Die Berliner Filmemacherin Ilona Ziok hat sich mit ihrem Film Fritz Bauer – Tod auf Raten der Biographie des vielleicht profiliertesten deutschen Staatsanwaltes dokumentarisch angenähert.
Fritz Bauer, zurückgekehrter jüdischer Emigrant, war einer der wenigen prominenten Juristen Nachkriegsdeutschlands, die sich von Anfang an vehement für die Verfolgung von NS-Verbrechen eingesetzt haben. Fritz Bauer steht für zivilgesellschaftliches Engagement und war als hessischer Generalstaatsanwalt (1956-1968) der maßgebliche Initiator der Frankfurter Auschwitzprozesse im Jahre 1963 und spielte auch eine wichtige Rolle bei der Ergreifung Adolf Eichmanns. Er war es, der dessen Aufenthaltsort an den israelischen Geheimdienst Mossad verriet, damit dieser in Jerusalem vor Gericht gestellt werden konnte.
Für die Rehabilitierung der NS-Widerstandskämpfer stritt er schon zuvor als niedersächsischer Generalstaatsanwalt (1952-1953) in einem Aufsehen erregenden Prozess, in dem es um die Legitimität des 20. Juli 1944 ging und in dessen Verlauf Bauer die Rehabilitierung der hingerichteten Verschwörer erreichte.
Im restaurativen Klima der Adenauer-Ära wurde Bauer zu einer „Provokation für den Zeitgeist“. Aufsätze und Reden mit Titeln wie „Mörder unter uns“ und „Am Ende waren die Gaskammern“ erregten nicht nur rechtsradikale Kritik, sondern auch Anstoß beim bürgerlichen Publikum. Antisemitische und politische Anfeindungen begleiteten das Leben des jüdischen Schwaben. Bis zu seinem Tod 1968 in Frankfurt blieb ihm das für höchste Beamte sonst übliche Bundesverdienstkreuz verwehrt.
In ihrem Film „Fritz Bauer – Tod auf Raten“ erzählt Ilona Ziok von Bauers exzeptionellem Kampf für das Widerstandsrecht der Bürger gegen Willkürakte des Staates. Sie arrangiert ein Mosaik aus Archivmaterial und den Aussagen Bauers, sowie seiner Freunde und Verwandten zu einem eindrucksvollen biographischen Filmwerk.
Fritz Bauer – Tod auf Raten
Regie: Ilona Ziok
Deutschland, 2010,
Laufzeit: 110 min
Originalsprache: Deutsch mit engl. Untertiteln
Sektion: Panorama Dokumente, Berlinale 2010