertum höchstens noch 3 % übrig sind “[7]. Der „Volkstumkampf“ sollte nicht durch „gesetzliche Bindungen“ behindert werden, um laut Hitler, das „alte und neue Reichsgebiet zu säubern von Juden, Polacken und Gesindel.“ (Nürnberger Dokument -F-864). Die Ermordung von Millionen von Menschen wurde zu einem legitimen Mittel erklärt.[8] Kritik am willkürlichen Ermorden der polnischen Bevölkerung war seitens des Militärs gering und folgenlos. In Polen überlebten 90% der jüdischen Bevölkerung nicht[9].

Zunächst wurde in Polen die sogenannte „jüdisch-bolschewistische Intelligenz“ ermordet, ab Frühjahr 1941 galt der „Kommissarbefehl“. Immer konkreter wurde die SS auf den kommenden Massenmord vorbereitet und der Kreis der Opfer wurde immer weiter gezogen[10]. Hinzu kam der „Kriegsberichtbarkeitserlass“, der im Mai 1941 beschlossen wurde. Die totale Entrechtung der Bevölkerung war mit diesem Erlass eingeleitet worden. Zeitgleich plante die Gauleitung das erste polnische Ghetto in Łódź. Zahlreiche Ghettos folgten, wie das „Groß-Ghetto“ in Warschau mit katastrophalen Lebensbedingungen[11].

Die zweite Welle der Gewalt rollte über Polen im August 1941, mit 44.125 Exekutierten. Im Winter 1941/42 meldeten die Einsatzgruppe A 24.9000 Erschossene und die Einsatzgruppe B 95.0000. Das Mitleid mit den Opfern transformierte sich in das Selbstmitleid der Täter.[12] So beklagte Paul Blobel, SS-Offizier, dass die Bedauernswerten die Mörder seien, nicht die Opfer. Vom psychologischen Gesichtspunkt haben sie Schreckliches durchgemacht[13]. Auch Himmler versuchte, dem Massenmord an Millionen von Menschen den Charakter des Verbrechens zu nehmen, der „die Endlösung“ als „die schwerste Frage seines Lebens“ bezeichnete[14]. Dabei galt der Jude als Schädling, der nicht ermordet wurde, sondern vernichtet, weil er nicht mehr zur Menschheit zählte.

Hitler verkündete, dass „wir vom Standpunkt des soldatischen Kameradentums abrücken müssen“. Für die Einsatzgruppen wurde der Weg für den Massenmord gesetzlich legitimiert, indem die Exekutivmaßnahmen eigenverantwortlich wurden. SS-Obergruppenführer und General der Polizei, Reinhard Heydrich, sprach von einem Einsatz der „unerhörte Härte verlangte“. Willig ließen sich die Einsatzgruppen zu ihren „Aktionen“ fahren, kaum einer begehrte auf. Nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto kam es zu weiteren Massenerschießungen. Bei den Massakern der „Aktion Erntefest“ Anfang November 1943 erschossen SS- und Polizeieinheiten an zwei Tagen 42.000 Juden aus den Lagern Majdanek, Poniatowa und Trawniki.

Die Mörder waren jedoch stets bemüht, den Gewaltcharakter des Mordens auszublenden. Häufig wurden Gewalttaten als „Aktionen“ bezeichnet, wie „Säuberungsaktionen“ oder „Befriedungsaktionen“. Wiederholt ist die Rede von „besonderen Maßnahmen“, „Aussiedlung“, „mit äußersten Mitteln“, „schonungslosem“ Eingreifen sowie „kollektiven Gewaltmaßnahmen“. Die unrechtmäßigen Taten erhalten mit diesem Sprachgebrauch eine Legitimation und sollten ein ordnungsmäßiges Handeln suggerieren.

 

Massenerschießungen in Weißrussland, dem Baltikum, der Ukraine und der Krim

Am 23. Juni 1941 brachen Heydrichs Truppen auf, fünf Millionen Juden im Zuge des Rußlandfeldzuges zu jagen[15]. Hauptziele waren die Großstädte. Hier wurde unverzüglich mit dem Morden begonnen, ohne dass es eine Phase der Ghettoisierung gab. Ziel war die wirtschaftliche Ausbeutung sowie die Vernichtung des „Todfeindes“, den „jüdischen Bolschewismus“. Die Ermordung der Juden galt als selbstverständliche Notwendigkeit, die sofort mit der Ankunft der deutschen Truppen begann.

Oberst Blaskowitz wurde nach seiner Denkschrift, in der er die SS offen kritisierte, gen Westen versetzt und die SS konnte weiter ungehindert morden. Um den 17. September 1941 kam die Order, mit der Deportation von etwa 60.000 Juden und Jüdinnen zu beginnen. Die Deportationen wurden zunächst nach Łódź und Minsk geleitet. Fünf Züge wurden ins litauische Kaunas geleitet. Alle 5.000 Insassen wurden vom Einsatzkommando 3 erschossen. Ebenfalls erschossen wurden am 30. November 1941 insgesamt 730 Berliner Juden und Jüdinnen. Die NS-Führung in Berlin hatte die Ermordung, aus Bedenken vor einer negativen Reaktion im Reich, nicht bewilligt. Der befürchtete Protest blieb jedoch aus[16].

Als die wichtigsten Akteure der Massenerschießungen in der Sowjetunion gelten die drei Höheren SS- und Polizeiführer Erich von dem Bach, Friedrich Jeckeln und Hans Pützmann. Sie organisierten und koordinierten die Hinrichtungen und erschossen auch eigenhändig Menschen[17].

Als äußerst skrupellos erwiesen sich auch die folgenden zwei Einheiten: die SS-Kavalleriebrigade und die 1. SS-Infanteriebrigade, die Himmler unterstellt waren. Letztere erschoss Ende des Jahres 1941 in der Nord- und Zentralukraine schätzungsweise 17.000 Zivilisten und ermordete weitere 18.000 Kriegsgefangene. Die SS-Kavalleriebrigade ermordete innerhalb von zwei Monaten im Jahr 1941 in Weißrussland ca. 35.000 Menschen, unter denen hauptsächlich Juden und Jüdinnen waren[18].

Das Jahr 1941 gilt als besonders radikal: Deutsche Ordnungspolizisten erschossen am 26. und 27. August 1941 in Kamenez-Podolsk (Ukraine) 23.600 Menschen. In Rowno wurden am 7. und 8. November 1941 schätzungsweise 21.000 Menschen erschossen, in Minsk ca. 19.000 Menschen im November 1941. In Riga, im Wald von Rumbula, ermordeten deutsche Einsatzgruppen mit Hilfe von einheimischen Hilfspolizisten ca. 25.000 Menschen. Am 29. und 30. September bis zum 12. Oktober fand eines der größten Massaker statt, für das das Sonderkommando 4a unter Mithilfe der Polizeibataillone 45 und 314 verantwortlich war: In der Schlucht von Babyn Jar wurde 51.000 Menschen innerhalb von wenigen Tagen erschossen: Die Menschen mussten sich entkleiden, ihre Wertsachen abgeben, um sich dann, mit dem Gesicht zur Erde, hinzulegen. Die Schützen töteten ihre Opfer mit einem Genickschuss. Beim Anblick der Toten, schrien viele vor Schreck auf, bevor sie selbst erschossen wurden[19].

Überliefert wurde auch die Ereignismeldung 153, in der die Einsatzgruppe das Ermorden von 79.276 Menschen meldete, die Einsatzgruppe C 11.328 und die Einsatzgruppe D 2.010. Hinter diesen Zahlen stehen Frauen, Männer und Kinder, die alle erschossen wurden.

In Litauen wurden nach dem Krieg 174 Massengräber gefunden, in denen auch die Opfer aus der Hauptstadt Vilnius verscharrt wurden. 100.000 Juden und Jüdinnen aus Vilnius wurden in Paneriai erschossen. In der Ukraine wurden von den deutschen Besatzern 1,5 Millionen Menschen ermordet. Insgesamt wurden 916 Massengräber gefunden.

 

Der Jägerbericht

Die Massenmörder hatten wenig Interesse daran, die Zahlen ihrer Opfer schriftlich festzuhalten. In sogenannten „Ereignismeldungen“ der Einsatzgruppen wurden die Zahlen der Toten zum Teil dokumentiert. Als Ausnahme gilt der sogenannte „Jäger-Bericht“. Karl Jäger, Führer der Einsatzgruppe 3 und Kommandeur des SD für das Generalkommissariat Litauen, dokumentierte das Morden akribisch. Die Durchführung der „Aktionen“ bezeichnet er als „Organisationsfrage“, bei der seine Männer „unter Lebensgefahr“ Fluchtversuche verhinderten und insgesamt 137.546 Männer, Frauen und Kinder erschossen. Er schreibt von einem „Paradeschießen“ und legt Wert darauf, dass alle Männer, bis auf eine Ausnahme, an den Erschießungen „aktiv teilgenommen“ haben[20].

 

Partisanenbekämpfung mit Hilfe der Wehrmacht

Die Täter erfanden immer neue Rechtfertigungen, um „Aktionen“ durchzuführen. Aus Sorge vor Seuchengefahr wurden Massenerschießungen angeordnet oder unter dem Vorwand der „Partisanenbekämpfung“. Dabei galten Angriffe, mögliche Zusammenarbeit mit dem Feind, Nachrichtenträger für Partisanen als Rechtfertigung für Tötungsoperationen. Die Begriffe Juden und Partisanen verschmolzen zu einem Feindbild, zu dem Menschen willkürlich zugeordnet werden konnten.

Das Heer beteiligte sich massiv an der Partisanenbekämpfung in Form von Massenerschießungen. Die Wehrmacht unterstützte außerdem die Einsatzgruppen bei Massenerschießungen, die erst mithilfe des Militärs möglich waren. Unter dem Deckmantel der Partisanenbekämpfung erschoss die Wehrmacht in Serbien ca. 5.000 Menschen. Trotzdem wäre es in der damaligen Zeit unvorstellbar gewesen, an der Anständigkeit deutscher Offiziere und Polizeibeamten zu zweifeln, ohne deren Hilfe das Massenmorden nicht in dem Ausmaß möglich gewesen wäre.[21] Soldaten halfen beim Erfassen der Opfer, sperrten Hinrichtungsorte ab und beteiligten sich am Morden. Der sogenannte „Sühnebefehl“ wurde im September 1941 erlassen, der für jeden „aus dem Hinterhalt getöteten Soldaten“ 50-100 Zivilisten forderte. Zivilisten, die im Verdacht standen, Partisanen zu sein, hatten keinerlei Schutz mehr. Ganze Dörfer wurden niedergebrannt, deren Einwohner ermordet oder deportiert[22]. Die deutsche Wehrmacht erschoss im Rahmen von „Sühnemaßnahmen“ zahlreiche Zivilisten nicht nur im Osten Europas, sondern auch in Frankreich, Norwegen, Italien, Serbien und Griechenland. Zu den ersten Opfern zählten Juden, Roma sowie Sinti.

Zu den Opfern zählten auch psychisch kranke Menschen, Kriminelle, sogenannte „Asoziale“, „fremdrassige Elemente“ und Homosexuelle. Dokumentiert wurde die Ermordung von Patienten aus Pommern, die der Einheit Kurt Eimanns übergeben wurden. Diese führten die Patienten in die umliegenden Wälder bei Danzig, wo sie erschossen wurden. Die Zahl der Ermordeten liegt bei ca. 3.000 Menschen.[23] Immer wieder betonte Himmler, dass der SS-Mann im staatlich befohlenen Mord „anständig“ zu bleiben habe. Höhne bezeichnet dies als grotesk gesteigertes Gefühl bürgerlicher Rechtschaffenheit inmitten allen Mordens für Volk und Vaterland.[24]

Rudolf Höß, Kommandant von Auschwitz, kommentierte den Massenmord mit folgenden Worten: “Nichts ist wohl schwerer, als über dieses kalt und mitleidlos, ohne Erbarmen hinwegschreiten zu müssen.[25]. Zwar kam es immer wieder zu vereinzelten Konflikten zwischen den Einsatzgruppen und dem Heer, aber es blieb bei bloßen Beschwerden, über die „Disziplinlosigkeit“ der SS-Männer.[26] Der Osten Europas entwickelte sich nach und nach zu einem rechtsfreien Raum[27].

 

Gesetzliche Massenerschießungen

Trotzdem war das Morden von einem gesetzlichen Rahmen umschlossen, wenn eine „Aktion“ nicht gerechtfertigt werden konnte, fand sie auch nicht statt. Die Massenerschießungen folgten ähnlichen Abläufen und suggerierten den Mördern einen rechtmäßigen Rahmen. Das Morden galt als Arbeit, die erledigt werden musste, bei der es Pausen und einen Feierabend gab. Dieser Rahmen gab den Verbrechen einen offiziellen Charakter, das Morden wurde zu etwas Alltäglichem. Sich zu überwinden, Menschen zu töten, wurde mit persönlicher Härte und Willensstärke gleichgesetzt. Wer nicht mitschoß, galt als unmännlich und schwach. Weitere Motive waren vermutlich Gehorsam, Antisemitismus, Rassenhass, Gruppendruck und Habgier. Massaker gehörten letztendlich zum Alltag im „deutschen Osten“. Zuschauer in der Nähe der Erschießungsstätten sorgten für eine verringerte Möglichkeit, zu fliehen. Die umstehenden, scheinbar unbeteiligten Menschen, demonstrierten mit ihren Blicken Zustimmung sowie die Ausweglosigkeit für die Opfer, die keine Hilfe zu erwarten hatten[28]. Die Kleidung und Wertsachen der Ermordeten wurden in der Regel verkauft. Die Zeitzeugin Valentina Freimane, deren Familie bei den Massenerschießungen in Rumbula (Lettland) ermordete wurde, berichtete, dass selbst ein blutverschmiertes Kinderkleid eine Käuferin fand.

 

Die Strafverfolgung in der DDR und BRD

Im sogenannten „Einsatzgruppen-Prozess“ in Nürnberg wurden 24 SS-Führer von den USA vor Gericht gestellt, die sich aktiv an den Massenerschießungen beteiligt hatten. Am 7. Juni 1951 wurde Blobel zusammen mit drei anderen Einsatzgruppenführern in Landsberg hingerichtet sowie weitere zu langen Haftstrafe verurteilt.

In der DDR und der BRD hingegen kommt die Strafverfolgung Anfang der 1950er Jahre bereits zum Erliegen. Nur wenige Prozesse wurden gegen die Mörder geführt, häufig kam es zu milden Urteilen. Beispielsweise wurden die Täter im Prozess in Ulm 1958 nicht wegen Tausendfachen Mord verurteilt, sondern nur zur Beihilfe. Vielen Tätern gelang die Flucht aus Deutschland. Andere Täter konnten sich problemlos in die deutsche Gesellschaft einfügen, ohne dass sich Konsequenzen aus ihrem Morden ergaben.

Autorin: Bettina Klockow

 

Literatur

Benz, Wolfgang: Der Holocaust. München 1995

Bialas, Wolfgang: Moralische Ordnungen des Nationalsozialismus, Göttingen 2014

Broszat, Martin: Autobiographische Aufzeichnungen des Rudolf Höß, a.a.O. München 2006

Friedländer, Saul: Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Vernichtung 1933-1945. München, 2006

Höhne, Heinz: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS. München 2002

Heydrich, Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD, „Befehl Nr.2“, Berlin, 1.7.1941

Paul, Gerhard: Die Täter der Shoah.Fanatische Nationalsozialisten oder ganz normale Deutsche? Göttingen 2002

Puttkamer von, Joachim: Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert. Oldenburg 2010

Pohl, Dieter: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933-1945

Smith, Peterson: Heinrich Himmler, Geheimreden 1933-1945 und andere Ansprachen. Frankfurt am Main 1974

Quellen im Internet

www.yahadinunum.org/de/what-is-the-holocaust-by-bullets/

https://phdn.org/archives/www.david-irving.de/jaeger.html

Ausstellungskataloge

 Massenerschießungen. Der Holocaust zwischen Ostsee und Schwarzem Meer 1941-1944. Ausstellungskatalog. Hrg.:Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Stiftung Topographie des Terrors. Berlin 2016

Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941 – 1944. Ausstellungskatalog. Hrg: Hamburger Institut für Sozialforschung. Hamburg 2002

 
 

Anmerkungen

[1]http://www.yahadinunum.org/de/what-is-the-holocaust-by-bullets/

[2]Massenerschießungen. Der Holocaust zwischen Ostsee und Schwarzem Meer 1941-1944. Ausstellungskatalog. Hrg.:Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Stiftung Topographie des Terrors. Berlin 2016. S. 30

[3]Höhne, Heinz: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS. München 2002, S. 270ff

[4]Höhne, Heinz: S. 299ff

[5]Ebd., S 273

[6]Heydrich, Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD, „Befehl Nr.2“, Berlin, 1.7.1941

[7]Höhne, Heinz, S. 275

[8]Friedländer, Saul: Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Vernichtung 1933-1945. München, 2006. S.392

[9]Puttkamer von, Joachim: Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert. Oldenburg 2010. S. 102

[10]Höhne, Heinz: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS. München 2002. S. 325

[11]Pohl, Dieter: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933-1945. S-64-66

[12]Bialas, Wolfgang: Moralische Ordnungen des Nationalsozialismus, Göttingen 2014. S. 85

[13]Höhne, Heinz: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS. München 2002. S.335

[14]Smith, Peterson: Heinrich Himmler, Geheimreden 1933-1945 und andere Ansprachen. Frankfurt am Main 1974. S. 169 f.

[15]Höhne, Heinz: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS. München 2002. S. 330

[16]Ebd.: S 86

[17]Pohl, Dieter: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933-1945. Darmstadt 2003, S. 71-72.

[18]Ebd., S. 73

[19]Benz, Wolfgang: Der Holocaust. München 1995. S. 65

[20]https://phdn.org/archives/www.david-irving.de/jaeger.html/ Blatt 8

[21]Paul, Gerhard: Die Täter der Shoah. Fanatische Nationalsozialisten oder ganz normale Deutsche? Göttingen 2002. S. 16f

[22]Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941 – 1944. Ausstellungskatalog. Hrg: Hamburger Institut für Sozialforschung. Hamburg 2002. S. 42

[23]Friedländer, Saul: Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Vernichtung 1933-1945. München, 2006.S. 395

[24]Höhne, Heinz: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS. München 2002. S. 352

[25]Broszat,Martin: Autobiographische Aufzeichnungen des Rudolf Höß, a.a.O. München 2006, S.129.

[26]Friedländer, Saul: Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Vernichtung 1933-1945. München, 2006. S. 408

[27]Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941 – 1944. Ausstellungskatalog. Hrg: Hamburger Institut für Sozialforschung. Hamburg 2002. S. 51

[28]Massenerschießungen. Der Holocaust zwischen Ostsee und Schwarzem Meer 1941-1944. Ausstellungskatalog. Hrg.:Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Stiftung Topographie des Terrors. Berlin 2016. S. 123

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