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Startseite > NS-Völkermord > Holocaust > Weibliche Identität in der Haft
Geschrieben von: Carolin Bendel
Erstellt:

Weibliche Identität in der Haft

Durch die Deportationen in die Konzentrations- und Vernichtungslager des national-sozialistischen Regimes wurden Familien auseinander gerissen und nach Geschlechtern bei der Selektion voneinander getrennt. Männer und Frauen waren rein technisch gesehen den gleichen Bedingungen ausgesetzt und wurden dahingehend selektiert, ob sie „arbeitsfähig“ waren oder nicht, „unter entsprechender Leitung sollen nun im Zuge der Endlösung die Juden in geeigneter Weise im Osten zum Arbeitseinsatz kommen. In großem Arbeitskolonnen, unter Trennung der Geschlechter […]“.[i]

Die Vernichtung in den Gaskammern machte keinen Unterschied zwischen einem Mann oder einer Frau, jedoch machten Frauen im Gegensatz zu Männern andere Erfahrungen in den Lagern und waren einer anderen Form von Terror ausgesetzt. Nachdem die Frauen von ihren Männern getrennt wurden, waren sie ohne sie, die in traditioneller Weise der Beschützer der Familie gewesen waren, auf sich selbst gestellt. Sie mussten sich, falls sie Mütter von kleinen Kindern waren, mit der Tatsache auseinandersetzen, dass ihre Kinder gleich nach der Ankunft getötet wurden. Als Mütter hatten sie den SS-Richtlinien nach ihren Kindern in die Gaskammern zu folgen und konnten diesem Tod nur entkommen, wenn sie die jüngeren Kinder an der Rampe zu Auschwitz allein ließen. Nur wenige Frauen verließen ihre jüngeren Kinder in dieser Situation, um bei den älteren Kindern zu bleiben oder um ihr eigenes Leben zu retten, während anderen Frauen die Kinder gewaltsam entrissen wurden, um ermordet zu werden, während die Mütter von Schuldgefühlen geplagt nach Auschwitz-Birkenau kamen.

Diese grausamen Erlebnisse bei der Ankunft in einem Vernichtungslager konfrontierten die Frauen mit einer völlig neuen Situation, die sie ohne die Unterstützung der Männer durchzustehen hatten. Es lässt sich leicht erkennen, dass die Abhängigkeit von anderen Frauen in den Lagern enorm war, und dass dadurch Solidarität untereinander entstand. Neben Niedergeschlagenheit und Verzweiflung aufgrund der neuen, grausamen Situation hatten sich die Frauen in ihre neue Rolle als Versorgerin der Familie einzufinden, um die Kinder, die mit ihnen in die Lager gekommen waren, zu versorgen.

Der Drang, die Kinder vor dem grausamen Tod in einem Lager zu beschützen und sie versorgt zu wissen, bedeutete für die Frauen eine schwere Last, die schier ausweglos schien und ihnen dennoch größere Widerstandsfähigkeit als zuvor schenkte. Neben der alleinigen Verantwortung für die Kinder und sich selbst, die ansonsten auf den Mann übertragen werden konnte, waren die Frauen gezwungen, schwere Arbeiten zu verrichten, die sie, neben der psychischen Belastung, auch noch die körperliche Kraft kosteten.

Es waren vor allem die jungen Frauen, die, neben der ständigen Todesangst und der Sorge um ihre Familie, Angst vor Vergewaltigungen von Seiten der Männer der SS hatten, „da ein Dienst habender SS-Sturmbandführer offensichtlich Gefallen an mir fand. Mehrmals täglich kam er an meinem Arbeitsplatz vorbei und sah mich an. Juli und ich zitterten beide, dass wir in dem Bordell landen könnten […]“.[ii]

Von Seiten der männlichen Häftlinge hatten die Frauen nichts zu befürchten, da sowohl bei Männern als auch bei Frauen durch den Schock, der angesichts der Massentötungen ausgelöst wurde, der Sexualtrieb wegfiel. Die Frauen verloren nicht nur ihren Sexualtrieb aufgrund der konstanten Todesangst, sondern fiel auch ihre Menstruation während der gesamten Haft aus. Dies führte bei den Frauen zu Depressionen, da sie eine bleibende Unfruchtbarkeit fürchteten, und zu Ängsten vor einer eventuellen Schwangerschaft, da schwangere Häftlinge getötet wurden, nachdem sie für medizinische Forschungen benutzt worden waren. Neben dem Ausbleiben der Menstruation waren die fehlende Hygiene und das Abrasieren der Haare traumatisch für die Frauen, die sich unter diesen Umständen „entsexualisiert“ fühlten. Vor allem die kahl geschorenen Köpfe stellten für die weiblichen Häftlinge einen Akt der Demütigung und den Verlust ihrer Weiblichkeit dar. Durch das Abrasieren der Haare fühlten sie sich ihrer Attraktivität und Sexualität beraubt, was sich auf ihr weibliches Selbstwertgefühl negativ auswirkte, da sie von den männlichen Häftlingen, die die gleichen körperlichen Entbehrungen hinter sich hatten, kaum zu unterscheiden waren, „da allen Insassen die Haare geschoren wurden, alle ausgemergelt waren und alle die gleiche Kleidung und die gleichen Lumpen trugen, fiel es offensichtlich schwer, die Geschlechter auf einen Blick auseinander zuhalten.“[iii]

 

Weibliche Identität im Konzentrationslager

Auf diese Weise wurde den Frauen nicht nur das „Mensch-Sein“ versagt, sondern auch die weibliche Identität abgesprochen, die für das Überleben der Frauen überaus wichtig war, denn für sie stellte das Bewahren von Weiblichkeit eine Überlebensstrategie und einen Akt von Widerstand dar.

Neben dieser Art der „Entsexualisierung“ mussten sich die weiblichen Häftlinge die sexistischen Behandlungen der SS gefallen lassen, die ihnen ständig vorschrieb, sich zu entkleiden und nackt vor sie zu treten, um Selektionen vorzunehmen. Durch diese demütigende Behandlung, die für die Häftlinge bald zur Routine wurde, verloren sie zwar ihr Schamgefühl, jedoch nicht das Gefühl des Identitätsverlusts, „die auferlegte Nacktheit ist das Gegenteil, nämlich Selbstentfremdung, Verlust an Identität. […] Wer gezwungen wird, sich nackt bloßzustellen, verliert sich streckenweise.“[iv]

Die Frauen in Konzentrations- und Vernichtungslagern kämpften nicht nur um ihr physisches Überleben, sondern bemühten sich auch darum, dass sie ihre weibliche Identität bewahren konnten. Da sie sich plötzlich in einer völlig neuen Rolle wieder fanden, auf sich selbst gestellt waren, während das Schicksal ihrer Familienmitglieder ungewiss war, und sie von unvorstellbarem Terror umgeben waren, erschien die weibliche Identität äußerst kostbar und wurde als Art Überlebensstrategie betrachtet.

Der Drang, sich als Frau zu beweisen und zu identifizieren, beherrschte die Frauen auch nach der Befreiung, als sie einen Weg zurück in die „Normalität“ suchten, weshalb viele von ihnen rasch einen Mann heirateten und Mutter werden wollten, um die Angst vor einer aus der Haft resultierenden Unfruchtbarkeit zu überwinden und sich wieder als „vollwertige“ Frau zu fühlen.

Autorin: Carolin Bendel

 

Literatur

Bondy, Ruth: Frauen in Theresienstadt und im Familienlager in Auschwitz-Birkenau, in: Distel, Barbara (Hrsg.): Frauen im Holocaust, Gerlingen 2001

Distel, Barbara (Hrsg.): Frauen im Holocaust, Gerlingen 2001

Embacher, Helga: Frauen in Konzentrations- und Vernichtungslagern – Weibliche Überlebensstrategien in Extremsituationen, in: Streibel, Robert: Strategie des Überlebens. Häftlingsgesellschaften in KZ und Gulag, Wien 1996

Haustein, Petra/Schmolling, Rolf (Hrsg.): Konzentrationslager. Geschichte und Erinnerung. Neue Studien zum KZ-System und zur Gedenkstruktur, Ulm 2001

Hilberg, Raul: Täter, Opfer, Zuschauer, Frankfurt/M. 1997

Kos, Marta: Frauenschicksale in Konzentrationslagern, Wien 1998

Lair, Katina: Berichte vom Überleben. Frauen in Auschwitz-Birkenau, in: Lichtenstein, Heiner/Romberg, Otto (Hrsg.): Täter-Opfer-Folgen. Der Holocaust in Geschichte und Gegenwart, Bonn 1995

Langbein, Hermann: Menschen in Auschwitz, Wien 1995

Lichtenstein, Heiner/Romberg, Otto (Hrsg.): Täter-Opfer-Folgen. Der Holocaust in Geschichte und Gegenwart, Bonn 1995

Streibel, Robert: Strategie des Überlebens. Häftlingsgesellschaften in KZ und Gulag, Wien 1996

 

Anmerkungen

[i] Siehe: Protokoll zur Wannseekonferenz, 20. Jan. 1942 [zitiert nach: Kaiser, Wolf: Die Wannsee-Konferenz. SS-Führer und Ministerialbeamte im Einvernehmen über die Ermordung der europäischen Juden, in: Lichtenstein, Heiner: Täter-Opfer-Folgen. Der Holocaust in Geschichte und Gegenwart, Bonn 1995

[ii] Kertesz, Julia: Von Auschwitz ins Volkswagenwerk, in: Distel, Barbara (Hrsg.): Frauen im Holocaust, Gerlingen 2001, S. 161.

[iii] Yahil, Leni: Die Shoah. Überlebenskampf und Vernichtung der europäischen Juden, München 1998, S. 507.

[iv] Klüger, Ruth: Weiter leben. Eine Jugend, Göttingen 1992, S. 180.

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