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Startseite > Zeitalter der Weltkriege > Zweiter Weltkrieg > Ein Sinnbild des Krieges – Das Massaker von Nemmersdorf 1944
Geschrieben von: Martina Meier
Erstellt:

Ein Sinnbild des Krieges – Das Massaker von Nemmersdorf 1944

Schlagzeile in der Braunschweiger Tageszeitung vom 27. Oktober 1944

Schlagzeile in der Braunschweiger Tageszeitung vom 27. Oktober 1944

Als die Nazis nach Osten vorstießen, ging es, wie Hitler es nannte, um „Lebensraum im Osten“. Das heißt natürlich auch, dass nicht nur von Deutschen besiedelte Gebiete im Ausland eingenommen wurden, sondern auch, dass Deutsche die eroberten Gebiete besiedelten. Ferner hatte das Deutsche Reich schon vor Kriegsbeginn ganz andere Ausmaße als heute die Bundesrepublik Deutschland. Zum Deutschen Reich gehörten damals Gebiete, die heute zu Polen, Tschechien, Österreich und sogar Russland gehören. Ja, Russland. Denn Russland hat eine Exklave zwischen Litauen, Polen und Ostsee: die Oblast Kaliningrad. Hier befindet sich die Ortschaft Majakowskoje, welche einst zu Ostpreußen gehörte und Nemmersdorf hieß.

Im Oktober 1944 war es der Roten Armee schon recht erfolgreich gelungen, sich die von der Wehrmacht eroberten Gebiete im Osten des Reichs zurückzuholen. Als die Rotarmisten immer weiter gen Westen vorrückten, flohen viele Deutsche vor den Sowjets, die in den vergangenen fünf Jahren gelernt hatten, die Deutschen zu hassen, denn kein Land hatte so unter den Angriffen der Nazis zu leiden wie die UdSSR. Nemmersdorf war da keine Ausnahme. Die meisten der 637 Einwohner flohen. Als am frühen Morgen des 21. Oktober 1944 einige T-34-Panzer der 25. Panzerbrigade der Roten Armee über die einzige Brücke über den Fluss Angerapp in 25 km Umkreis vorrückten, waren folglich nur noch jene vor Ort, die zu alt oder krank waren, um zu fliehen, die weder über Pferd noch über Wagen verfügten. Schon bei der Brückenüberquerung um etwa 7.30 Uhr sollen die hier Flüchtenden einfach von den Panzern überrollt worden sein, heißt es. Um 8.00 Uhr morgens sicherte die Rote Armee das Gut Pennacken im Nordosten von Nemmersdorf.

Was dann folgte, ist heute nur noch schwer zu rekonstruieren. Fast alle Berichte von Augenzeugen entstanden erst mit etwas zeitlichem Abstand zum Geschehen und wurden vermutlich von Angehörigen des NS-Regimes beeinflusst. Goebbels Propagandamaschinerie schlachtete die Ereignisse in Nemmersdorf im Nachhinein aus, nutzte sie, um die Rote Armee als bestialisch mordende, marodierende Bestien zu inszenieren.

Eine Augenzeugin berichtete, sie habe die Besatzung eines deutschen Panzers, der auf dem Rückzug war, gebeten, sie mitzunehmen, sei jedoch schlicht überholt worden. Ein sowjetischer Soldat habe sie dann aus der Gefahrenzone gebracht und sie vor seinen Kameraden gewarnt.

Die Überlebende Gerda Meczulat berichtete, dass sie und dreizehn andere sich beim Beginn der Kämpfe in einen behelfsmäßigen Bunker im Süden der Stadt zurückgezogen hatten. Als das Artilleriefeuer verstummte, hätte zunächst Eduard Meczulat, Gerdas Vater, und später Karl Kaminski den Bunker verlassen, um Kaffee und Decken aus ihren Häusern zu holen. Meczulat ließ man demnach nach einer Durchsuchung gewähren, Kamnski nicht. Die sowjetischen Soldaten, die den Bunker am Nachmittag aufgesucht hätten, durchsuchten die Zivilisten, spielten aber auch mit den Kindern. Dann sei jedoch ein höherer Offizier erschienen und habe eine Auseinandersetzung mit einem der Soldaten gehabt. Danach befahl man die Zivilisten nach draußen, richtete sie aber beim Verlassen mit einem Kopfschuss hin. Gerda Meczulat überlebte wie durch ein Wunder, weil der Schuss das Gehirn verfehlte.

Margot Grimm, die Frau des Bürgermeisters, die sich als polnische Zwangsarbeiterin ausgab, erzählte davon, dass man ihren Mann, als sie aus Nemmersdorf fliehen wollten, ebenfalls angehalten und durchsucht habe. Ihrem Mann habe man die Armbanduhr abgenommen und ihn anschließend exekutiert.

Am Morgen des 23. Oktobers war den deutschen Truppen ein Gegenvorstoß geglückt. Als sie nach Nemmersdorf vordrangen, sollen sie den Berichten zufolge 26 tote Zivilisten vorgefunden haben, davon 13 Frauen, acht Männer und auch fünf Kinder – unter ihnen Eduard Meczulat (71), Johannes Grimm (37), Grete Waldowski (19), Maria Koch (47), Karl Kaminski (77), dessen Frau und vier seiner Enkelkinder. Viele der Leichen konnten nicht genau identifiziert werden. Zwei junge Frauen um die 20 waren vor ihrer Ermordung allem Anschein nach vergewaltigt worden. Eine der überlebenden Frauen, die 24-jährige Charlotte Müller, gab ebenfalls an, von Rotarmisten vergewaltigt worden zu sein.

Das Massaker von Nemmersdorf steht symbolisch für das Leid der deutschen Zivilbevölkerung in einem Krieg, den Hitler im Grunde auch gegen sein eigenes Volk führte. War es doch seine Wahnidee vom Endsieg und dem Großdeutschen Reich, die die Flüchtlingstrecks gen Westen, die Menschen, die alles zurücklassen und sich auf einen beschwerlichen Weg weg von der Front machen mussten, überhaupt erst begründete. Dass die Nazis Nemmersdorf dann noch für ihre Propaganda ausschlachteten, was auch die stark übereinstimmenden, im Nachhinein angefertigten Zeugenberichte nahelegen, unterstreicht nur noch einmal den Zynismus des Regimes. Natürlich spricht der Wahn Hitlers jene Soldaten unter den Alliierten, die sich Kriegsverbrechen schuldig machten, keineswegs von ihrer ganz individuellen Schuld frei. Aber es zeigt, wie wenig ein Menschenleben für Diktatoren, Autokraten und Kriegstreiber zählt. Es zeigt, wie gleichgültig Hitler auch sein eigenes Volk war.

Autorin: Martina Meier

 

Weitere Informationen

https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Nemmersdorf

https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article202118602/Nemmersdorf-1944-Eine-erschossene-Frau-hockte-am-Strassenrand.html

https://www.spiegel.de/politik/vater-erschiess-mich-a-8515ad27-0002-0001-0000-000021856132

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