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Startseite > Rezensionen > Ausstellungsrezensionen > Aus der Asservatenkammer der NS-Verbrechen
Geschrieben von: Matthias Reichelt
Erstellt:

Aus der Asservatenkammer der NS-Verbrechen

Nägel – Eine Installation von Sonya Schönberger

Nägel – Eine Installation von Sonya Schönberger

Foto: Matthias Reichelt

Ein rundum betonierter Raum mit einem eingelegten roten Boden, auf dem 13.000 rostige Nägel ausgebreitet sind. Zwei verspiegelte hochformatige Quader vermitteln andere Perspektiven und spiegeln selbstverständlich auch Körperpartien der Besucher und Besucherinnen selber. „Nägel“ lautet der Titel dieser behutsamen Installation von Sonya Schönberger an einem historisch brisanten Ort. 12.650 Tonnen Beton eines sich 14 Meter in die Höhe und 18 Meter in die Tiefe erstreckenden massiven Rundbaus im Durchmesser von 21 Metern, der hier eine Grundfläche von 100 m2 belastet. So nüchtern und faktisch die physikalischen Fakten des Schwerbelastungskörpers, den die Nazis durch die Firma Dyckerhoff & Widmann 1941–1942 für den von Albert Speer geplanten megalomanen Umbau Berlins zu Germania an der Dudenstraße errichten ließen. Mit ihm sollte getestet werden, ob der märkische Sandboden die riesigen Bauten wie die geplante ca. 300 Meter hohe und 17-mal so große Halle wie der Petersdom für Versammlungen von 180.000 Menschen tragen würde. Die Entwurfsskizze dafür stammte von Hitler selber. Tatsächlich sank der Belastungskörper in nur zwei Jahren um knapp 20 cm und neigte sich auch ein wenig. Für den zentralistischen Stadtplan sollten breite Schneisen geschlagen und das Straßenniveau soweit angehoben werden, dass der Belastungskörper nicht mehr sichtbar gewesen wäre. Der Sieg der Roten Armee und der Alliierten über den deutschen Faschismus haben diese größenwahnsinnigen Pläne verhindert. Doch nicht nur das Blut der ermordeten Juden klebt überall immer noch in den Gassen Deutschlands, wie Christian Kracht treffend in seinem neuen Roman schreibt, sondern auch das der vielen Zwangsarbeiter vieler Nationen. In unzähligen Lagern in ganz Deutschland waren sie zusammengepfercht und viele mussten sich buchstäblich zu Tode schuften. Der Schwerbelastungskörper dagegen überlebte das Kriegsende unbeschadet. Der massive Bau konnte aufgrund der Nähe zu Wohnbauten in der Nachkriegszeit auch nicht gesprengt werden. 1995 wurde er unter Denkmalschutz gestellt und dient nun als „Zeugnis der nationalsozialistischen Stadtplanung“.

Nägel – Eine Installation von Sonya Schönberger

Foto: Matthias Reichelt

Das von den Museen Tempelhof-Schöneberg verwaltete Gebäude wird immer wieder für künstlerische Arbeiten geöffnet, die den Betonklotz entsprechend kontextualisieren. Sonya Schönberger nutzt nun die Nägel, die zwischen 2012 und 2014 bei der archäologischen Suche von Reinhard Bernbeck und Susan Pollock nach den Baracken für Zwangsarbeiter:innen auf dem Tempelhofer Feld gefunden wurden. Die Zwangsarbeiter:innen aus Polen, der Sowjetunion und Frankreich waren dort untergebracht, um für die Rüstungsproduktion der Deutschen Lufthansa und Weser Flugzeugbau in den Hangars zu schuften. Allein 1944 sollen es 2000 Menschen gewesen sein. Bei der Errichtung des Schwerbelastungskörpers waren französische Kriegsgefangene im Zwangsarbeitseinsatz, die vielleicht auch in den Baracken am Columbiadamm untergebracht waren. Wie in Sonya Schönbergers begleitender Broschüre zu lesen ist, wurden während des Krieges eine halbe Million Zwangsarbeiter nach Berlin gebracht. Nun können die Besucher:innen den Raum im Belastungskörper betreten und dürfen auch über die Nägel laufen. In einem falschen Ton sakralisiert wird hier nichts. Es sind rostige Zeugnisse und dienen als Initialzündung einer Geschichtsannäherung an einem historischen Ort. Während 1000 Nägel archiviert wurden, darf Schönberger mit den restlichen Nägeln weiterhin arbeiten. Es hat schon Tradition, dass Sonya Schönberger immer wieder die zentrale Frage nach der Vermittelbarkeit von Geschichte stellt, ohne eine eindeutige Antwort zu liefern. Kann Geschichte alleine durch die Objekte übermittelt werden? Wohl kaum, es bedarf immer einer Aufbereitung des Kontextes, den die Künstlerin entweder durch Text oder auch narrative Videos liefert. Das Fragmentarische von Objekten der Geschichte zu einem Narrativ über historische Vorkommnisse für die Gegenwart zu erweitern, ist immer wieder ihre Absicht. Denn „Geschichten sind an ihre Erzähler gebunden; Erinnerungen an diejenigen, die sich ihrer annehmen. Immer tritt jemand oder etwas anderes an eine Leerstelle und füllt sie. Oftmals nicht in ihrer Gänze, sondern nur schemenhaft und anders.“ Diese Sätze von Manuel Wischnewski beziehen sich auf eine ältere Arbeit von Schönberger, sind aber charakteristisch für ihre Methode des behutsam forschenden Blicks zwecks Annäherung an unerzählte Geschichten und Schicksale von Menschen, die sie nicht mehr erzählen können.

Autor: Matthias Reichelt

 

Zwangsarbeit auf dem Tempelhofer Feld Nägel.
Sonderausstellung von Sonya Schönberger.
Bis 31.10.2021

General-Pape-Straße 100, Tor 1
12101 Berlin

Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag
von 13 bis 18 Uhr

Führung mit Prof. Dr. Reinhard Bernbeck am SO 27. Juni 14 Uhr:
Anmeldungen unter museum@ba-ts.berlin.de oder Tel. 030 90277 6163

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