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Startseite > Rezensionen > Ausstellungsrezensionen > Georg Grosz. Korrekt und anarchisch – Akademie der Künste
Geschrieben von: Matthias Reichelt
Erstellt:

Georg Grosz. Korrekt und anarchisch – Akademie der Künste

Postkarte an Paul Westheim, 31.1.1947. Collage, 13,5 x 9 cm. Akademie der Künste, Paul-Westheim-Archiv, c VG Bild-Kunst, Bonn 2010

Postkarte an Paul Westheim, 31.1.1947. Collage, 13,5 x 9 cm. Akademie der Künste, Paul-Westheim-Archiv, c VG Bild-Kunst, Bonn 2010

Kein Künstler war so leidenschaftlich an Wirklichkeit und Leben interessiert wie George Grosz. Kühn und scharf beobachtete er die Menschen, die Kleinen und die sich für ganz groß Haltenden. Proletarier und Bourgeois, Nutten und Zuhälter, Bettler und Bosse, alle wurden wahrgenommen und zu Papier gebracht. Grosz drang in die Niederungen merkantiler Interessen ein und legte sie bloß. Analytisch klar, beißend scharf im Ausdruck und in der Kritik und niemals verhalten, ausgewogen, opportun und schonend. Das war Grosz. Ganz nebenbei war sein Strich von einer genialischen Leichtigkeit und immer treffend. Grosz ist im Kanon des Bildungsbürgers und Börsenmaklers gleichermaßen vertreten, denn Leinwand und Papier teilen keine Schläge aus, sind wertsteigernd und geduldig, was Grosz nicht war. In den großen Museen der westlichen Welt sind seine Bilder zu sehen und werden von Menschen goutiert, denen Grosz mit dem Pinsel gerne eins in die Fresse gegeben hätte. Er kannte seine Pappenheimer.

Eine großartige Ausstellung in der Akademie der Künste zeigt seine Skizzenbücher, Collagen und Grafiken und man kann sich nur wieder einmal wundern, wie brandheiß aktuell seine gezeichneten Attacken sind.

Grosz hatte in den 20er Jahren mehrfach in der Preußischen Akademie der Künste ausgestellt, eine Mitgliedschaft war aber durch ministerielle Interventionen verhindert worden. 1933 wäre er sowieso rausgeflogen. 1958, ein Jahr vor seinem Tod und nach eigenem Bekunden „too late“ nahm man Grosz in die Akademie (West) auf. Sechs Wochen nach seiner endgültigen Rückkehr nach Berlin starb Grosz am 6. Juli 1959. Sein Schwager und dessen Frau, Otto und Charlotte Schmalhausen wohnten am Savignyplatz 5, wo sich ab 1933 auch ein Büro der SS befand. Bei Schmalhausens hatte Grosz bei seiner Auswanderung in die USA 1932 einiges – wie auch das brisante Gemälde „Stützen der Gesellschaft“ – gebunkert. Genau dort, genauer gesagt im Kohlenkeller, wahrscheinlich vor den Nazis versteckt und dann in Vergessenheit geraten, wurde bei der Aufgabe der Wohnung 1984 eine Kiste gefunden. Sie enthielt ein großes Konvolut von Briefen aus der Zeit vor 1932, 159 Jugendzeichnungen sowie eine Serie mit 23 Portraitstudien, die Grosz von seinem Freund Max Hermann Neiße angefertigt hatte. Die gesamte Neiße-Serie ist jetzt in der Ausstellung komplett zu sehen. In Schaukästen präsentiert sind auch viele der 204 Skizzenbücher aus der Zeit in den USA, die mittlerweile im Besitz der Akademie sind.

Ecce Homo, 1916. Ach, knallige Welt, Du seliges Abnormitätenkabinett, Blatt XIV, 35,0 x 26,0 cm. Akademie der Künste, Kunstsammlung. C VG Bild-Kunst, Bonn 2010

Ecce Homo, 1916. Ach, knallige Welt, Du seliges Abnormitätenkabinett, Blatt XIV, 35,0 x 26,0 cm. Akademie der Künste, Kunstsammlung. C VG Bild-Kunst, Bonn 2010

Grosz machte überall seine kleinen Skizzen, oftmals Typologien von Menschen, Gesten und Kleidung. In den Skizzenbüchern wurde das Rohmaterial gesammelt, Ideen und kleine Entwürfe festgehalten. Sie sind nicht nur für die Forschung von unermesslichem Wert, sie besitzen auch eine ganz eigene und sehr attraktive Ästhetik. Dort finden sich bereits die kleinen Elemente, die dann in seinen großen Zeichnungen und Gemälden auftauchen. Birgit Möckel weist in dem begleitenden Katalog nach, wie das Prinzip der von Grosz und Heartfield entwickelten Montage letztlich bis in Grosz’ Zeichnungen vorgedrungen ist. Die scheinbar chaotischen Szenen, die nichts anderes als das knallige, simultane und widersprüchliche Straßenleben der Großstadt festhalten, sind durch viele Achsen durchbrochen und aus verschiedenen Perspektiven gezeichnet. Das ist kubistischen Ursprungs – Grosz war ein hervorragender Kenner der Kunst und hat auch schon mal einen Picasso verbessert – und knüpft an deren radikalen Perspektivverschiebungen an. Formal auf der Höhe und im Inhalt ebenso radikal, aber keineswegs pastoral und missionarisch. Denn was wäre Grosz ohne seinen wütenden Humor, der immer auch brutal und zärtlich zugleich ist und auf einer passionierten Liebe zum Leben basiert. Das Bunte, Laute, Dralle, der Moloch der Großstadt, der ganze Zirkus des Lebens mit Achter- und Geisterbahn waren ihm nah und tauchen in Grosz’ Werk auf. Kein Programm, keine Scheuklappen und keine Ismen vernagelten ihm den Kopf mit Brettern. Geliebäugelt mit dem Kommunismus hatte er, sich aber wieder abgewandt. Klarsichtig erkannte er die Hitler-Fresse bereits 1923 als personifizierte Gefahr des Faschismus, als andere ihn noch nicht kennen und fürchten wollten. Die Ausstellung zeigt die Schnittstelle im Werke Grosz’ zwischen unikater Zeichnung und Montage und der reproduzierten Massenware in Gestalt von Grafikmappen fürs linke Bildungsbürgertum und die Zeitung fürs gebildete Proletariat. Ob die Zeitungen wirklich vom klassenbewussten Proletariat rezipiert wurden, ist fraglich, denn da gab es andere Bibeln, die den Weg wiesen. Im Malik-Verlag des Wieland Herzfelde erschienen nicht nur die Grafikmappen sondern ab 1919 die Zeitschrift „Die Pleite“. Bereits zuvor hatte Grosz für die von Carl Einstein herausgegebene satirische Zeitschrift „Der Blutige Ernst“ gearbeitet. Grosz wollte beeinflussen und Stellung beziehen. Leute wie ihn kann man heute mit der Lupe vergeblich suchen. In der Ausstellung sind zwei Filme zu sehen, die sich mit Grosz’ Amerikazeit befassen (von Christine Fischer-Defoy und Norbert Bunge) sowie ein Film von Gabriele Mosbach und Alexander Urban. Im letzteren werden Künstler nach der Bedeutung von Grosz’ Werk interviewt. Unter anderem dabei der peinliche Blixa Bargeld, der sich bequem im modischen Trend sonnende Norbert Bisky und die Labertasche Jonathan Meese. Norbert Bisky erzählt, wie er das Bild „Stützen der Gesellschaft“ von der DDR-Propaganda befreien musste, um es für sich entdecken zu können. Aber ein Bild ist ein Bild ist ein Bild. Und könnte es nicht sein, dass die DDR-Rezeption gerade in diesem Fall recht daran tat, die Kontinuität zwischen den von Grosz dekuvrierten Kräften der 20er Jahre und denen des herrschenden Kapitalismus festzustellen? Aber mit Grosz’scher Kritik in zeitgemäßem Gewande dürfte man kaum an der Wohnzimmerwand von Guido Westerwelle landen.

Autor: Matthias Reichelt

George Grosz
Akademie der Künste, Pariser Platz
Bis 5. April, Di–So 11–20 Uhr
Katalog 17 €

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