Chef des Wehrmachtsführungsstabes (1939–1945)

General Alfred Jodl.
Alfred Jodl [1] wurde am 10. Mai 1890 in einer ursprünglich aus Tirol stammenden bayerischen Familie in Würzburg als Sohn von Johannes Jodl und Therese Baumgärtler geboren. Alfred entstammte einer intellektuellen Familie; die Vorfahren waren oft Geistliche, Philosophen, Ärzte, Juristen und Offiziere. Der Vater war Artilleriehauptmann und Batterieführer im 22. bayerischen Feldartillerieregiment; er hatte seinen Abschied nehmen müssen, als er – in den Augen seiner militärischen Umgebung nicht standesgemäß – eine Bauerntochter heiraten wollte. Die Eltern lebten jahrelang ohne Trauschein und konnten erst heiraten, als der Vater 1899 seinen Abschied als Offizier nahm. Die Familie zog nach München um; erst dann konnte Alfred den Namen seines Vaters tragen; bis dahin trug er den seiner Mutter: Baumgärtler. Alfreds drei Schwestern starben jung, sein jüngerer Bruder Ferdinand wurde auch Soldat und führte im Weltkrieg ein Gebirgskorps in Norwegen.
Von 1896 bis 1900 besuchte Alfred Volksschulen in Landau und München; zwischen 1900/03 das Theresien-Gymnasium in München, bis zur Quarta. Er war intelligent und brennend ehrgeizig. 1903 erfolgte sein Eintritt ins königlich-bayerische Kadettenkorps München; er war 13 Jahre alt. Er durchlief die strenge Anstalt ohne Gram und Anfechtungen, dabei den üblichen Kadetten-Unfug meidend. Hier erhielt er das Reifezeugnis. Hatte er an Festtagen nicht zu paradieren, war er Page des Wittelsbacher Hofes. Obwohl überdurchschnittlich begabt, schwankten doch seine Leistungen. Als einer der besten bestand er, zwar mit einem Jahr Verzögerung, das Abitur. Sein Schlußexamen empfahl ihn für die anspruchsvollste Waffengattung, die Artillerie.
Am 10. Juli 1910 wurde er Fähnrich im 4. bayerischen Feldartillerieregiment in Augsburg. 1911 und 1912 besuchte er die Kriegsschule in München, kehrte dann als Degenfähnrich nach Augsburg zurück. Am 28. Oktober 1912 erhielt er das Leutnantspatent; sein Standort blieb Augsburg, im selben 4. Regiment.
Am 23. September 1913 heiratete Jodl Irma, Gräfin von Bullion (1885–1944), Tochter des Kadettenkommandanten seines Vaters, die er im ersten Augsburger Monat 1910 kennen gelernt hatte. Sie war fünf Jahre älter, intelligenter als Alfred, reiche Erbin. Von nun an konnte er sich ohne finanzielle Sorgen in Adelskreisen bewegen. Die Ehe blieb – obwohl kinderlos – beständig; seiner Frau hatte Alfred viel zu danken, sie blieb engste Vertraute und eine kluge und sensible Ratgeberin.
Jodl erlebte den Ersten Weltkrieg als hervorragender Frontoffizier. Ab dem 8. August 1914 war er Batterieoffizier an der Westfront bei Saarburg. Er wurde am 24. August durch Granatsplitter am rechten Oberschenkel verwundet, als seine Batterie im Vormarsch zusammengeschossen wurde; er bekam am selben Tag das Eiserne Kreuz II. Klasse. Als der Oberschenkel später vereiterte, nötigten Operation und Fieber zu längerem Lazarettaufenthalt. Im Dezember war er wieder dienstfähig genug um als Adjutant eines Artilleriekommandanten tätig zu sein. Am 10. März 1915 war er wieder zurück bei der Truppe.
1916 wurde er zum Oberleutnant befördert und am 1. Dezember an die Ostfront versetzt; seine Batterie verteidigte Pässe der Karpaten. Im Jahre 1917 war er zuerst Batteriekommandant im 72. ungarischen Honved-Feldkanonen-Regiment, dann Ende Mai Regimentsadjutant beim 19. bayerischen Feldartillerie-Regiment und Dezember 1917 Adjutant des Artilleriekommandeurs. 1918 wurde er Generalstabsoffizier an der Westfront. Am 3. Mai wurde ihm das Eiserne Kreuz I. Klasse verliehen.
Die vollkommene deutsche Niederlage erbitterte und erdrückte ihn; alle Opfer des Krieges waren vergeblich gewesen. Er erwog zuerst, die Uniform auszuziehen und Medizin zu studieren, beschloss dann aber doch zu versuchen, seine militärische Laufbahn fortzusetzen.
Als Nachkriegsoffizier im Volksheer war er seit dem 22. April 1919 Batterieführer einer selbst formierten Volkswehr-Batterie in Augsburg. Im Juni wurde er Batterieführer im leichten Art.-Regiment 22; wie seine Mannschaft begrüßte er das Ende der Bürgerkriegswirren. Am 1. Oktober 1919 wurde er ins 100.000-Mann-Heer der Reichswehr übernommen und am selben Tag ins Reichswehrartillerie-Regiment Nr. 21 in Landsberg versetzt. Am 1. Juli 1921 erfolgte seine Beförderung zum Rittmeister. Am 3. Juli 1921 wurde Jodl zum Führergehilfenlehrgang (einer Generalstabsausbildung, Behelf für die verbotene Kriegsakademie) in München versetzt; er gehörte dort zu den zehn Jahresbesten aller Divisionen. Vorträge und Übungen schulten ihn in Taktik, Kriegsgeschichte, Heeresorganisation, Waffenlehre, Nachrichtenwesen und Fremdsprachen; aber: operatives Denken und Sinn für politische Zusammenhänge fehlten. Selbst wer hoch aufstieg, blieb Kriegstechniker und hatte sich entsprechende Einsichten noch zu erarbeiten.
1922 wurde ihm, im Rahmen der üblichen Rotation des Truppen- und Stabsdienstes die Führung der 4. Batterie des 7. bayerischen Gebirgsartillerie-Regiments in Landsberg/Lech übertragen.
Am 1. Oktober 1923 wurde er zu einem einjährigen Studium an die Universität Berlin abkommandiert und hier begann seine wirkliche Generalstabsausbildung im Berliner Führergehilfenlehrgang; im selben Jahr erfolgte seine Beförderung zum Hauptmann. In diesen Entwicklungsjahren wurde Jodl stark von zwei sehr unterschiedlichen bayerischen Landsleuten, Lehrern des Lehrgangs, beeinflusst: General Wilhelm Adam[2] (Chef des Truppenamtes) und Konstantin Hierl [3] (überzeugter Nationalsozialist).
In seiner Freizeit fuhr er mit seiner Frau in den Alpen gerne Ski und unternahm Bergtouren, er erkletterte die schroffsten Alpengipfel (gute Voraussetzung für eine spätere Verwendung bei den Gebirgstruppen).
Im Mai 1924 folgte Jodl einer Übungsreise des III. Führergehilfenlehrgangs; anschließend wurde er zum Reichswehrministerium Berlin abkommandiert. Im Oktober wurde er in den Stab der 7. bayerischen Division München versetzt; in den Jahren 1924/27 war Jodl in diesem Stabe tätig.
Am 1. Oktober 1927 wurde Jodl in dem üblichen Wechsel Stabs-/Truppendienst Chef der 5. Batterie des 7. Artillerieregiments, sämtliche Aufgaben „vollkommen beherrschend“. Von 1928 bis 1932 hatte er den Auftrag – vorzeitig anfangend, da geeignete Kräfte fehlten – die Ausbildung für Generalstabsnachwuchs in Kriegsgeschichte und Taktik zu leiten. Am 1. Februar 1931 wurde er zum Major befördert, mit Rangdienstalter vom 1/5/1929.
Am 1. Juni 1932 erfolgte auf Empfehlung seines ehemaligen Lehrers General Adam (ab 1929 Leiter des Truppenamtes) seine Versetzung nach Berlin; er wurde Gruppenleiter im wichtigen Truppenamt des Reichswehrministeriums (Abteilung Operationsführung T 1) in Berlin. Diese begehrenswerte Tätigkeit war denjenigen vorbehalten, die für höchste Positionen vorgesehen waren.
Die Parteipolitik der Weimarer Republik lag ihm als Offizier fern, die der nationalliberalen Partei noch am nächsten. Der Republik diente er, seinem Eide getreu, ohne Vorbehalt. Die NSDAP hatte er vor dem Münchener Putsch 1923 kaum beachtet und Hitlers„’Mein Kampf“ nie gelesen; Antisemit war er nicht. Beruhigt bezüglich Hitler erklärte er sich, als dieser im Leipziger Reichswehrprozess 1930 die Versicherung abgab, jede Zersetzung der Reichswehr abzulehnen[4]. Doch entdeckte er in sich selbst keine Wesensverwandtschaft zum Nationalsozialismus.
Hitlers Machtübernahme im Januar 1933 überraschte ihn, obwohl über die braune Bewegung nun besser als früher informiert. Er erkannte: dies war kein Regierungswechsel, sondern eine Revolution. Anfangs war Jodl vom Führer nicht sonderlich beeindruckt, andererseits konnten dessen Pläne für die Aufrüstung und für eine große Wehrmacht ihn nicht unberührt lassen, schon wegen der Beförderungsmöglichkeiten.
Als aus seinem Truppenamt das Wehrmachtsamt wurde und Blomberg [5] vom Reichswehrminister zum Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht avancierte, trennte dieser sich vom Hitlergegner Adam und ersetzte ihn durch General Ludwig Beck [6], der übrigens zu dieser Zeit noch nicht Hitlergegner war. Jodl diente Beck loyal; die beiden waren gegenseitig von einander beeindruckt. Zwischen Wehrmachtamt und den Wehrmachtteilen Heer, Kriegsmarine, Luftwaffe stritt man über die Bildung eines gemeinsamen Oberkommandos für diese Wehrmachtteile: Blomberg und sein Stabschef Reichenau waren dafür, die Befehlshaber und Generalstabschefs der drei Waffengattungen dagegen.
Am 1. Oktober 1933 wurde Jodl zum Oberstleutnant befördert, zum letzten Mal unterzeichnete von Hindenburg. Voller Genugtuung begrüßte es Jodl, dass mit Hilfe der Reichswehr die „Röhm-Affäre“ im Juni/Juli 1934 zu Ende ging, an einen bevorstehenden SA-Putsch glaubend und die Motive Hitlers nicht durchschauend. Die Mordwelle erschreckte Jodl zwar, doch der Eindruck eines unausweichlichen Machtkampfs beschwichtigte ihn. Am 2. August 1934 leistete er nach dem Tode Hindenburgs pflichtgemäß und ohne Vorbehalt den Eid auf Hitler als Staatsoberhaupt und Obersten Befehlshaber.
Mitte November 1934 bekam er ein überraschendes Auslandskommando in der türkischen Armee; er blieb zehn Wochen in Istanbul und Ankara. Die unverwelkte deutsch-türkische Waffenbrüderschaft sicherte eine warmherzige Aufnahme[7].
Am 20. Juni 1935 wurde Jodl dann Chef der Abteilung Landesverteidigung im Wehrmachtsführungsamt, mit Dienstantritt am 1. Juli (ab 20. Juli 1935 lautet seine Dienstbezeichnung „Abteilungschef“). Am 1. August 1935 wurde Jodl zum Oberst befördert. General Beck, Gegner eines Oberkommandos für die gesamte Wehrmacht, hatte den von ihm protegierten Jodl ins Wehrmachtsamt entsandt, hoffend, die Begeisterung für ein allgemeines Oberkommando zu dämpfen. Aufgabe Jodls als Chef Landesverteidigung (Chef L) war es, die operativen, strategischen Richtlinien nach den Befehlen Keitels und Blombergs zu bearbeiten. Jodl hatte das Problem der Wehrmachtsführung zu studieren und zu klären, Studien und Manöver für die großen Wehrmachtsmanöver anzulegen. Er hatte die Wehrmachtsakademie zu betreuen, sich mit Gesetzesentwürfen zu befassen die mit der allgemeinen Wehrpflicht zusammenhingen und mit der einheitlichen Vorbereitung einer Mobilmachung im zivilen Sektor, also von Staat und Volk, und dazu gehörte auch das sogenannte Sekretariat des Reichsverteidigungsausschusses. Von diesem Organ war er qualitate qua auch Mitglied dessen Arbeitsausschusses[8]; dieser Ausschuss hatte die einheitliche Mobilmachung in Staat, Volk und Wehrmacht vorzubereiten.
Jodl wechselte mit dem Übergang ins Reichskriegsministerium [9] in vorgeprägte Amtsbereiche, wenig oder nichts war daran zu ändern: sollte er die Belange des Heeres verfechten, setzte Heeresgeneralstabschef Beck übermächtige Gegenfronten auf, und Minister Blomberg war durch einen Oberst schlecht zu bekehren. Fritsch (Oberbefehlshaber des Heeres) und Beck widersetzten sich zwar nicht einer einheitlichen Wehrmachtführung, doch nur unter der Heeresleitung: jedes Konzept ohne OKH-Vorrang war einfach unmöglich: das Heer war und blieb ihnen der entscheidende Wehrmachtteil und Luftwaffe/Marine nur nachgeordnete Hilfswaffen[10].
Jodl wandte sich von seinem alten Gönner General Beck ab und stimmte der Idee eines Oberkommandos für alle Wehrmachtteile immer mehr zu. Er verfocht auch im Militärischen das „Führerprinzip“, nachdem ein Führer allein zu bestimmen habe: mit idealistischer Begeisterung verband er seine Sachgerechtigkeit mit dem „Genie des Führers“, diesem damit – noch vor abschreckenden Erfahrungen – Freibriefe ausstellend.
Als Blomberg die von Jodl bearbeitete erste Aufmarsch- und Kampfanweisung im Juni 1937 herausgab [11], dokumentierte das zum ersten Mal, dass der OB der Wehrmacht (Blomberg) die grundlegenden strategischen Anweisungen an die drei Wehrmachtsteile gab. Das Konzept verschwand bald im Panzerschrank und blieb unbeachtet[12].
Jodls Standpunkt isolierte ihn und Kameraden wandten sich ab oder zeigten Misstrauen. In Jodls Ideen sahen sie die Wehrmachtteile zu Hilfsbüros eines OKW herabgesunken. Beck empfand Jodls jetzige Meinungen bezüglich des OKW natürlich als äußerst enttäuschend: verbittert kannte er ihn nicht mehr, verweigerte sogar jeden Gruß, verbot jeden – auch dienstlichen – Kontakt seiner Untergebenen mit dem Wehrmachtsamt (erst Becks Nachfolger Halder lockert dieses Verbot) [13].
1937 verweigerte Jodl die ihm vom Heerespersonalamt angetragene Ernennung zum Chef des Generalstabes der neuen Luftwaffe. Das Angebot wurde 1938 erneuert, aber er lehnte wieder ab.
Jodl war inzwischen immer mehr vom „Führer“ fasziniert und entwickelte sich zu einem Bewunderer Hitlers, obwohl er einstweilen mit ihm nichts zu tun hatte. Später, während des Krieges, saß er oft mit Hitler zusammen und bildete den Infanteriegefreiten aus dem Ersten Weltkrieg allmählich in Strategie und Taktik des Fachs Kriegskunst aus. Umgekehrt wurde er von Hitler mit nationalsozialistischen Gedanken indoktriniert. Jodl erlebte Hitler, laut seiner Aussage in Nürnberg 1946, als eine Führerpersönlichkeit von ungewöhnlichem Ausmaß; sein Wissen und sein Intellekt, seine Rhetorik und sein Wille triumphierten letzten Endes gegenüber jedem. In seltener Weise mischte sich bei ihm Logik und Nüchternheit im Denken, Skepsis mit einer ausschweifenden Phantasie, die oft das Kommende erahnte, aber auch sehr oft irre ging[14].
Laut Erklärung Jodls im Nürnberger Prozess [15] gab es ein Tagebuch aus den Jahren 1937 und 1938, das er selbst immer am Abend niedergeschrieben hatte: er meinte damit Dokument 1780-PS (Periode 1/4/1937 bis 25/8/1939). Während des Krieges hatte Jodl Dutzende von Notizheften geführt, diese hatte dann seine Sekretärin später zusammengetragen, weil sie für die Kriegsgeschichtsschreibung von Bedeutung sein konnten: die Dokumente 1809-PS und 1811-PS (Periode 13/10/1939 bis 26/5/1940, mit einzelnen Unterbrechungen). Jodl hatte nicht mehr kontrolliert, was seine Sekretärin da zusammenstellte.
Zwei Zitate über die „Tagebücher“:
-1- „Das Dienstliche Tagebuch Alfred Jodls enthält Gedanken und Erwägungen, die stichwortartig festgehalten, oft nur flüchtig stilisiert und mit eiligem Bleistift auf kleine Zettel hingeworfen sind. Dies wird man sich vor Augen halten müssen, bevor allzu weitgehende Schlüsse aus vorliegenden Notizen gezogen werden. Sie vermitteln Einblicke in die Werkstatt militär-politischer Planungsarbeit – nicht mehr und nicht weniger, sie sind weder Memoiren, noch Kriegsgeschichte, dürfen aber beanspruchen, bei vorsichtiger Verwendung als Baustein für die Geschichtsschreibung der jüngst vergangenen Epoche benutzt werden zu können“ [16].
-2- „Jodl hatte ein schlechtes Gedächtnis, darum war seinem Stab aufgetragen worden, ihre Vorträge und Memoranden schriftlich anstatt mündlich auszubringen. Seine Kriegstagebuchnotizen dienten dann auch seiner Erinnerung“[17].
Vielleicht war Jodl auch etwas dyslektisch; seiner Buchstabierung fehlte viel und besonders bei Namen wurde viel entstellt[18], zum Beispiel „Vetchew“ für Veltjens.
Das „Große Revirement“ Anfang 1938, Folge der Rücktritte des Ministers Blomberg und des Oberbefehlshabers Fritsch war ein Wendepunkt in der Geschichte des Dritten Reiches[19]. Aufgrund der Ereignisse wurde Hitler nach komplizierten Verhandlungen, an denen auch Jodl beteiligt war, selber Kriegsminister und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht. Keitel wurde Chef des neuen Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) [20] im Range eines Reichsministers; Jodl wurde im März 1938 Chef des Wehrmachtsführungsamtes (WFA); Brauchitsch wurde Oberbefehlshaber des Heeres (OBH).
Zusammen mit Keitel wurde Jodl im März 1938 in die Arbeiten zum Anschluss Österreichs einbezogen, obwohl der Einmarsch selber nicht Sache des OKW, sondern des Heeres (OKH) war. Infolge der Abwechslung Stabs-/Truppendienst wurde er ab 1. Oktober 1938 Artilleriekommandeur der 44. Division in Wien (später Brünn)[21]; danach hoffte er Kommandeur einer Gebirgsdivision zu werden. Sein Stellvertreter als Chef WFA war Warlimont[22]; dieser übernahm dann vorübergehend die Aufgaben Jodls.
Am 1. April 1939 bekam Jodl seine Beförderung zum Generalmajor. Nachdem sechs Jahre Schreibtischarbeit vorbei waren, sollte Jodl im Oktober 1939 die 4. Gebirgsdivision übernehmen. Am 23. August 1939 aber – noch bevor er diese Ernennung erhalten hatte – wurde er, in Hinblick auf den kommenden Krieg und gemäß seiner bis zum 30. September geltenden Mobilmachungsbestimmung, von Keitel als Chef des Wehrmachtsführungsstabes (Chef WFSt) im OKW auf seinen alten Posten zurückberufen [23]. Hätte der Krieg einige Wochen später angefangen, hätte Jodl laut seiner neuen Mobilmachungsbestimmung seine Stellung als General der 4. Gebirgsdivision angetreten. Am 26. oder 27. August 1938 traf Jodl in Berlin ein und nahm seine Arbeit auf; er wurde von Keitel in die während seiner Abwesenheit entstandene Lage eingewiesen.
Jodl bestand als Chef WFSt darauf, dass eine „Hitlerweisung“ die Position des OKW festlegte, und damit die Rollen der Wehrmachtteile Heer, Kriegsmarine und Luftwaffe (diese neigten ja dazu, bei ihrem Handeln das OKW zu ignorieren) festzuschreiben.
Am 3. September 1939 wurde Jodl als Chef des Wehrmachtsführungsstabes im Sonderzug zur polnischen Front von Keitel dem Führer vorgestellt. Jodl sprach hier zum ersten Mal mit Hitler, der ihn mit festem Handdruck aber ohne ermunternde Wärme begrüßte[24]. Der Polenkrieg war übrigens, wie der Österreich-Aufmarsch, keine Sache des OKW.
Am 12. September 1939 kam Hitler im Zug zu einer Besprechung zwischen Ribbentrop/Keitel/Jodl/Lahousen; er informierte sich bei Lahousen über die Lage im Westen und besprach eine mögliche Ausschaltung der slawischen Intelligenz in Polen[25]. Jodl hörte zu und sagte nichts.
Am 30. September 1939 bekam Jodl die Spangen zu seinem EK II aus dem Ersten Weltkrieg. Am 18. Oktober erfolgte die Umbenennung des Wehrmachtsführungsamtes in Wehrmachtführungsstab im OKW. Am 23. Dezember erhielt Jodl die Spangen zu seinem EK I aus dem Ersten Weltkrieg. Hitler verlieh ihm jedoch nie das Ritterkreuz: unter den Spitzen der Wehrmacht eine auffällige Ausnahme.
Das Unternehmen Weserübung (Angriff auf Dänemark/Norwegen) war auf Befehl Hitlers ein OKW-Kriegsschauplatz; auf Anraten Jodls wurde General Falkenhorst mit einem Sonderstab damit beauftragt. Am 9. April 1940 um 4:20 Uhr begann der Angriff[26]. Am 14. April war Hitler sehr deprimiert über die militärische Lage um Narvik und verlor völlig die Nerven; er wollte General Dietl befehlen, sich nach Süden durchzuschlagen. Jodl verhinderte diesen unmöglichen Gedanken und am Abend befahl Hitler, durchzuhalten[27]. Drei Tage später, am 17. April, war Hitler besorgt; Jodl konnte einen Befehl an Dietl, sich zurückzuziehen aber wieder verhindern: einen Abmarsch nach Süden wäre unmöglich und ein Abtransport moralisch für Dietls Truppen unerträglich[28]. Dank Jodls Eingreifen war die Lage gerettet.
Jodl war Hitlers persönlicher Stabschef und beriet den Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht in allen strategischen und operativen Fragen. Er war zudem zuständig für die westlichen Kriegsschauplätze. Seinem fanatischen Glauben an die Genialität Hitlers tat dies jedoch keinen Abbruch, wie aus seinen informellen Diensttagebüchern deutlich hervorgeht. Er behielt dabei während des ganzen Krieges das Vertrauen des Führers und konnte ihm dabei auch mal widersprechen, immer aber aus sachlichen, nie aus moralischen oder politischen Gründen. Rein organisatorisch war er dem Chef OKW Keitel unterstellt, die Wirklichkeit war aber anders, vornehmlich wegen des regelmäßigen Zugangs zu Hitler. Jodl behielt den ganzen Krieg hindurch seine Stellung.
Mit seinem kleinen Stab konnte das OKW anfänglich kaum mehr tun als Hitler unterstützen; als jedoch ein Feldzug auf den anderen folgte, kam dem OKW eine immer beherrschendere Rolle zu. Die Fälle Weiß (Angriff auf Polen September 1939) und Gelb (Angriff im Westen ab Mai 1940) waren noch völlig dem Heer und der Luftwaffe überlassen; im Fall Weserübung (Angriff auf Dänemark/Norwegen ab April 1940) war schon das OKW zuständig. Bald folgten andere OKW-Schauplätze: Finnland, Balkan, Nordafrika, West-Europa; nicht aber die Ostfront: operativ existierte diese nicht für Jodl, obwohl ihn das Kampfgeschehen in der Sowjetunion belastete, namentlich wegen des Hin- und Herschiebens von Divisionen durch Hitler.
Jodl arbeitete sehr hart; er nahm während des Krieges an über 5.000 Lagebesprechungen teil, manche davon beanspruchten viele, viele Stunden. All seine Aufgaben waren zeitraubend und oft musste er bis in die Nachtstunden durcharbeiten, um die anfallenden Arbeiten zu bewältigen. Schlaf hatte er mit seinem Zwanzigstundentag kaum. 1944 empfing der Wehrmachtsführungsstab 60.000 Fernschreiben; sogar wichtige Papiere musste Jodl oft ungelesen weitergeben, um überhaupt noch funktionsfähig zu sein[29]. Er war ein Einzelgänger, verhielt sich korrekt aber distanziert zu seinen Untergebenen und akzeptierte selten einen Rat. Seinen Stellvertreter Warlimont hielt er bewusst auf Distanz, dessen Intelligenz ließ er unausgeschöpft.
Dem OKW-Chef Keitel intellektuell überlegen[30], konzentrierte Jodl sich auf seine militärischen Aufgaben, er war darum nicht durch politische Verwicklungen gefährdet. Den militärischen Widerstand verurteilte er heftig.
Zusammen mit den übrigen hohen Offizieren der Wehrmacht hatte er am 22. August 1939 schweigend zur Kenntnis genommen, wie Hitler die Polen zu behandeln gedachte[31]. So war er auch am 30. März 1941, als die Beseitigung von politischen Kommissaren der Roten Armee und von Juden befohlen[32] und am 16. Juli 1941, als die Politik im besetzten Osten festlegt wurde[33], ausführlich von Keitel informiert worden. Jodl beschäftigte sich dann damit, entsprechende mörderische Befehle auszuarbeiten. Er war Hitler näher als gut für ihn war, dadurch hoffnungslos verstrickt und durch Verbrechen belastet. Er war darüber nie unwissend und deshalb insgesamt dafür (mit-)verantwortlich, dass den deutschen Soldaten vom OKW völkerrechtswidrige Befehle erteilt wurden. Es bleibt unverständlich, wie er nach dem Kriege in Nürnberg behaupten konnte, er habe nie was mit schmutzigen Aspekten zu tun gehabt und nur seine soldatische Pflicht getan.
Am 30. Juni 1940 hatte Jodl seinem Führer eine Denkschrift zur weiteren Kriegführung gegen England überreicht. Als Strategie empfahl er: Kampf zur See und aus der Luft gegen jede Ein‑ und Ausfuhr, Kampf gegen die britische Luftwaffe und gegen alle wehrwirtschaftlichen Kraftquellen, Terror‑Angriffe gegen die Bevölkerungszentren und dann erst eine Landung mit dem Ziel England zu besetzen. Unmissverständlich machte er die Invasion von einer deutschen Luftherrschaft abhängig[34]. Manko: ein völliges Übergehen der USA und der UdSSR.
Am 19. Juli 1940, nach dem erfolgreichen Westfeldzug, erfolgte seine Beförderung zum General der Artillerie (unter Überspringung des Generalleutnants).
Am 29. Juli 1940 erkundigte sich Hitler vertraulich bei Jodl nach der Lage des Heeres im Osten; es ging um die Frage, ob es möglich wäre, Russland noch im Herbst anzugreifen und zu besiegen. Jodl schloss dies vollkommen aus; dennoch wurden schon Operationspläne entworfen[35]. Hitlers Entschluss, Russland zu erledigen, hatte Jodl überrascht; doch betonte er seinen Offizieren der Abteilung L gegenüber, dass ein Kampf gegen den Bolschewismus früher oder später doch unvermeidlich wäre; ihn führe man besser jetzt, auf der Höhe deutscher Macht und Stärke. Es ist zweifelhaft, ob Jodl selber davon überzeugt war; seine Worte verdeutlichten mehr Hitlers Denken über eine drohende „rote Gefahr“, an die Jodl nicht glaubte. Er stellte in Frage, dass Russland geschlagen werden müsse, um Großbritannien zu unterwerfen. Vielleicht überzeugte ihn schließlich Hitlers These, dass er 1941 alle kontinentaleuropäischen Probleme lösen müsste, da die USA ab 1942 imstande wären einzugreifen. Erst später, in Nürnberg, sprach Jodl anders darüber.[36]
OKH und OKW arbeiteten seit Anfang Juli 1940 an Plänen bezüglich eines Ostfeldzuges. Am 18. Dezember 1940 unterzeichnete Hitler die von Jodls Stab formulierte Weisung Nr. 21 über „Fall Barbarossa“, die Niederwerfung Sowjetrusslands in einem schnellen Feldzug[37]. Bald lernte Jodl dann die brutalen Ziele Hitlers kennen: rassenbiologische Vernichtungen ohne Beachtung der Grundsätze der Menschlichkeit oder des Völkerrechts. Jodl konnte sich über die Gewalttätigkeit des Dritten Reiches schwerlich oder nur bei völliger Blindheit täuschen. Er kannte Blaskowitz‘ Denkschrift über die Gräuel in Polen, die Aufgaben der Einsatzgruppen hinter der Ostfront, er hatte Anteil am Kommissarbefehl und wusste zumindest von der Deportation dänischer Juden usw. [38] Jodls Biograph Scheurig beschreibt dessen Entsetzen über Bemerkungen Jodls über Hitlers Absichten und Erschießungs-, Ausrottungs- und Aushungerungsbestrebungen [39], von denen Jodl also Kenntnis hatte, obwohl er von der „Endlösung“ nichts gewusst haben will.
Jodl weilte immer in den spartanischen Führerhauptquartieren Hitlers. Er verglich das FHQ Wolfschanze in Ostpreußen als Mischung aus Kloster und Konzentrationslager[40], damit aber beweisend, dass er – ursprünglich katholischer Herkunft, aber die Kirche durch Austritt formell verlassen habend – weder Klöster noch KZs von innen her kannte.
Jodl zog Büroarbeiten und Kartenstudien Inspektionsreisen vor; diese überließ er gerne seinem Stellvertreter Warlimont. Zweimal am Tag trug er Hitler über die Lage vor, dieser entschied dann, was für die nächsten Tage zu befehlen war. Jodl konnte dabei Hitler widersprechen und hat das manchmal schärfstens getan, aber es gab auch viele Momente, in denen es nichts zu erwidern gab. Anschließend ging Jodl in einen Nebenraum und entwarf dort Fernschreiben und Befehle, die er am nächsten Tag Hitler vorlegte, um dessen Genehmigung einzuholen. Wenn es nicht möglich war zu verhindern, was seiner Überzeugung nach hätte verhindert werden müssen, wandte Jodl eine Verzögerungstaktik an, eine Art passive Resistenz: er zögerte die Bearbeitung hinaus und wartete auf einen günstigeren Moment um wieder damit hervorzutreten, manchmal, aber sicher nicht immer, mit Erfolg.
Jodl fügte sich Hitler immer loyal, nie glaubte er daran, dass Volk und Reich missbraucht wurden. Seiner Meinung nach konnte nie ein General, sondern nur ein Staatsmann und Feldherr der eigentliche Stratege sein, d. h. Hitler. Es mangelte Jodl am großen Überblick, unfähig, die Konflikte eines wirklichen Feldherrn zu empfinden, hatte er die große Strategie stets ihm überlassen[41].
Als die Katastrophe des Winters 1941/42 hereinbrach bekannte Hitler, wie von Jodl überliefert, dass im Osten kein Sieg mehr errungen werden konnte. Zu kapitulieren aber, das war ihm undenkbar, es galt nur zu kämpfen bis zum letzten oder den Tod zu suchen[42].
Anfang September 1942 wurde Jodl von Hitler zur Überprüfung der Lage der Heeresgruppe A ins Kaukasusgebiet gesandt; der Führer war verärgert über die dortigen wetterbedingten, langsamen Fortschritte. Die Entsendung Jodls, den Hitler sonst kaum von seiner Seite ließ, zeigte die besondere Aufmerksamkeit, mit der Hitler die Vorgänge und Führungsmaßnahmen im Kaukasus verfolgte. Jodl kam am Abend des 7. September ’42 aus Stalino, wo er mit GFM List die Lage besprochen hatte. Jodl machte sich die ablehnende Haltung Lists zu eigen und erstattete Hitler Bericht über die katastrophale Lage. Hitler reagierte mit einem unbeschreiblichen Wutausbruch, aber Jodl blieb fest und bald brüllten die beiden einander um die Wette an. Der Anlass von Hitlers Zorn war dabei nicht nur Jodls Lagebeurteilung, sondern vielmehr die implizite Kritik an seiner Operationsführung. Hitler musste dem Bericht Jodls zumindest mittelbar entnehmen, dass er das Verschulden für die vermeintlich verfehlten Führungsmaßnahmen bei sich selbst zu suchen hatte[43]. Hitler reduzierte ab jetzt die Kontakte zu seiner engsten militärischen Umgebung auf ein für den dienstlichen Umgang miteinander unverzichtbares Minimum, er nahm bis auf weiteres nicht mehr an den gemeinsamen Tafeln teil und weigerte sich, irgend jemandem die Hand zu geben. Auch bestellte er umgehend einen „Stenographischen Dienst“, der durch die schriftliche Aufzeichnung aller Lagebesprechungen im FHQ jegliche „Missverständnisse seiner Worte“ für die Zukunft verhindern sollte[44].
Jodl, zutiefst beleidigt durch Hitlers Raserei, mühte sich ab 9. September 1942 jeden dritten Tag um ein Frontkommando, aber Hitler meinte kalt: „Ob und wann Sie gehen, bestimme ich“ [45]. Erst am 30. Januar 1943 begrüßte Hitler zum ersten Mal Jodl wieder mit Handschlag. An diesem Tag empfing Jodl das begehrte Goldene Parteiabzeichen der NSDAP, die einzige Auszeichnung, die er vom „Führer“ erhielt[46].
Stalingrad war Zeitzlers (OKH-)Domäne; Jodl versuchte dort im November 1942 noch einmal einzugreifen, aber Hitler verwarf schroff seine Vorschläge.
Zwischen dem 11. Mai und 26. Juni 1943 war Jodl auf Krankenurlaub. Am 7. November 1943 hielt Jodl auftragsgemäß zum Gedenken an den Münchner Putsch 1923 vor den Gauleitern eine Rede, in der er regelrechte Jubellieder auf den Führer hielt und die deutsche Strategie lobend darlegte[47].
Am 30. Januar 1944 erfolgte überraschend seine Beförderung zum Generalobersten. Am 18. April 1944 verstarb in Königsberg die geliebte Ehefrau Jodls, Irma von Bullion. Hitler fand zum ersten Male Jodl gegenüber Worte persönlicher Anteilnahme bei diesem Tode nach 30-jähriger Ehe.
Ein erwarteter alliierter Großangriff im Westen war für Jodl ein Wendepunkt: gelänge diese Invasion, wäre der Krieg endgültig verloren und es wäre Wahnsinn, den Kampf fortzusetzen, legte er Hitler schon in 1943 in einer Denkschrift vor. Hitler teilte seine Ansicht und ordnete in seiner Weisung Nr. 51 vom November 1943 die Verstärkung der Verteidigung im Westen an; es wäre nicht mehr zu verantworten, dass der Westen zu Gunsten anderer Kriegsschauplätze weiter geschwächt werde: also jetzt Vorrang des Westens in der Zuführung von Personal und Material; keine Vergeudung von Zeit/Arbeitskraft, sondern Förderung von Abwehr- und Angriffskraft[48]. Dennoch, die Invasion gelang und die zweite Front war Tatsache. Alarmierender noch: gegen das deutsche Zentrum im Osten erhoben sich vier russischen Fronten und die Heeresgruppe Mitte wurde vernichtend geschlagen. Trotz richtiger Gedanken in seiner Denkschrift von 1943, zog Jodl daraus keine Konsequenzen und Hitler noch weniger: eine Kapitulation blieb undenkbar.
Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944, bei dem Jodl an Hitlers Seite verwundet wurde, harrte er in der Atmosphäre des Schreckens aus, den Führer weiter bestätigend in zunehmend sinnlosen Entscheidungen.
Zusammen mit Jodl studierte der zur Zeit erkrankte Hitler Ende September 1944 auf dem Krankenbett Karten der Ardennen. Jodls Endplan für die Ardennenoffensive Dezember 1944, noch verbessert durch Korrekturen des fronterfahreneren Manteuffel, schlug notwendig fehl; die Kräfte Deutschlands reichten längst nicht mehr aus.
Im Februar 1945 fasste Hitler den Plan, die Genfer Konvention aufzukündigen. Jodl machte mit Dönitz zäh und erbittert Front gegen diese Idee. Die Hinweise, dass die Nachteile für Deutschland überwogen, fruchteten nicht. Mit moralischen Argumenten war Hitler nicht umzustimmen; mit schauerlichen Argumenten konnte man schließlich in einer Vortragsnotiz für Hitler doch erreichen, was man zu erreichen trachtete[49].
In den letzten 3 bis 4 Monaten des Krieges erschienen zu den nächtlichen Lagebesprechungen in der Reichskanzlei weder Keitel noch Jodl; lediglich jüngere Generalstabsoffiziere des OKW und OKH trugen die jüngsten Meldungen vor[50]. Stets anwesend war Martin Bormann[51], der in diesen Nachtstunden die militärischen Dinge mit Hitler eingehend erörterte.
Am 7. April 1945 heiratete Jodl seine zweiten Ehefrau, Luise von Benda, ehemalige Vorzimmerdame Adams/Becks/Halders im OKH, eine alte Bekannte und Freundin seiner verschiedenen Frau.
Am 22. April 1945 erstattete Jodl während der letzten großen Lagebesprechung zum letzten Mal dem Führer Bericht über die militärische Lage. Hitler saß abgezehrt und äußerst erregt da, als seien seine Gedanken woanders. Nach Erhalt der Hiobsbotschaft, dass seine dringenden Befehle Berlin zu entsetzen nicht befolgt werden könnten und überhaupt nicht stattgefunden hatten, ersuchte er alle Anwesenden, ausgenommen Keitel, Jodl, Krebs, Burgdorf, Bormann und zwei Stenographen, den Lageraum zu verlassen. Dann ließ er sich gehen, völlig von Sinnen; er schleuderte hemmungslos Vorwürfe der Feigheit und Treulosigkeit, er schmähte die Wehrmacht, sprach vom allgemeinen Verrat, Versagen, Korruption und Lügen und endete in einem Heulkrampf. Er befahl Keitel, Jodl und Bormann in den Süden zu fliegen um dort die Gesamtoperationen weiterzuführen. Die Durchführung dieses Befehls wurde aber von allen drei abgelehnt. Dann verließ er todesbleich den Besprechungsraum und zog sich in sein Zimmer zurück[52].
Am 23. April 1945 erfolgte noch ein Vortrag Keitels und Jodls. Hitler war nach Keitels Schönfärberei wieder gefasster. Jodl sah Hitler hier zum letzten Mal.
Nach dem 24. April 1945 wurde das OKW von Berlin nach Rheinsberg verlegt und Jodl verließ Berlin: nachts hatte Hitler noch den Befehl über Befehlsführung und Zusammenlegung der Stäbe des Wehrmachtsführungsstabes (Jodl) und des Generalstabes des Heeres unterschrieben. Als „Führungsgruppe Heer im OKW“ sollten diese Stäbe fortan Jodl unmittelbar unterstehen – ein persönlicher Triumph, um den Jodl seit fast zehn Jahre gerungen hatte und den er jetzt in allerletzter Minute erreichte; damit war auch die Führung des Ost‑Kriegsschauplatzes auf das OKW übergegangen. Weder die Dönitz erteilten Vollmachten noch die andere sollten in Kraft treten: alle operative Gewalt blieb beim OKW zusammengefasst[53].
Am 27. April 1945 fand im OKW-HQ in Rheinsberg eine Zusammenkunft von Dönitz, Himmler, Keitel und Jodl statt. Man versuchte noch in höchstmütigster Distanz zur Wirklichkeit einen Gegenangriff auf Berlin: Hitler war wichtiger als das Schicksal der Truppe. Aber die Angriffe, wenn schon unternommen, versagten.
Am 30. April verübte Hitler Selbstmord; sein Nachfolger Dönitz übernahm die Regierung, d. h. das, was es davon noch zu übernehmen gab. In Neustadt, nördlich von Lübeck, wurde Jodl am 1. Mai Hitlers Tod gemeldet. Ohne Emotion und Trauer nahm er das Funkfernschreiben hin; er erwartete die Nachricht schon.
Ein reines Fachkabinett unter Großadmiral Dönitz, Nachfolger des Staatsoberhauptes Hitler, wurde am 5. Mai 1945 in Flensburg gebildet und „geschäftsführende Reichsregierung“ benannt. Sein Plan, Keitel als Chef OKW zu entlassen, wurde von Jodl durchkreuzt, indem er Loyalitätsgründe vorschob. Die Militärspitze blieb also unverändert.
Am 6. Mai sandte Dönitz Jodl nach Reims, um eine Teilkapitulation anzustreben; im Falle einer Unmöglichkeit derselben wurde er bevollmächtigt, eine Gesamtkapitulation zu unterzeichnen[54]. Er kämpfte mit äußerster und zunächst unbeirrbarer Hartnäckigkeit, konnte aber Eisenhower nicht umstimmen. Nur eine Gesamtkapitulation war möglich, ohne Bewegungsfreiheit für das Ostheer. Mit Hilfe des amerikanischen Stabschef Walter Bedell Smith konnte Jodl dann noch eine Galgenfrist von 48 Stunden erreichen. Alle Feindseligkeiten sollten am 9. Mai um 1:00 Uhr aufhören.
Frühmorgens um 2:41 Uhr am 7. Mai 1945 wurde Jodl dann, als Bevollmächtigter des Großadmirals Dönitz‘, Mit-Unterzeichner der deutschen Kapitulation der Wehrmacht vor den Westmächten in Reims. Um 16 Uhr erstattete Jodl in Flensburg Dönitz persönlichen Bericht. Die von ihm in den Kapitulationsverhandlungen mit der Begründung „schlechte Nachrichtenverbindungen“ herausgearbeiteten 48 Stunden zwischen Unterzeichnung und Inkrafttreten der Kapitulation wurden in allen Teilen der Ostfront fieberhaft ausgenutzt, um nach Westen zurückzuziehen und sich sowjetischer Gefangenschaft zu entziehen.
Am 10. Mai 1945 wurde Jodl durch Großadmiral Dönitz das Ritterkreuz mit Eichenlaub verliehen; eine Ehre, die Hitler ihm nie zugestanden hatte.
Am 13. Mai wurde Keitel von den Alliierten verhaftet; Jodl wurde von Dönitz mit der „Führung der Geschäfte“ des OKW beauftragt. Er entfaltete eine unermüdliche Geschäftigkeit; täglich fanden Lagebesprechungen statt[55] – als ob es noch eine Lage zu besprechen gäbe. Befehle und Anordnungen gingen aus, vornehmlich über Organisations- und Kapitulationsfragen, und er erstrebte die Vereinigung der OKW-Stäbe des Nord- und Südraumes[56].
Die „Reichsregierung“ und das OKW wurden am 23. Mai 1945 um 9:45 Uhr in Flensburg festgenommen; auch Jodl, der Chef des OKW. Er kam in britische Kriegsgefangenschaft und wurde unter starker Bewachung nach Bad Mondorf überführt, an der Südgrenze Luxemburgs, wo in einem Hotel 42 ehemalige „Nazi-Größen“ in einem Interniertenlager versammelt worden waren. Er wurde dort von Amerikanern und Briten vernommen und antwortete sachlich, zumeist einsilbig. Die Lagerhaft, u. a. zusammen mit ihn abstoßenden Politikern, wurde ihm drückend und unerträglich.
Am 12. August erfolgte seine Überführung nach Nürnberg, wo er im November Angeklagter im Hauptkriegsverbrecherprozess wurde. Dass er, als Soldat, angeklagt werden sollte, hatte er erst zuallerletzt bedacht und ein Schock überfiel ihn; impulsiv wollte er seinem Leben ein Ende machen.
In den ersten Nürnberger Tagen war er aus der Wehrmacht entlassen worden, Schulterstücke und Ehrenzeichen waren genommen.
Er verfasste am 20. August 1945 ein „Schuldbekenntnis“, ein Hinweis auf die beabsichtigte Verteidigung. Die Anklageschrift beschuldigte ihn der Verschwörung und des Verbrechens gegen den Frieden und die Humanität, sowie der Kriegsverbrechen. Ihm wurden als Verteidiger zwei Juraprofessoren zugeteilt; aus wechselseitiger Achtung erwuchs hier Vertrauen und zuletzt Freundschaft. Jodl hatte in Nürnberg mit der Niederschrift seiner Erinnerungen begonnen, doch reichten sie nur bis in die 1920er Jahre. Er verfasste zudem mehrere Studien [57].
Im Nürnberger Hauptprozess, der am 20. November 1945 begann, verteidigte er sich mit Hilfe seiner Verteidiger präzise und sachlich mit der Behauptung, es sei nicht Aufgabe eines Soldaten, über seinen Oberstbefehlshaber zu richten; er habe als Soldat nur seine Pflicht getan und sich von der Politik gänzlich ferngehalten; als Generalstabsoffizier war er zwangsläufig in die Kriegsplanung einbezogen; im Sinne der Anklage sei er nicht schuldig. In militärischen Fragen konnte er sich dann relativ wirksam verteidigen, was aber andere Handlungen betraf, gelang ihm dies nicht. Die Enthüllung abgründiger Verbrechen mittels Dokumentarfilmen über KZ-Zustände traf ihm wie ein Keulenschlag und erschütterte ihn sehr; doch: so grauenhaft die gezeigten Verbrechen, er hatte sie seiner Meinung nach nicht zu verantworten.
Am 1. Oktober 1946 wurde er in allen vier Anklagepunkten [58] wegen Teilnahme an verbrecherischen Handlungen schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Jodl konnte dies nicht fassen, doch ertrug es mit Gleichmut. Am 12. Oktober bekam er den letzten Besuch seiner Ehefrau Luise Jodl[59]. Am 13. Oktober wurde die Bitte Jodls, seine Todesstrafe von Erhängen in Erschießen umzuwandeln, abgelehnt.
Am 16. Oktober 1946, gegen 2 Uhr morgens, erfolgte die Hinrichtung durch den Strang. Sein Leichnam wurde unter dem Tarnnamen „Archibold K. Struthers“ eingeäschert, gegen Mitternacht wurde die Asche in die Isar gestreut.
Das Urteil war – auch in alliierten Militärkreisen – von Anfang an umstritten. Seiner Witwe Luise Jodl blieb, ihre Bemühungen um die Rehabilitierung fortzusetzen. Im Jahre 1953 wurde Jodl am 28. Februar von der deutschen Hauptspruchkammer in München posthum rehabilitiert und der ihm zur Last gelegten Völkerrechtsbrüche für nicht schuldig befunden, allerdings unter Ausklammerung des Anklagepunktes „Verbrechen gegen den Frieden“. Sein Besitz, rechtsgültig 1946 eingezogen, wurde der Witwe zurückgegeben.
Später aber hob die bayerische Staatskanzlei unter amerikanischem Druck das Münchener Urteil auf und am 3. September 1953 widerrief der bayerische Minister für Politische Befreiung den Widerruf des Jodl-Urteils.
Autor: Hubert Beckers
Literatur
Görlitz, Walter: Keitel, Jodl and Warlimont, in Barnett (Hrsg.) Hitler’s Generals, New York 1989,S. 154-162
Jodl, Luise: Jenseits des Endes. Leben und Sterben des Generaloberst Alfred Jodl, Wien 1976
Walter Lüdde-Neurath: Die Regierung Dönitz; die letzten Tage des Dritten Reiches. Göttingen 19643
Macksey, Kenneth: Generaloberst Alfred Jodl, in: Gerd Ueberschär (Hrsg.) Hitler militärische Elite, Bd. 1, Darmstadt 1998, S. 102-111
Neue Deutsche Biographie Bd. 10. Berlin 1983
Prozess gegen die Hauptverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg, vom 14. November 1945 – 1. Oktober 1946 (besonders Bd. XV). 42 Bände. Reprint, München 1976
Scheurig, Bodo: Alfred Jodl; Gehorsam und Verhängnis, Berlin 1991
Schramm, Percy Ernst (Hrsg): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (Wehrmachtsführungsstab). Band IV/1 und IV/2: 1944. Frankfurt/M. 1961
Steinert, Marlis: Die 23 Tage der Regierung Dönitz. Düsseldorf 1967
Wilt, Alan: Alfred Jodl – Hitlers Besprechungsoffizier, in: Ronald Smelser/Enrico Syring (Hrsg.): Militärelite des Dritten Reiches, Darmstadt 1998, S. 236-250
Anmerkungen
[1]. Zu Alfred Jodl siehe die in diesem Artikel verwendete Angaben in:
– Neue Deutsche Biographie Bd. 10, S. 449-450;
– Weiß Biographisches Lexikon des Dritten Reiches, S. 242;
– Wistrich Wer war wer im Dritten Reich, S. 191;
– Zentner/Bedürftig Lexikon des Drittes Reich S. 285;
– Wilt in: Smelser/Syring Militärelite des Dritten Reiches S. 236-250;
– Görlitz in: Barnett Hitler’s Generals, S. 154-162;
– Macksey in: Ueberschär Hitler militärische Elite, Bd. 1, S. 102-111.
Siehe auch:
a/ die unveröffentlichten Aufzeichnungen Jodls vom 6. Januar 1943 bis zum 21. Mai 1945 (im Institut für Zeitgeschichte München);
b/ die von Jodl angefertigten Denkschriften und Memoranden;
c/ die Vernehmungen Jodls durch die Sowjets, veröffentlicht in WWR 1961, Nummer 11;
d/ die Zeugenaussagen und Verhöre Jodls im Nürnberger Prozess; siehe die Einzelheiten beim Stichwort ‚Jodl‘ in IMG Registerband (Nürnberg 1949); in Bezug auf Jodl ist besonders Band XV relevant, S. 313-612 (Verhör);
e/ die Bemerkungen über Jodl im Nürnberger Gefängnis von G.M. Gilbert „Nuremberg Diary“, besonders S. 330-347 (TB-Ausgabe Signetbooks, New-York 1961);
f/ Nachlass Jodl in BA-MA Freiburg, auch Jodls Personalakten;
g/ die Erinnerungen der zweiten Ehefrau: Luise Jodl „Jenseits des Endes. Leben und Sterben des Generaloberst Alfred Jodl“ (Verlag Fritz Molden, Wien/Zürich/München 1976);
h/ die Jodl-Biografien von Günther Just „Alfred Jodl, Soldat ohne Furcht und Tadel“ (Nationalverlag Hannover 1971) und Bodo Scheurig „Alfred Jodl; Gehorsam und Verhängnis“ (Propyläenverlag, Berlin/Frankfurt 1991).
[2]. ADAM, Wilhelm (1877 – 1949); zuletzt Generaloberst. Personalangaben in Handbuch Mil.gesch. VII, S. 293; Weiss Biogr.Lex.Dr.R. S. 16/17; Wistrich Wer/wer S. 12/3; Neue Dt. Biogr. Bd. 1 S. 53/4; Kursietis Wehrmacht S. 280. Selbstdarstellung, siehe Erinnerungen Adams in Benz Miscellanea S. 32-62. Kurzbiographie in Ueberschär/Stahl Mil.elite I/ S. 1-8.
[3]. HIERL, Konstantin (1875 – 1955); M.d.R. 1930/45; Reichsarbeitsführer. Personalangaben in Lilla Statisten in Uniform Nr. 423, S. 239/40; Weiß Biogr.Lex.Dr.R. S. 205-206; Zentner/Bedürftig Lex.Dr.R. S. 253; Wistrich Wer/wer S. 162-163; Neue Dt. Biogr. Bd. 9 S. 110; Kirsten Im Banne S. 168-169. Erinnerungen: Hierl Dienst.
[4]. Am 25. September 1930 erklärte Hitler im Reichswehrprozess vor dem IV. Strafsenat des Reichsgerichts in Leipzig gegen drei Ulmer Offiziere, beschuldigt der Nazi‑Propaganda, in einer für die Reichswehrführung bestimmten Ton, dass er und seine Partei granithaft auf dem Boden der Legalität stehen. Der Weg zur Macht sei legal; wenn man aber diesen legalen Weg bis zum Ende gehe und man die Macht dann habe, werden allerdings Köpfe in den Sand rollen. Zum Schluss der Sitzung wird Hitler gefragt zu bestätigen, dass er niemals nach 1923 (Hitlerputsch) versucht hat, die deutsche Verfassung zu ändern oder seinen Unterführern niemals den Auftrag gegeben hat, derartige Versuche zu machen. Hitler bestätigt diese Erklärung mit „Ja“. Siehe Bucher Reichswehr-Prozess S. 84/8 und 239/80; Tyrell Führer befiehl Nr. 123, S. 298/00; Hitler RSA Bd. III/3, Dok. 123, S. 434/51; Deuerlein Aufstieg S. 328/32; Vogelsang Reichswehr/Staat/NSDAP S. 90/2; Kershaw Hitler Bd. 1 S. 426/28.
[5]. BLOMBERG, Werner (1878 – 1946); Generalfeldmarschall; Reichskriegsminister 1933/38 und Oberbefehlshaber der Wehrmacht 1935/38. Personalangaben in Handbuch Mil.gesch. VII, S. 15; Weiß Biogr.Lex.Dr.R. S. 44-45; IMG Bd. XL Dok. Keitel-18, S. 400; Zentner/Bedürftig Lex. Dr.Reich S. 78; Wistrich Wer/wer S. 29-30; Neue Dt. Biographie Bd. 2 S. 313-314; Kursietis Wehrmacht S. 294. (Kurz-)Biographien: Ueberschär/Mitcham Militärelite Bd. I S. 28-36; Smelser/Syring Militärelite S. 50-65; Barnett Hitler’s Generals S. 129-138; Huebsch Blomberg.
[6]. BECK, Ludwig (1880 – 1944); Generaloberst; Chef des Generalstabes des Heeres 1934/38. Personalangaben in Handbuch Mil.gesch. VII, S. 20; Weiss Biogr.Lex.Dr.R. S. 33-34; Zentner/Bedürftig Lex. Dr.Reich S. 64; Wistrich Wer/wer S. 24-25; Neue Dt. Biographie Bd. 1 S. 699; Hoffmann in ‚Für Deutschland‘ S. 26-41. Selbstdarstellung in Foerster Beck(papiere); Beck Studien. (Kurz-)Biografien: Ueberschär/Müller Mil.elite Bd. I S. 9-19; Barnett Hitler’s Generals S. 19-42; Buchheit Beck; Müller Beck; Reynolds Beck/Treason was no crime.
[7]. Ein Abschlussbericht seiner Hand ist nicht erhalten: Scheurig Jodl S. 31.
[8]. Jodl war automatisch Mitglied des RV-Ausschusses in dem Augenblick, als er Chef der Abteilung L. wurde; in der 10. Sitzung am 26. Juni 1935 hat ihm General von Reichenau als seinen Vertreter eingeführt. Siehe Jodls Erklärung in Nürnberg, IMG Bd. XV, S. 381.
[9]. Zur Gliederung dieses Ministeriums siehe KTB-OKW Bd. I S. 112/E); zur Dienstanweisung der Abteilung L. siehe KTB des OKW Bd. I, S. 881/82; zum Arbeitsplan der Abteilung L. siehe KTB des OKW Bd. I, S. 909.
[10]. Siehe zu diesen Standpunkten drei Dokumente in Görlitz Keitel, S. 143-166.
[11]. Blombergs ‚Weisung für die einheitliche Kriegsvorbereitung der Wehrmacht‘ vom 24/6; siehe in IMG Bd. XXXIV, Dok. 175-C, S. 732/47.
[12]. Siehe Görlitz Keitel S. 89.
[13]. Scheurig Jodl S. 46 und a.a.O. Siehe auch die eidesstattliche gemeinsame Erklärung Keitel/Jodls vom 29. März 1946, IMG Bd. XL, Dok. Keitel-9, S. 361/64.
[14]. Siehe IMG Band XV, S. 333.
[15]. Aussage Jodls während des Prozesses, am 5. Juni 1946. Siehe IMG Bd. XV, S. 420.
[16]. Aus der Vorbemerkung Walther Hubatsch‘ bei der Erstveröffentlichung des Nürnberger Dokumentes 1811-PS (Jodls Tagebuch 13/10/39-20/11/39) in „Welt als Geschichte“, Jrg. 1952, S. 275.
[17]. Zeugenerklärung Warlimonts am 26. September 1946; siehe TWC Bd. X in NOKW-065, S. 283.
[18]. Siehe die Annotation auf Jodls Dienstliches Tagebuch 1/4/1937 – 26/5/1940 (die Nürnberger Dokumente 1780-PS, 1811-PS und 1809-PS), von Hubert Beckers (Voorschoten im Selbstverlag 2003).
[19]. Siehe Janssen/Tobias Sturz der Generäle u.v.a.
[20]. Zur Gliederung des OKW 1940/41 siehe KTB-OKW Bd. I, S. 113/14 E.
[21]. Siehe seine Aussage in Nürnberg, IMG Bd. XV S. 403. Späterem Bekunden nach sollte Keitel dies verhindert haben, wäre es ihm nur irgendwie vorsehbar gewesen, dass ein Krieg unmittelbar bevorstünde.
[22]. WARLIMONT, Walter (1894 – 1976); General der Artillerie; Stellvertretender Chef des WFSt OKW 1942/44. Personalangaben in TWC Bd. X, S. 53; Heiber Lagebespr. im FHQ S. 38 Nr. 15/a; Weiß Biogr.Lex.Dr.R. S. 478; Wistrich Wer/wer S. 372; Kursietis Wehrmacht S. 377. Selbstdarstellung Warlimont Im HQ der Wehrmacht. (Kurz-)Biographien in Barnett Hitler’s Generals S. 162-174; Ueberschär/Mühleisen Mil.elite 2 S. 270-275.
[23]. Siehe Görlitz Keitel S. 214/15; Scheurig Jodl S. 92, 96 und 98; Absolon Wehrmacht Bd. IV, S. 391.
[24]. Siehe Scheurig Jodl S. 103; IMG Bd. XV S. 323.
[25]. Siehe Groscurth TB Abwehroff. Dok. 12, S. 357/59; Brissaud Canaris Nr. 7, S. 554/55; Aussage Lahousens in IMG Bd. II, S. 492/95; IMG Bd. XV S. 410; Breitman Architect of Genocide S. 70f und 264 Nt. 16; Umbreit Weg in: DR2WK Bd. 5/1, S. 35/6.
[26]. Siehe Hubatsch Weserübung und Ottmer Weserübung.
[27]. Siehe Jodl-DTB im IMG Bd. XXVIII S. 420; Halder KTB Bd. 1, S. 259; Hubatsch Weserübung S. 166; Kaltenegger Dietl S. 60; Scheurig Jodl S. 121/22; Ottmer Weserübung S. 141/42.
[28]. Siehe Jodl-DTB in IMG Bd. XXVIII S. 420/21; Hubatsch Weserübung S. 166/67; Ottmer Weserübung S. 142.
[29].Siehe Scheurig Jodl S. 241.
[30]. Immer loyal, gestand Jodl erst kurz vor der Kapitulation, dass er jahrelang unter Keitel gelitten hatte (Scheurig Jodl S. 235).
[31]. Siehe Baumgart 22/8 S. 120‑149 (auch Boehm in: Vjh.f.Zg. 1971‑3 S. 294/04); ADAP Serie D, Bd. VII, Dok. 192, S. 167/72 und im Anhang S. 467/69; IMG Bd. XXVI, Dok. 798‑PS, S. 338/44 (Teil I) und Dok. 1014‑PS, S. 523/24 (Teil II); IMG Bd. XLI, Dok. R‑27, S. 17/5; KTB-OKW Bd. 1 Dok. 1, S. 947/49; Jacobsen 1939/45 Dok. 7, S. 115/18; Halder KTB Bd. 1 S. 23/6 u.v.a.
[32]. Siehe Halder KTB Bd. 2, S. 335/38; IMG Bd. VII S. 396 und Bd. XX S. 634/35; KTB‑OKW Bd. I S. 225 E; Görlitz Keitel S. 257/58; Warlimont Im FHQ S. 175/77; Hillgruber Strategie S. 504, 526/27; Förster Barbarossa in DR2WK Bd. 4, S. 127/28.
[33]. Siehe ADAP Serie D Bd. XIII‑1, Dok. 114, S. 127/31; IMG Bd. XXXVIII, Dok. 221‑L, S. 86/4; Dallin Herrschaft S. 87, 123, 201, 207, 215, 243, 266f.; Breitman Architect Genocide S. 181/83 und S. 293 Nt. 59.
[34]. Siehe IMG Bd. XXVIII, Dok. 1776‑PS, S. 301/03. Auch Klee Dok. Seelöwe S. 298/00; Schreiber Entw. in DR2WK Bd. 3, S. 178/00; Hillgruber Strategie S. 157/59 (und Nt. 65), 169, 178; Umbreit Pläne in DR2WK Bd. 2, S. 369f; Warlimont Im FHQ S. 122f; Scheurig Jodl S. 134/35.
[35]. Siehe Kershaw Hitler Bd. 2 S. 415 und S. 1172 in Nt. 157.
[36]. Siehe Jodls Aussage in IMG Band XV, S. 428 ff.
[37]. Siehe Hubatsch Weisungen Nr. 21, S. 84/8; ADAP Serie D Bd. XI‑2, Dok. 532, S. 750/53; IMG Band XXVI, Dok. 446‑PS, S. 47/2; Ueberschär/Bezymenskij Angriff Dok. 8, S. 250/53 u.a.
[38]. Siehe Scheurig Jodl, hier S. 174.
[39]. Siehe Scheurig Jodl S. 481 in Nt. 6.
[40]. Siehe Jodls Bemerkung während seiner Zeugenerklärung in Nürnberg am 3. Juni 1946: IMG Band XV S. 325.
[41]. Siehe Scheurig Jodl, Kapitel ‚Bilanzen‘, ab S. 230.
[42]. Siehe KTB-OKW Band IV-2, S. 1503 und S. 1721.
[43]. Siehe Halder-KTB Bd. 3, S. 518; KTB-OKW Bd. II/1, S. 695/98; IMG Bd. XL in Dok. Keitel‑15, S. 394 f; auch Görlitz Keitel S. 306; Engel Heeresadjutant S. 126; Warlimont Im HQ, S. 267; Below Adjutant S. 315; Wegner in DR2WK Bd. 6, S. 951/52; Scheurig Jodl S. 210/12; Heiber Lagebesprechungen S. 11f.
[44].Siehe IMG Band XL, Dok. Keitel-15, S. 394/95; Heiber Lagebesprechungen S. 11‑23.
[45]. Siehe Halder-KTB Bd. 3, S. 518; KTB-OKW Bd. II/1, S. 695/98; IMG Bd. XL in Dok. Keitel‑15, S. 394 f; auch Görlitz Keitel S. 306; Engel Heeresadjutant S. 126; Warlimont Im FHQ S. 267; Below Adjutant S. 315; Jodl Jenseits des Endes S. 65; Heiber Lagebesprechungen S. 7‑26, besonders S. 10-11; Scheurig Jodl S. 210/13.
[46]. Jodl empfing auch nie eine der hohen Dotationen, die Hitler manchem militärischen Kollegen zukommen ließ; siehe dazu mit vielen Einzelheiten Ueberschär/Vogel Dienen und verdienen.
[47]. Siehe IMG Band XV, S. 334/35 und S. 493/96. Vorentwurf der Jodlrede in IMG Band XXXVII, Dok. 172-L, S. 630/69 und in KTB-OKW Band IV-2, S. 1534/62.