Nicht erst seit Aufdeckung der rechtsextremen Terrorzellen in Ostdeutschland scheint es eine neue öffentliche Sensibilität zu geben, die entdeckt, dass neben den Stammtischparolen der NPD noch mehr im rechten Untergrund brodelt. Musik spielt eine wichtige Rolle, um vor allem Jugendliche für extremistisches Gedankengut zu begeistern.–
Journalist Thomas Kuban wagte sich vor 6 Jahren zum ersten Mal mit versteckter Kamera auf ein Neonazi-Konzert. Sechs Jahre und 50 Undercover-Drehs später hat er einen einzigartigen Überblick darüber wie die Szene versucht, mit Rechtsrock junge Menschen zu ködern und zu radikalisieren. Der Autor Peter Ohlendorf hat Kuban auf Teilen seines Weges mit der Kamera begleitet. Die Reise reicht von Sachsen über Hessen, Bayern, der Schweiz, Ungarn bis nach Italien.
Rechtsrock boomt. Die Bands sind professionell aufgestellt und bedienen eine effiziente Marketingklaviatur. Um die Musikveranstaltungen hat sich ein blühender Markt entwickelt: CDs, Merchandising vom T-Shirt bis zum Ehrendolch. Auf diese Weise generiert die rechte Szene nicht nur neue Anhänger, sondern auch finanzielle Mittel für ihrer Aktivitäten.
Doch der Film zeigt viel mehr als die Konzerte der Rechtsrockbands. Im Zentrum dieser mutigen Dokumentation stehen vielmehr politische Entscheidungsträger, Behörden und Bürger, die mal mehr mal weniger interessiert und oft machtlos dem rechten Treiben gegenüberstehen. Den investigativen Recherchen Kubans folgend, wundert man sich auch nicht mehr, dass vor dem langjährigen Versagen des Verfassungsschutzes im Fall des NSU auch die Zivilgesellschaft nach wie vor kein Mittel gefunden hat, um dem Neonazi-Spuk entgegenzutreten. Umso bewundernswerter und wichtiger für unsere Gesellschaft ist das Engagement und der Mut von Menschen wie Thomas Kuban, der nicht ohne Grund als Hauptperson des Filmes anonym bleiben muss.
Deutschland, 87 min
Deutsch
REGIE: Peter Ohlendorf