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Startseite > Rezensionen > Buchrezensionen > Winter Fünfundvierzig oder Die Frauen von Palmnicken – von Arno Surminski
Geschrieben von: Soraya Levin
Erstellt:

Winter Fünfundvierzig oder Die Frauen von Palmnicken – von Arno Surminski

Arno Surminski: Winter Fünfundvierzig oder Die Frauen von Palmnicken, Hamburg 2010.

Eine formvollendete schöpferisch ausdrucksstarke Prosa gegen das Vergessen

Wunderbare Strände und Steilküsten ziehen sich an der Halbinsel Samland entlang. Hier liegt nicht weit von dem einstigen Königsberg Jantanyi, das frühere Palmnicken. Diese Stadt ist berühmt für ihren Bernstein, dem eine sinnliche und beruhigende Wirkung zugesprochen wird. Es ist der 31. Januar 1945. Dieser Tag hat nichts von Sinnlichkeit und ist auch nicht beruhigend. Denn draußen vor der Stadt werden an einem der Strände 3000 jüdische Frauen von der Waffen-SS abgeschlachtet.

Für die einen ist die Welt 1944 schon untergegangen. Für die anderen geht sie noch weiter. Gesa, Celina, Sarah und Dorota. Vier junge jüdische Frauen, zusammen-gepfercht im Ghetto Lodz. Da wo kein Gebet mehr hilft, können sie das tägliche Grauen nur ertragen, indem sie ihre Träume am Leben halten und auf einen Neubeginn nach dem Krieg hoffen. Dorota möchte auf einem Bauernhof leben, Sarah wünscht sich eine Familie, Gesa träumt von einer Tanzkarriere und Celina von einem Studium. Was junge Menschen ebenso träumen. Mit dem Heranrücken der Roten Armee wird das Ghetto im Sommer 1944 geräumt. Die Reise geht nach Auschwitz. „So hat man früher das Vieh auf die Reise geschickt, sagte Celina. Viehtransporte gehen ins Schlachthaus rief eine Stimme aus der Dunkelheit.“ Für Dorota ist Auschwitz die Endstation. Jetzt sind sie nur noch zu Dritt. Im Außenlager Stutthof werden die drei Frauen getrennt. Sarah landet in der Waffenfabrik. Gesa und Celina verrichten auf dem Hof von Lisa Kretschmann Feldarbeit. Seit Lisas Mann trotzt der vier Kinder an die Front musste, bewirtschaftet sie den Hof mit ihrem ältesten Sohn. Während Gesa und Celina dem Entsetzen folgen, haben diese Bilder für Lisa Kretschmann so gar nichts mit ihrem derzeitigen Leben zu tun.

Die Rote Armee und der Winter rücken heran. Die Häftlinge aus den Lagern werden Richtung Westen getrieben. Mit ihnen Gesa und Celina. Tausende von Zeugen begleiten den Todesmarsch der ausgemergelten und zerlumpten Körper. Bewohner der Dörfer, Alte, Frauen, Männer und Kinder begaffen die Vorbeimarschierenden. Doch der Krieg kommt auch für die Gaffer näher. Hat schon Masuren und die Memel erreicht. Die friedliche Idylle beginnt zu bröckeln. Die ersten Flüchtlinge machen sich auf den Weg. Nur die Bauern wollen nicht gehen. Ihre Ernte und ihr Vieh nicht im Stich lassen. Sie harren aus, werden zwangsevakuiert. Mit dem Notdürftigsten bepackt, zu Fuß oder mit dem Pferdewagen machen auch sie sich auf den Weg Richtung Westen. Unter den Flüchtenden Lisa Kretschmann mit ihren vier Kindern und Levine Gedeitis mit ihrer Tochter Olga.

Neben der Waffen-SS ein neuer todbringender Feind, der Winter 1944. Dicke Eisdecken fressen sich in das Haff. Gegeißelt vom eisigen Wind, mit nur in Lumpen gewickelten Füßen, kaum bekleidet und vom Frost geschüttelt, schleppen sich die Häftlinge die tief verschneiten Straßen Richtung Palmnicken entlang. Niemand darf sich ausruhen, niemand darf für einen Moment verweilen, niemand darf hinfallen, niemand Schwäche zeigen. Und es geht nicht anders und passiert doch. Peitschenhiebe, Schüsse und Körper fallen. Tauchen die weiße Fläche in ein dunkles Rot. Ein Meer von Toten säumt die Strecke. Nur die Hälfte der Häftlinge erreicht Palmnicken.

Im Bernsteinwerk fordert die eiskalte Werkshalle weitere Opfer. Die, die versuchen zu fliehen, werden von der Hitlerjugend aufgespürt. Überall in den Straßen nur tote Frauen. Bilder, die niemand sehen will. Die so gar nichts mit dem Leben im Ort zu tun haben. Die elenden, die leblosen Körper, sie sollen weg. Sie stören die Kinder beim Spielen, sie stören beim Gottesdienst.

Was wird bloß aus den 3000 jüdischen Frauen? Die Waffen-SS treibt sie Ende Januar 1945 zur Anna-Grube. Ein Gewitter von Kugeln, die hilflosen Frauen mitten drin. Eine Frau klatscht auf die andere. Tote, Schwerverletzte, Schicht für Schicht. Die Hitlerjugend darf die noch Lebenden zum Töten raus sortieren. Celina liegt unter der toten Gesa. Sie lebt. Sie kann sich retten. So viele Tote. So eine Gräueltat. Die Bewohner und die Flüchtlingsfrau Levine Gedeitis gehen schweigend darüber hinweg.

Während die Gustloff sinkt, Lisas Sohn, noch ein Kind, das Vaterland im letzten Moment retten soll, kehrt der Frühling ein, landet Sarah im Mai 1945 mit anderen Häftlingen in Neustadt. Es sieht nach Frieden aus. Doch der ist trügerisch. Die Neustädter unterbrechen ihr Leben für kurze Zeit. Warten bis die Häftlinge erschossen sind und leben dann wie gewohnt weiter. Königsberg und andere Städte liegen in Schutt und Asche, der Krieg ist verloren und viele Leben verbrannt. Levine Gedeitis wird nach Sibirien verschleppt. Olga bleibt wartend in Palmnicken zurück.

Surminski lässt die Opfer Hitlers erzählen. Zwischen die Überlebensgeschichte der vier jüdischen Frauen mischt sich die Fluchtgeschichte von Levine Gedeitis und Lisa Kretschmann. Surminski zeigt mit dem Todesmarsch der Häftlinge nach Westen und dem Massaker in Palmnicken das entsetzliche Bild des Holocaust. Zeigt, wie Menschen ungesühnt aus ihrem ganz normalen Leben gerissen werden. Wie junge Männer junge Frauen töten, wie die Bevölkerung nichts sehen will, wie inmitten des Terrors das Leben für manche einfach weitergeht. Wie Kinder in den Krieg gehen, wie die Ostsee Tausende von Menschen verschlingt, wie die Flucht aus Ostpreußen kein Aufatmen ist, wie Vergewaltigung und Verschleppung nach Sibirien drohen. Surminskis Ich-Erzähler Max Broders stellt daneben die Frage nach der Schuld. Denn Broders deckt Schlimmes auf. Sein verstorbener Vater war in Palmnicken dabei.

Niemals sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die Opfer von Krieg und Gewalt zu vergessen. Alles, was für dafür tun müssen, ist uns zu erinnern. Arno Surminski erinnert mit seinem Roman Winter Fünfundvierzig oder die Frauen von Palmnicken an die Opfer des Gemetzels von Palmnicken und setzt ihnen ein literarisches Mahnmal.

Autorin: Soraya Levin

 

Arno Surminski: Winter Fünfundvierzig oder Die Frauen von Palmnicken, Roman, gebunden, 320 Seiten, Ellert & Richter Verlag GmbH, Hamburg 2010, ISBN: 978-3-8319-0421-1, Preis: 19.95 EUR (D), 20.60 EUR (A), 34.50 sFr

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