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Startseite > Rezensionen > Buchrezensionen > Darf eine Schule diesen Namen tragen? – von Geralf Gemser
Geschrieben von: Wigbert Benz | Erstellt: 25. Februar 2007

Darf eine Schule diesen Namen tragen? – von Geralf Gemser

Geralf Gemser: Darf eine Schule diesen Namen tragen? Zur Vorbildwirkung des Wehrmachtsgenerals Erich Hoepner, Marburg 2005

Sieben Wochen vor dem Beginn des „Unternehmens Barbarossa“ proklamierte der Befehlshaber der Panzergruppe 4, General Erich Hoepner, in einem nicht auf Hitlers oder ranghöherer Militärs Veranlassung hin ergangenen, sondern auf eigene Initiative erteilten Befehl vom 2. Mai 1941 den kommenden „Krieg gegen Russland als wesentlichen Abschnitt im Daseinskampf des deutschen Volkes (…) im Kampf der Germanen gegen das Slawentum, die Verteidigung europäischer Kultur gegen moskowitisch-asiatische Überschwemmung, die Abwehr des jüdischen Bolschewismus.“ Hoepner wollte sich nicht mit dem Sieg über den Feind begnügen, sondern forderte dessen Vernichtung: „Dieser Kampf muss die Zertrümmerung des heutigen Russland zum Ziele haben und mit unerhörter Härte geführt werden. Jede Kampfhandlung muss in Anlage und Durchführung vom Willen zur erbarmungslosen, völligen Vernichtung des Feindes geleitet sein.“ Alleine dieser Vernichtungsbefehl Hoepners scheint seine Eignung als Namenspatron des Erich-Hoepner-Gymnasiums in Berlin mehr als in Frage zu stellen. 1956 war der Schule von Amts wegen Hoepner als Namenspatron aufoktroyiert worden. Der SPIEGEL vom 26. September 1956 berichtete ausführlich darüber.

Geralf Gemser hat nun in seiner Chemnitzer Magisterarbeit analysiert und dargestellt, was er in Bundesarchiven über Hoepner fand, u.a. dessen ca. 450-seitigen Nachlass. Er legt erstmals eine kritische Gesamtdarstellung von Erich Hoepners Wirken vor, einem Befehlshaber der Wehrmacht, der einerseits dem NS-Regime willfährig zu Diensten war, andererseits aber seine Beteiligung am 20. Juli 1944 mit dem Leben bezahlen musste. Anfang 1942 vor Moskau wurde Hoepner aus der Armee entlassen. Er hatte ohne Hitlers Erlaubnis einen Rückzug angeordnet, um seinen Soldaten in einer ausweglosen Lage das Leben zu retten. Warum er sich später der Gruppe um Stauffenberg anschloss, ist unklar. Möglicherweise hat Hoepner die unehrenhafte Verstoßung aus der Wehrmacht, mit der er nicht gerechnet hatte, nie verkraftet. Dies würde auch erklären, warum er am 20. Juli 1944 darauf bestand, eine schriftliche Ernennungsurkunde als Befehlshaber des Ersatzheeres ausgehändigt zu bekommen und an diesem Tag, wie Gemser in seiner Studie akribisch herausarbeitet, seine Rolle als designierter Oberbefehlshaber im Heimatkriegsgebiet derart passiv und als Bremser wahrnahm, dass er damit den Kern der Verschwörer um Stauffenberg in arge Verlegenheit brachte.

Für die Zeit der im Sinne des NS-Regimes erfolgreichen Angriffsfeldzüge kann Gemser im Nachlass Hoepners und in den anderen verfügbaren Akten keine Hinweise auf kritische Einstellungen des Generals zu Hitlers Krieg finden. Die Tatsachen sprechen, über seinen schon zitierten Vernichtungsbefehl vom 2. Mai 1941 hinaus, eine andere Sprache:

  • Beim Beginn des Polenfeldzug am 1. September schreibt Hoepner in einem Brief an seine Frau: „Die Polenfrage muss ja einmal gelöst werden.“ Er unterstreicht dabei das Wörtchen „muss“. Am 14. September 1939, seine Truppen standen vor Warschau, ließ er Flugblätter abwerfen, in denen er für den Fall von Problemen bei der geforderten kampflosen Übergabe der Stadt deren „Ausrottung“ androhte und warnte: „Für jeden deutschen, in Warschau gefallenen Soldaten werden zwanzig von euch erschossen!“
  • Am sechsten Tag der Blockade von Leningrad, die zum Hungertod von Hunderttausenden führte, feierte Hoepner einen netten Geburtstag: „Außer vielen Glückwünschen erhielt ich auch Geschenke (allein vier Torten).“
  • Am 12. November 1941 gab Hoepner den Befehl: „Jede Weichheit in der Partisanenbekämpfung muss schwinden. Partisanenverdächtige Elemente sind zu erschießen und nicht an die Gefangenensammelstelle abzuführen.“
  • Und noch in seinem Befehl vom 17. November 1941 bekräftigte Hoepner den „harten Willen zur erbarmungslosen Vernichtung des Gegners“. Generaloberst Hoepner galt als Hitlers wichtigster Heerführer vor Moskau. Hoepner spürte die Genugtuung, dass Hitler selbst „unbegrenztes Vertrauen zu ihm und seinen Leistungen habe.“ Um so härter traf ihn die Absetzung durch den „Führer“ nach seiner eigenmächtigen Entscheidung zum Rückzug vor Moskau im Januar 1942.

Gemser schreibt in der Einleitung seiner Magisterarbeit, dass er durch die Schließung der „Generaloberst-Hoepner-Kaserne“ in Wuppertal auf das Thema aufmerksam wurde. Seine zahlreichen Anfragen an Mandatsträger und Schulverantwortliche dokumentieren eine weitgehende Distanz bis Ignoranz zur Frage der Vorbildfunktion des Wehrmachtsgenerals ausgerechnet für eine Schule, nachdem diese für die Soldaten einer Bundeswehrkaserne hinfällig geworden war. So antwortete der Schulleiter auf Anfragen Gemsers Ende 2003/Anfang 2004 überhaupt nicht. Nach Publikation der Studie Gemsers wird nun derselbe Direktor des Berliner Erich-Hoepner-Gymnasiums am 7. März 2006 von der „Süddeutschen Zeitung“ zu Hoepner mit den Worten zitiert: „Das ist kein Mann, der heute irgendwie zu ehren wäre. Es ist durchaus vorstellbar, dass wir in zwei bis drei Jahren einen anderen Namen bekommen.“

Zu dem Schluss, dass Hoepner in keiner Weise zu ehren wäre, ist Gemser bei seiner Monografie nicht gekommen. Er würdigt den eigenmächtigen Rückzugsbefehl Hoepners vor Moskau im Interesse seiner Soldaten und hält ein ehrendes Gedenken im Rahmen der Bewegung des 20. Juli 1944, auch wenn hier der General eine äußerst passive Rolle gespielt hat, für angemessen. Als Namensgeber für eine Schule, die der Erziehung zu Frieden und Völkerverständigung verpflichtet sei, könne die Lebensleistung Hoepners insgesamt aber kein Vorbild sein. Gemsers Buch reflektiert sachlich und wissenschaftlich fundiert die Handlungen und Haltungen eines führenden Wehrmachtgenerals, zeigt die vielfach gebrochene Rezeption des Generals in der Öffentlichkeit nach 1945 bis heute und ist – auch für Schüler der Sekundarstufe II – gut lesbar. Kurz: Das Buch leistet einen aufschlussreichen Beitrag zur Geschichte der Erinnerungskultur an der Nahtstelle von Militär und Pädagogik. Es gehört in jede gute Bibliothek, auch und gerade Schulbibliothek.

P.S. Ein für Rezensionen nicht üblicher Nachtrag sei hier gestattet. Wie die „Freie Presse Chemnitz“ am 9. Januar 2007 berichtet, wird der Name der Schule geändert und die ganze Schulgemeinschaft ist aufgefordert, einen der Humanität und Bildung verpflichteten geeigneten Namenspatron zu finden. An dieser Entwicklung hat die besprochene Studie ihren Anteil. Ein sicher nicht alltägliches Resultat einer wissenschaftlichen Arbeit!

Autor: Wigbert Benz

 

Geralf Gemser: Darf eine Schule diesen Namen tragen? Zur Vorbildwirkung des Wehrmachtsgenerals Erich Hoepner. (2005) 271 S., kart., 24,90 €. Tectum Verlag, Marburg

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