Die israelische Produktion Bagrut Lochamim (hebr. „Reifeprüfung für Kämpfer“) beleuchtet den israelisch-palästinensischen Konflikt aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel. Der Film von Silvina Landsmann dokumentiert ein Spezialprogramm der israelischen Armee, das Soldaten am Ende ihres Militärdienstes ermöglicht, ihr Abitur nachzuholen. Im Fokus ihrer Betrachtungen steht das Fach Staatsbürgerkunde, dessen Kurse die Filmemacherin mehrere Wochen lang mit der Kamera begleitet.
Hier zeigen sich eindrucksvoll die mentalen Brüche, die der Militärdienst bei den jungen Israelis evoziert. Nach ihren Erlebnissen in den besetzten Gebieten tun sie sich allesamt schwer mit Begriffen wie Demokratie, Pluralismus und Menschenrechten. „Demokratie ist für uns, nicht für die“, hören wir von einem Soldaten, der den Palästinensern das Recht abspricht, gegen Häuserzerstörungen vor das oberste israelische Gericht zu ziehen. Von anderen hören wir alle Araber seien Terroristen und dass die Palästinenser nach Jordanien umgesiedelt werden sollten. Authentisch und informativ wird die starke Ablehnung der jungen Soldaten gegenüber ihren arabischen Mitbürgern geschildert
In Israel durchlaufen fast alle Bürger die Institution Militär. Damit wird das Klassenzimmer zum Mikrokosmos der israelischen Gesellschaft und ihrem Ringen um die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Grundwerte. Silvia Landsmann gibt ihnen und dem Zuschauer dazu folgende Erkenntnis mit auf den Weg: „Ich bin sicher, dass sie eine Gelegenheit haben werden zu lernen, was Demokratie ist. Und ich denke, in einem demokratischen Staat zu leben, lehrt uns das die ganze Zeit. Die Sache ist, dass es heute in Israel Streit darüber gibt, was Demokratie bedeutet. Viele schränken sie ein auf die Formel ‚Die Mehrheit entscheidet‘. Aber Demokratie ist viel mehr, sie bedeutet gleiche Rechte für Minderheiten, Toleranz und Meinungsfreiheit. (…) Ich hoffe, dass wir mit diesem Film in Israel noch viel Bildungsarbeit machen können. Ich bin auch sehr neugierig, die Soldaten wiederzutreffen und zu sehen, was in diesen fünf Jahren seit den Filmaufnahmen passiert ist. Ob sie ihre Meinung geändert haben.“
Es ist ihnen zu wünschen.
Israel 2012 / 68 min
Hebräisch
REGIE: Silvina Landsmann