Inch’Allah
Chloé, eine junge Ärztin aus Quebec, passiert täglich die Kontrollen an der Grenze des Westjordanlandes, um in einem palästinensischen Flüchtlingslager schwangere Frauen zu behandeln. Ihre Patientin Rand, die im Müll nach brauchbaren Dingen zum Leben sucht, ist ihr ebenso ans Herz gewachsen wie deren älterer Bruder Faysal, mit dem sie Plakate klebt, um auf den sinnlosen Tod eines von einem israelischen Armeejeep überrollten Jungen aufmerksam zu machen. Die Abende verbringt Chloé mit ihrer Nachbarin Ava, einer israelischen Grenzsoldatin, die die Demütigungen der Palästinenser durch ihre Vorgesetzten satt hat. Instinktiv sucht Chloé nach Brücken für ihre Freundschaften auf beiden Seiten. Aber ihr ständiger Wechsel zwischen den verfeindeten Welten droht die Außenseiterin immer weiter zu entwurzeln – bis sie im Brennpunkt der Ereignisse vor einer endgültigen Entscheidung steht. Souverän lockert die Regisseurin ihre Geschichte von unvereinbaren politischen Perspektiven auf, indem sie den Fantasien von Kindern viel Raum lässt, die mit einem Schuh am Ohr mit dem israelischen Präsidenten „telefonieren“ oder als „Superman“ vom Fliegen träumen. >> mehr
Rock the Casbah
Frühsommer 1989 im Gaza-Streifen. Eine Kompanie junger israelischer Soldaten tritt ihren Dienst in dem besetzten Gebiet an. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen mit der palästinensischen Bevölkerung, und bald ist der erste Todesfall zu beklagen: Einer der Soldaten, Iliya, wird von einer Waschmaschine erschlagen, die vom Dach eines Wohnhauses auf ihn gestürzt wird. Der Täter entkommt. Um ihn zu finden, beschließt der Kommandeur, ein paar Soldaten übers Wochenende auf dem Dach zu stationieren. Gegen den Protest des palästinensischen Hausbesitzers, der Sorge hat, als Kollaborateur zu gelten, beziehen Aki, Ariel, Haim und Tomer Stellung. Ein Liegestuhl wird aufgestellt, aus dem Kofferradio erklingt Rockmusik. Doch als der Vater des getöteten Iliya, ein gebrochener Mann, sie besucht, begreifen sie, dass hier jeder seine Unschuld verlieren wird. In dem Film, der die Ereignisse weniger Tage erzählt, fragt Yariv Horowitz nach den Auswirkungen des israelisch-palästinensischen Konflikts auf die Psyche der Beteiligten. Vor allem in den Erfahrungen des gerade erst erwachsenen Tomer spiegelt sich die Sinnlosigkeit bewaffneter Aktionen, die immer nur neues Unrecht hervorrufen. >> mehr
State 194
Nach vielen gescheiterten Friedensverhandlungen mit Israel beantragt die palästinensische Autonomiebehörde im Herbst 2011 die Anerkennung in der Organisation der Vereinten Nationen als 194. Staat. Zur Vorbereitung des Antrags legt Premierminister Salam Fayyad 2009 einen ambitionierten Plan zum Aufbau von Infrastruktur vor. Fayyad reist durch die palästinensischen Gebiete und warb um Unterstützung. Mit seinem modernen Regierungsstil will er zeigen, dass die Palästinenser zur Staatsgründung bereit sind. Überall entstehen öffentliche Gebäude, und selbst abgelegene Dörfer werden an die Stromversorgung angeschlossen. Gleichzeitig wird deutlich, dass Fayyad nichts erreichen kann, solange die politischen Verhandlungen mit Israel stillstehen. Im Juli 2011 trifft sich der UN-Sicherheitsrat, um den Antrag der Palästinenser zu diskutieren. Die Regisseure, denen auf palästinensischer wie israelischer Seite exklusiven Zugang zu den Zirkeln der Macht gewährt wurde, beobachteten während der zweijährigen Dreharbeiten die wichtigsten politischen Akteure: Aktivisten und Lobbyisten auf israelischer, palästinensischer und amerikanischer Seite, die sich für eine echte Lösung ohne Gewalt einsetzen. >> mehr
Youth
Die Brüder Yaki und Shaul leben mit ihren Eltern in Petah Tikva, einer Satellitenstadt bei Tel Aviv. Yaki leistet seinen Militärdienst ab. Wie jeden anderen 18-jährigen Israeli berechtigt ihn das zum Tragen einer Waffe. Diese Waffe verleiht den Brüdern die Macht, ihr Leben und das ihrer Familie zu ändern – so glauben sie wenigstens. Mit einer ungewöhnlichen Coming-of-Age-Geschichte gibt der Regisseur und Filmkritiker Tom Shoval sein Langfilmdebüt. Präzise beschreibt der Film die enge Bindung der Brüder und die Konstanten ihres jungen Lebens: die tägliche Routine, Familie und Nachbarschaft, das Land. Der arbeitslos gewordene Vater verfällt mehr und mehr in Depressionen, die Familie droht ihre Wohnung zu verlieren. Während Yaki seinen Dienst absolviert, folgt Shaul einem hübschen jungen Mädchen, filmt jede seiner Bewegungen mit dem Handy und schickt die Clips an den Bruder. Sie entführen das Mädchen, verstecken es in einem Keller und beschließen, telefonisch ein hohes Lösegeld zu fordern. Doch sie haben nicht bedacht, dass Sabbat ist und die orthodoxe Familie des Opfers nicht ans Telefon geht. Die Zeit läuft. >> mehr
Lamma shoftak
Jordanien 1967: Der elfjährige Tarek ist mit seiner Mutter Ghaydaa im Flüchtlingscamp Harir gestrandet. Palästina ist nicht weit, aber unerreichbar, so wie sein Vater. Zwischen Zelten und improvisierten Behausungen haben sich die Erwachsenen im Wartezustand eingerichtet. Der Junge hasst die Enge, den blöden Lehrer, das schleimige Essen – und die Geduld der anderen. Als eine ältere Frau ihm erzählt, sie sei schon über 20 Jahre im Camp, reift sein Entschluss auszubrechen. Er will nach Hause, zu seinem Vater, haut ab, findet den Weg in ein Rebellencamp. Tarek ist nur halb so groß wie die coolen Männer mit Bärten und langen Haaren, Waffen und PLO-Tüchern, die rebellische Musik hören und entschlossen sind zu kämpfen. Als Ghaydaa Tarek endlich findet, zwingt sie erst nur die Dickköpfigkeit ihres Sohnes, selbst auch zu bleiben. Doch das Verhältnis der Mutter zu ihrem Sohn verändert sich mit jedem Tag im Camp, wo die beiden spüren, dass eine Zeit des Aufbruchs begonnen hat, nicht nur in Jordanien und Palästina. Lamma shoftak erzählt von den Fähigkeiten eines Kindes, Erwachsene daran zu hindern, sich mit etwas abzufinden, wenn es doch Hoffnung auf Veränderungen gibt. >> mehr
Art/Violence
Am 4. April 2011 wurde der palästinensisch-jüdische Schauspieler, Regisseur und Friedensaktivist Juliano Mer-Khamis ermordet. Er war der Gründer des Freedom Theatres im palästinensischen Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland. Das Theater soll Jugendlichen einen Ort bieten, ihren eigenen künstlerischen Widerstand gegen patriarchalische Unterdrückung und die israelische Besatzung zu entwickeln. „Juliano put us on stage and we will stay on stage“: Gemeinsam mit dem Regisseur Udi Aloni lassen sich drei junge palästinensische Schauspielerinnen von Helden der Weltliteratur inspirieren, um Julianos Weg zu folgen und im Umfeld unberechenbarer Brutalität mit radikaler Fantasie zu künstlerischer Rebellion zu finden: Mariam Abu Khaled bringt für eine Vorstellung von „Alice im Wunderland“ palästinensische Kinder von beiden Seiten der Mauer zusammen. Udi Aloni verwandelt in seiner Adaption von „Warten auf Godot“ die Trauer um den Freund in einen Trauma-Loop. Die Schauspielerin Batoul Taleb erforscht für sich den Stellenwert von Freundschaft. Und Julianos Tochter Milay schließlich erkundet in „Antigone“ das Rätsel männlicher Ehrgefühle und Gewaltbereitschaft. >> mehr