Dieter Ebels: Helene. Eine Kriegskindheit, Gelnhausen 2007.
Der Roman wurde gerade auf der Frankfurter Buchmesse neu vorgestellt. Aus Pressemeldungen konnte man einiges über die Entstehungsgeschichte des Buches erfahren. Im Jahr 2004 erschien von Dieter Ebels ein Buch über Stadtgeschichte. Bei Recherchen dazu hatte er auch Zeitzeugen befragt. Dabei war er auf eine alte Dame gestoßen, die ihm von ihrer Kindheit im Krieg erzählte. Diese Erzählung war dem Autor dermaßen unter die Haut gegangen, dass er sich dazu entschloss, sie niederzuschreiben. Zitat des Autors: „Irgendwann einmal wird es die Generation, die den Krieg noch selbst miterleben musste, nicht mehr geben. Dann gehen solche Erinnerungen für immer verloren. Erinnerungen, die unbedingt als Mahnung für die nachfolgenden Generationen festgehalten werden müssen.“ Ebels hat die Geschichte so niedergeschrieben, wie sie ihm von der alten Dame übermittelt wurde, in einer teils kindlich naiven Ich-Perspektive, gesehen mit den Augen des Mädchens Helene.
In den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges zermürben ständige Bombenangriffe die Bevölkerung der großen Industriestädte. Not und Elend sind allgegenwärtig. Die Geschichte schildert die Kriegsjahre aus Sicht des Mädchens Helene. Während sich ihr Vater als Soldat im Krieg befindet, erlebt Helene, gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren vier Geschwistern, all die Grausamkeiten des Krieges. Das Mädchen muss miterleben, wie die Bomben um sie herum alles in Schutt und Asche legen. Überall gibt es Tote und Verletzte. Dann kommt Helene durch die Kinderlandverschickung nach Bayern auf einen Bauernhof. Dort sieht sie zum ersten Mal die Berge und kann die Kriegswirren für einige Zeit verdrängen. Ein Höhepunkt ihrer Bayernreise ist ein Besuch von Hitlers Kehlsteinhaus auf dem Obersalzberg. Kaum kehrt sie aber wieder nach Hause zurück, da überschatten tragische Ereignisse ihr Leben, denn ihre eigene Familie wird von schweren Schicksalsschlägen getroffen.
Der Roman ist eine Familiengeschichte der besonderen Art. Einmal in die Hand genommen, möchte man das Buch nicht mehr weglegen. Die lockere und flüssige Schreibweise lässt den Leser schnell tief in das Geschehen eindringen und bald schon glaubt man, selbst in dieser Geschichte drin zu sein. Ein Mädchen erzählt, und man lacht mit, man fühlt mit, man zittert mit und man weint mit, und manchmal geht die Erzählung sehr tief unter die Haut. Trotzdem ist es ein Buch, von dem man sich wünscht, dass es nie zu Ende geht, denn man wird selbst zu einem Teil von Helenes Familie und möchte diese nicht mehr missen. Fazit: Ein tolles Stück Literatur, unbedingt weiter zu empfehlen!
Autorin: Melanie Ackermann
Dieter Ebels: Helene. Eine Kriegskindheit. Wagner Verlag, Gelnhausen 2007, 401 Seiten, ISBN 978-3-86683-074-5 oder ISBN 3-86683-074-2, EUR 16,80.