David Haddas humorvolle und tiefgründige Dramedy-Serie über eine jüdische Familie in Frankfurt strebt danach, mit Klischees aufzuräumen. Die Serie erhielt auf dem „Canneseries“-Festival die Auszeichnung als beste Serie des Jahres.
„Die Zweiflers“, eine Serie, die sich ebenso skurril wie warmherzig in die Untiefen einer deutsch-jüdischen Familie in Frankfurt vertieft, ist eine der bemerkenswertesten Produktionen der jüngeren deutschen Fernsehgeschichte. Die Produktion startet mit einer scheinbar alltäglichen Familienzusammenkunft, die schnell zu einem Wendepunkt wird, als das Familienoberhaupt Symcha Zweifler verkündet, das familieneigene Delikatessengeschäft verkaufen zu wollen. Diese Entscheidung reißt alte Wunden auf und bringt längst vergrabene Geheimnisse ans Licht, die tief in der bewegten Vergangenheit des Nachkriegs-Frankfurts verwurzelt sind.
Die sechsteilige ARD Dramedy zeichnet sich durch eine geschickte Vermischung aus Humor und tiefgründiger emotionaler Erzählung aus. Der Plot umfasst eine Reihe von Konflikten, die sich um die Kernfrage der Identität und der kulturellen Zugehörigkeit drehen. Es geht nicht nur um die Frage, wer die Führung des Familienunternehmens übernehmen soll, sondern auch um die tiefere Frage, wie Tradition und moderne Identität miteinander verschmelzen können.
Die Serie ist gespickt mit Charakteren, deren individuelle Geschichten und Konflikte ein facettenreiches Bild jüdischen Lebens in Deutschland zeichnen. Mike Burstyn, der das Familienoberhaupt Symcha spielt, liefert eine fesselnde Darstellung eines Mannes, der zwischen seiner Vergangenheit und der Zukunft seiner Familie gefangen ist. Aaron Altaras, der als sein Enkel Samuel auftritt, repräsentiert die jüngere Generation, die sich sowohl mit den Erwartungen seiner Familie als auch mit seinen persönlichen Beziehungen auseinandersetzen muss.
Saffron Coomber, die Schwiegertochter Saba spielt, fügt der Serie eine weitere Schicht hinzu, indem sie die Perspektive einer Außenseiterin einnimmt, die in die komplexe Welt der Zweiflers eingeführt wird. Ihre Beziehung zu Samuel bietet zahlreiche Momente, die kulturelle Unterschiede und die Herausforderungen interkultureller Beziehungen beleuchten.
Die Regisseure Anja Marquardt und Clara Zoe My-Linh von Arnim haben es geschafft, eine visuell ansprechende Serie zu schaffen, die die Zuschauer sowohl emotional als auch intellektuell anspricht. Die Kameraführung von Phillip Kaminiak und die musikalische Untermalung von Marko Nyberg und Petja Virikko verstärken die emotionale Wirkung der Serie, indem sie die Atmosphäre jeder Szene einfangen und die dramatischen Momente der Handlung hervorheben.
Ein wesentliches Merkmal von „Die Zweiflers“ ist die ehrliche Auseinandersetzung mit der jüdischen Identität, die frei von Klischees und Stereotypen ist. Die Serie zeigt, dass jüdisches Leben in Deutschland vielschichtig und komplex ist und von den Charakteren, die es leben, ebenso vielfältig interpretiert wird. Es ist den „Zweiflers“ gelungen Themen wie Identität, Familie und Tradition mit einer Leichtigkeit zu behandeln, die den Zuschauern erlaubt, sowohl zu lachen als auch zu reflektieren. Die Serie wurde nicht nur wegen ihrer herausragenden schauspielerischen Leistungen und ihrer kreativen Drehbücher gefeiert, sondern auch für ihre Fähigkeit, kulturelle Authentizität und tiefgehende menschliche Emotionen zu vermitteln. In Cannes war das den Juroren die Auszeichnung als beste Serie des Jahres wert. „Die Zweiflers“ ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie moderne Fernsehproduktionen kulturelle Themen ansprechen können, ohne dabei ihre Unterhaltungswert zu verlieren. Wir wünschen uns mehr davon.
Ab 3. Mai 2024 sind die Folgen in der ARD Mediathek abrufbar: https://www.ardmediathek.de/serie/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2RpZS16d2VpZmxlcnM