Wenn man an die deutschen Invasionen zu Beginn und während des Zweiten Weltkrieges denkt, erinnert man sich oft an die Blitzkriege in Polen oder Frankreich oder die Eroberungen in Afrika. Das dritte Reich führte jedoch Krieg an allen Fronten und auch der Norden Europas blieb davon nicht verschont.
Ähnlich wie die Schweizer versuchten sich zu dieser Zeit die Norweger in einer sogenannten Neutralitätspolitik. „Kongens nei“ – im Deutschen „The King’s Choice – Angriff auf Norwegen“ – erzählt die Geschichte Norwegens während des Zweiten Weltkrieges und die Rolle von Norwegens König Haakon VII.
Die Handlung von „Kongens nei“ konzentriert sich auf nur drei Tage im April des Jahres 1940. Die deutsche Kriegsmarine tritt unerlaubt und ohne Kriegserklärung in norwegische Gewässer ein unter dem Vorwand, Norwegen vor einem Übergriff Großbritanniens zu schützen. Ein deutscher Kreuzer wird zwar von den Norwegern zerstört, aber schnell wird klar, dass es den Nazis mehr darum geht Norwegen zu besetzen als es zu beschützen. Und trotz der Versenkung des ersten deutschen Kreuzers wird schnell klar, dass die norwegische Armee weder technologisch noch nach Kampfstärke den Nazis gewachsen ist.
Der Film konzentriert sich im weiteren Verlauf hauptsächlich auf König Haakon, seine Familie und den restlichen Hofstaat. König Haakon war zu dieser Zeit einer der wenigen demokratisch gewählten Monarchen und übernahm die Amtsgeschäfte 1905. Der Film zeigt wundervoll, dass er ein König ist welcher sich auf der einen Seite seiner Rolle als monarchischer König bewusst ist, anderseits aber seiner Pflicht gegenüber den Norwegern, die ihn als Staatsoberhaupt gewählt haben.
Für Hitler ist Norwegen von strategischer Wichtigkeit, weil das Land unter König Haakon über ausgebaute Seehäfen und kostbare Bodenschätze für die Rüstungsindustrie verfügt. Als die Nazis das Land übernehmen, muss sich der König jedoch entscheiden. Mit Vidkun Quisling stand der Parteiführer der faschistischen Nasjonal Samling bereit, eine Marionettenregierung unter Hitler anzuführen.
Der König hat mittlerweile die Hauptstadt Oslo verlassen und versteckt sich im Dorf Nybergsund. Die Szenen unterscheiden sich doch sehr gegenüber den rasanten Kampfszenen und der turbulenten Flucht und erinnern an ein Kammerspiel.
Als besonderer Antagonist erscheint der deutsche Kurt Bräuer, gespielt von Karl Markovics. Karls Aufgabe ist es mit dem norwegischen König zu verhandeln, obwohl er sich selber in einem moralischen Dilemma befindet. Er möchte die Neutralität Norwegens bewahren und friedlich kooperieren, wird aber in einer Szene von Hitler dazu angeheizt die Invasion fortzuführen.
Obwohl das Verhalten des Königs letztendlich nichts an der erfolgreichen Invasion und Besetzung der Nazis änderte, erzählt uns „Kongens nei“ eben doch wie König Haakon für Norwegen mit Stolz und Würde sein Land an die Invasoren übergeben konnte.
„Kongens nei“ ist ein Film mit einer fantastischen Besetzung. Er nimmt sich einem Thema an, welches bislang eher weniger betrachtet worden ist. Verständlicherweise konnte „Kongens nei“ bisher in Norwegen, aber auch in den anderen skandinavischen Ländern, die Kinos füllen. Auch die Kritiker zeigen sich begeistert von der Geschichte. Die Geschichte des Königs, welcher sich erfolgreich – wenn aber auch nur für drei Tage – der militärischen Überlegenheit der Nazis entgegen setzte und für sein Volk einstand und als Held in Erinnerung bleibt.
Obwohl „Kongens nei“ eher als illustrierte Geschichtsstunde zu betrachten ist, überzeugt der Film mit beeindruckender Kamera und authentischer Geschichtsinszenierung.
Bei den diesjährigen Oscars gilt „Kongens nei“ als Favorit für den Preis des besten fremdsprachigen Films (Best Foreign Language Film).
Kongens nei – von Erik Poppe
Norwegen / Schweden / Dänemark / Irland 2016
Norwegisch, Deutsch
130 Min · Farbe
Berlinale: Sektion Panorama