Zahllose Filmemacher, die im öffentlichen Raum mit dem Nationalsozialismus hantierten, berichten in Interviews, dass sie sich sehr nachdenklich und wohlüberlegt die Frage gestellt haben ob ihr spezifischer Ansatz dem Thema angemessen sei. Danach befragt, bekennt der finnische IRON SKY Regisseur Timo Vuorensola, er hätte sich diese Frage nicht wirklich gestellt. Er sei in einer Sauna mit Freunden auf die Idee gekommen, einen Film über Nazis auf dem Mond zu machen und die Idee schien so absurd, dass er sie unbedingt auch verwirklichen wollte.
Einige Jahre und einen Finanzierungsmarathon später kann der Finne auf ein mit 7,5 Mio. Euro und zum Teil durch Crowdfunding finanziertes Werk blicken, dessen Zielpublikum Liebhaber von Trash- und B-Movies sind und das zu seiner Berlinale-Premiere im Friedrichstadtpalast von einer großen Fangemeinde bejubelt wurde.
Was aber erzählt dieser absurde Film? Ende 1945 flüchtete eine Gruppe von NS-Wissenschaftlern mit Raumschiffen auf die Rückseite des Mondes. Ohne Kontakt zur Außenwelt haben sie in der Mondbasis „Schwarze Sonne“ die Eroberung der Erde geplant. Als eine US-Mission 2018 auf dem Mond landet, gehen die Nazis in die Offensive und mischen sich zunächst in den laufenden US-Wahlkampf ein, um später mithilfe eines „Meteorblitzkrieges“ erst die USA und später dann die Erde zu zerstören. Sie scheitern an beiden und doch gibt es kein Happy End.
Die Absurdität der Story setzt hohe Erwartungen an die Umsetzung, die im Großen und Ganzen auch eingelöst werden. Die Handlung reiht Gag an Gag und strotzt vor schrägen Details. Ein engagiert spielendes Cast präsentiert sich vor fast-perfekten Computeranimationen.
Auf der Berlinale-Pressekonferenz berichtete Regisseur Vuorensola von seiner Begeisterung für die Weltraumkämpfe im Film. Diese faszinieren ihn so sehr, dass er an diesen Teil seiner Geschichte gerne anknüpfen möchte – mit oder ohne Nazis. Schauspielerin Julia Dietze gab zu Protokoll, dass sie sehr wohl darüber nachgedacht habe, ob man „so etwas denn darf“, denn sie habe außer einer tiefen Trauer gegenüber dem Holocaust viele jüdische Freunde. Aber der Film habe sich bewusst dazu entschlossen den Antisemitismus außen vor zu lassen. Und so hatte Frau Dietze jeden Zweifel bzgl. ihrer Rolle zumindest für sich aus dem Weg geräumt.
Von Publikum und Journalisten als finnischer Sci-Fi-Trash jenseits des Political Correctness-Radars konsumiert – und als nichts anderes sollte man diesen Film rezipieren -, kann man IRON SKY einen validen Nischenerfolg vorhersagen.
Ab 05. April 2012 (Kinostart Deutschland) wird sich zeigen, ob Vuorensola mit IRON SKY nicht nur einen Festival-, sondern auch einen deutschen Kinoerfolg feiern kann.
Finnland / Australien / Deutschland 2011 / 93 min
Englisch, Deutsch
REGIE: Timo Vuorensola
DARSTELLER: Christopher Kirby, Götz Otto, Julia Dietze, Udo Kier