David Zonana entführt die Zuschauer in die ärmsten Bevölkerungsschichten Mexikos. Als junger Mensch hat man eigentlich nur eine Chance, aus dieser Welt auszubrechen, wenn man sich Strukturen unterwirft, die von Gewalt geprägt sind. Entweder in einer der zahlreichen Drogenbanden, oder in der zwar gnadenlosen, aber gesellschaftlich hoch angesehenen Militärschule „Heroico Colegio Militar“. Der 18jährige Luis entscheidet sich für den zweiten Weg, um sich und seine schwer kranke Mutter zu ernähren.
Er träumt davon, „jemand zu sein“ und zu studieren. Die „Heroico“ scheint ihm die Gelegenheit für die Erfüllung seines Traumes zu bieten. Sein Vater, der den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen hat, war in Luis‘ Kindheit ein Soldat, und auch als junger Mann ist Luis vom Wesen des Militär fasziniert.
In der Akademie jedoch erfährt der junge Mann mit indigenen Wurzeln am eigenen Leib, was es bedeutet, wenn man sich in ein System begibt, das vollkommen auf Unterwerfung, Drill, Gehorsam und das Brechen der Persönlichkeit ausgerichtet ist. Noch drastischer als für andere ist dieser Vorgang der Entmenschlichung erfahrbar, wenn man wie Luis einer Randgruppe angehört und eine gewisse Aussichtslosigkeit verinnerlicht hat, und diese auch immer wieder vor Augen geführt bekommt. Sämtliche romantischen Vorstellungen, denen er sich hingegeben hatte, werden zerstört. Luis gelingt es immer weniger, sich mit diesem System zu identifizieren. Als einer seiner Vorgesetzten ein für Luis vollkommen unbekanntes Kapitel von Sadismus und Grausamkeiten aufschlägt, gerät Luis in einen schweren Konflikt zwischen der Verantwortung für sich und seine Mutter auf der einen und der Selbstachtung und dem Selbsterhaltungstrieb auf der anderen Seite.
Man wird zeitweise unwillkürlich an Stanley Kubrick und „Full Metal Jacket“ erinnert. In jeder militärischen Ausbildungseinheit gibt es wohl einen „Private Paula“, der sadistischen Ausbildern als Ziel ihrer Demütigungen zu dienen hat, bis hin zur tiefsten Erniedrigung. Aber auch, wenn man viele der Methoden schon mal gesehen hat, verlieren sie nichts an ihrem Schrecken und Ihrer beklemmenden Faszination.
Die Gewalt, die in „Heroico“ stattfindet, wird nur am Rande bildlich gezeigt. Akustisch ist sie um so imposanter dargestellt. Der Zuschauer hört, die Schläge von Fäusten und Eisenstangen, das dumpfe Poltern stürzender Körper und Schmerzensschreie meist nur. Was nichts an der Eindrücklichkeit der Szenen ändert.
David Zonana erzählt die Geschichte, die zwar fiktiv ist, aber auf persönlichen Erfahrungsberichten mehrerer Kadetten der Heroico beruht, auf eine beklemmende und zugleich fesselnde Art und Weise. Getragen von einer meisterhaften Bildführung, die von statischen Positionen bis zu etwas verwackelten Bildern ein beeindruckendes Spektrum der Emotionalität einzufangen versteht, schafft Zonana es, die Zuschauer in das Erleben von Luis einblicken zu lassen.