Das Stargate Project und die Suche nach paranormalen Fähigkeiten in der Spionage
Das Stargate Programm, eine geheime Initiative der U.S. Army während des Kalten Krieges, untersuchte die Anwendung paranormaler Phänomene, insbesondere „Remote Viewing“. Dieser Artikel beleuchtet die Geschichte des Projekts von den 1970er Jahren bis zur Einstellung 1995, von seinen bescheidenen Anfängen bis zum Abschlussbericht der CIA.
Was genau war das Stargate Project?
Das Stargate Projekt, 1978 von der U.S. Army ins Leben gerufen, untersuchte paranormale Phänomene im militärischen Kontext, vornehmlich durch „Remote Viewing“. Ursprünglich unter verschiedenen Codenamen bekannt, konzentrierte sich das Projekt auf die angebliche Fähigkeit, über große Entfernungen Ereignisse zu „sehen“. Die Ursprünge liegen in den 1970er Jahren, als Gerüchte über sowjetische „Psychotronik“ die U.S. Geheimdienste alarmierten. Die Remote-Viewing-Forschung begann sodann 1972 am Stanford Research Institute. Das Projekt durchlief verschiedene Phasen, wechselte den Standort und erfuhr Neuausrichtungen. In den 1990ern wurde es zu STARGATE und von der CIA übernommen. Eine unabhängige Bewertung fand 1995 jedoch keine nachgewiesene nützliche Anwendung des Remote Viewings in nachrichtendienstlichen Operationen. Das Stargate Projekt wurde eingestellt und deklassifiziert. Die Hintergründe, dokumentiert in den offengelegten CIA-Dokumenten, beleuchten Tests mit Persönlichkeiten wie Uri Geller und werfen Fragen zur Validität und Nützlichkeit des Remote Viewing auf.
Die Ursprünge des Stargate Projekts
Seine Ursprünge lassen sich auf eine Reihe von Vorläuferprojekten und verschiedenen Codenamen zurückverfolgen. Bereits in den 1970er Jahren gab es in den Vereinigten Staaten Anzeichen dafür, dass die Sowjetunion erhebliche Mittel in die sogenannte „psychotronische“ Forschung investierte. In den 1970er Jahren glaubten US-Geheimdienstquellen, dass die Sowjetunion jährlich 60 Millionen Rubel dafür aufbrachte. Als Reaktion auf Behauptungen, dass das sowjetische Programm Ergebnisse erzielt hatte, initiierte die CIA im Jahr 1970 die Finanzierung eines neuen Programms namens SCANATE („scan by coordinate“). Dieses Programm, das die Fähigkeit zur Fernwahrnehmung erforschte, begann 1972 am Stanford Research Institute (SRI) in Menlo Park, Kalifornien. In Reaktion darauf startete die CIA im Jahr 1970 das SCANATE-Projekt („scan by coordinate“), um angeblich psychotronische Phänomene zu erforschen. Hierbei handelte es sich um einen Versuch, übernatürliche Fähigkeiten wie Fernwahrnehmung (remote viewing) zu nutzen, um geheime Informationen zu erhalten.
Die eigentliche Remote-Viewing-Forschung begann 1972 am Stanford Research Institute (SRI) in Menlo Park, Kalifornien. Die Projektleiter, Physiker Russell Targ und Harold Puthoff, begannen damit, Psychiker zu testen, darunter auch den international bekannten Uri Geller. Das Interesse des US-Verteidigungsministeriums wurde geweckt. Air-Force-Psychologe Lt. Col. Austin W. Kibler beauftragte den Psychologieprofessor Ray Hyman damit, die Forschung zu evaluieren. Hyman kam zu dem Schluss, dass Geller ein „kompletter Schwindel“ sei, was dazu führte, dass Targ und Puthoff ihren Regierungsauftrag verloren, aber privat weiterhin Forschung mit privater Finanzierung betrieben.
Im Jahr 1977 startete das Army Assistant Chief of Staff for Intelligence (ACSI) Systems Exploitation Detachment (SED) das Gondola Wish-Programm, um potenzielle feindliche Anwendungen von Remote Viewing zu bewerten. Dies mündete 1978 in das operative Programm „Grill Flame“ am Fort Meade in Maryland, welches später als INSCOM ‚Center Lane‘ Project (ICLP) bezeichnet wurde.
Das Stargate Projekt wurde dann offiziell im Jahr 1978 in Fort Meade, Maryland, gegründet. Die Zusammenarbeit zwischen der Defense Intelligence Agency (DIA) und der kalifornischen Firma SRI International wurde weiter intensiviert. Unter der Leitung von Dale Graff begann das Projekt, Phänomene, insbesondere Remote Viewing, für militärische und nachrichtendienstliche Anwendungen zu erforschen. Das Projekt operierte unter verschiedenen Codenamen wie ‚Gondola Wish‘, ‚Stargate‘, ‚Grill Flame‘, ‚Center Lane‘, ‚Project CF‘, ‚Sun Streak‘, und ‚Scanate‘ bis zu ihrer Konsolidierung und Umbenennung als „Stargate Project“ im Jahr 1991.
Zusammenarbeit zwischen der Defense Intelligence Agency (DIA) und SRI International
Die Zusammenarbeit zwischen der Defense Intelligence Agency (DIA) und SRI International war entscheidend für die Entstehung und den Betrieb des Stargate Projekts. SRI International, als Auftragnehmer aus Kalifornien, spielte eine wesentliche Rolle bei der Durchführung der Forschung. Die Projektleitung wechselte im Laufe der Jahre, und verschiedene Personen wie Russell Targ, Harold Puthoff, Edwin May und Dale Graff trugen zur Leitung und Umsetzung bei. Die Ergebnisse des Projekts blieben geheim und es wurde eine strenge Geheimhaltungspolitik beibehalten.
Termination und Deklassifizierung des Stargate Projekts 1995
Das Stargate Projekt wurde im Jahr 1995 beendet und deklassifiziert, nachdem ein Bericht der CIA zu dem Schluss gekommen war, dass es in keiner Nachrichtendienstoperation nützlich war. Die bereitgestellten Informationen waren vage und enthielten irrelevante und fehlerhafte Daten. Es gab auch Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit zwischen den Bewertungen.
Die Evaluierung des Projekts durch verschiedene Experten führte zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen. Einige, wie Jessica Utts, behaupteten, dass die Ergebnisse Beweise für paranormale Fähigkeiten, insbesondere Präkognition, seien. Andere, wie Ray Hyman, argumentierten, dass die Ergebnisse vage und allgemein seien und es gebe keine überzeugenden Beweise für die Existenz paranormaler Phänomene. Die Arbeit des Stargate Projekts, obwohl statistisch signifikante Effekte im Labor festgestellt wurden, bot keine ausreichende Qualität und Genauigkeit für nachrichtendienstliche Anwendungen. Die CIA entschied aufgrund mangelnder dokumentierter Beweise für den Nutzen des Programms, das Projekt zu beenden. Es wurde darauf hingewiesen, dass keine Remote-Viewing-Berichte jemals verwertbare Informationen für Nachrichtendienstoperationen geliefert hatten. Die CIA veröffentlichte im Januar 2017 schließlich Dokumente des Stargate Projekts als Teil des CREST-Archivs, was einen Einblick in die bisher geheime Forschung ermöglichte.
Leitung durch Lt. Frederick Holmes „Skip“ Atwater bis 1987
Das Stargate Project wurde bis 1987 von Lt. Frederick Holmes „Skip“ Atwater geleitet. Atwater, ein enger Mitarbeiter und „Talentsucher“ von Maj. Gen. Albert Stubblebine, überwachte die Aktivitäten der Einheit. Unter seiner Leitung wurden Experimente durchgeführt, darunter Tests mit dem umstrittenen Magier Uri Geller im Jahr 1973. Die Stargate-Projektgruppe bestand aus ungefähr 15 bis 20 Personen, darunter sowohl militärische als auch zivile Remote Viewer. Seine Ergebnisse wurden als nicht reproduzierbar und unzuverlässig betrachtet. Trotz der Abschlussberichte gab es auch in den 1990er Jahren weiterhin Spekulationen und Interesse an den Aktivitäten des Stargate Projects, insbesondere nach der Veröffentlichung von über 13 Millionen Seiten ehemals streng geheimer CIA-Dokumente im Jahr 2017. Das SCANATE-Programm zeigte jedoch einen seiner Erfolge im Jahr 1976, als Rosemary Smith, eine von Projektleiter Dale Graff rekrutierte administrative Assistentin, ein verlorenes sowjetisches Spionageflugzeug ortete. Diese Leistung verdeutlichte das Potenzial der Fernwahrnehmungstechniken.
Transfers von Verantwortlichkeiten und Veränderungen in den 1990er Jahren
Die 1990er Jahre brachten wesentliche Veränderungen für das Stargate-Projekt mit sich. Im Jahr 1991 erfolgte der Großteil der Auftragsvergabe von SRI auf die Science Applications International Corporation (SAIC), wobei Edwin May einen maßgeblichen Einfluss auf die Mittel und Daten des Auftragnehmers behielt. In diesem Zeitraum änderte sich auch die Sicherheitsklassifizierung des Projekts von Special Access Program (SAP) zu Limited Dissemination (LIMDIS).
Die Verlagerung von Verantwortlichkeiten und die Umstrukturierung des Projekts gipfelten schließlich in der Umbenennung als „Stargate“. Während dieser Phase wurde die Methodik weiterentwickelt, um die Forschung im Bereich Hellsehen und außerkörperliche Erfahrungen wissenschaftlicher zu gestalten und Rauschen sowie Ungenauigkeiten in den Sitzungen zu minimieren.
Abschluss des Projekts im Jahr 1995 und die Rolle der CIA
Das Jahr 1995 markierte das Ende des Stargate-Projekts, als es vom Verteidigungshaushaltsgesetz auf die Aufsicht der CIA übertragen wurde. Eine retrospektive Bewertung der Ergebnisse wurde von der American Institutes for Research (AIR) in Auftrag gegeben. Die Schlussfolgerung dieser Überprüfung war, dass Remote Viewing nicht als bewiesen angesehen und es nicht operativ genutzt wurde.
Die Debatte über die Gültigkeit von Remote Viewing und die ethischen Fragen, die mit solchen paranormalen Forschungsprogrammen verbunden sind, bleiben auch nach dem Abschluss des Stargate-Projekts weiterhin ein Kapitel in der Geschichte der militärischen Forschung.
Verschiedene Kritikpunkte können an den Ergebnissen und Methodologien des Stargate-Projekts erhoben werden. Erstens wurde bemängelt, dass die Ergebnisse nie unabhängig repliziert wurden, was ein wesentlicher Bestandteil wissenschaftlicher Validierung ist. Zweitens wurden einige Experimente in Geheimhaltung durchgeführt, was eine Überprüfung durch Fachkollegen unmöglich machte. Drittens wurde festgestellt, dass diejenigen, die die Projektergebnisse bewerteten, teilweise in einem Interessenkonflikt standen, was die Objektivität beeinträchtigte.
Die Kritiker argumentieren, dass das Fehlen von Transparenz, unabhängiger Überprüfung und klaren wissenschaftlichen Protokollen die Glaubwürdigkeit des Projekts untergräbt. Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass die meisten Daten, die von den Remote Viewers generiert wurden, vage und allgemein waren und nur wenige Treffer vorlagen. Die Verwendung von paranormalen Fähigkeiten als Grundlage für nachrichtendienstliche Operationen wurde als unwirksam und unzuverlässig eingestuft.
Kontroversen um die Veröffentlichung von Dokumenten im Jahr 2017
Im Jahr 2017 veröffentlichte die CIA Berichte zum Stargate-Projekt als Teil des CREST-Archivs. Diese Veröffentlichung führte zu weiteren Kontroversen, da einige der Berichte Experimente mit dem umstrittenen Magier Uri Geller dokumentierten. Die Aufzeichnungen zeigten, dass Geller Bilder nachzeichnen sollte, die in einem anderen Raum lagen und obwohl es Abweichungen gab, wurden einige Zeichnungen als erstaunlich genau beschrieben. Die Veröffentlichung führte zu Diskussionen darüber, ob die Experimente tatsächlich paranormale Fähigkeiten belegen oder ob es alternative Erklärungen für die Ergebnisse gibt. Einige Kritiker betrachten diese Berichte als kurios, während andere skeptisch bleiben und darauf hinweisen, dass die paranormalen Interpretationen voreingenommen sind.
Zusammenfassung
Das Stargate Project, 1978 gestartet, erforschte das Potenzial hellseherischer Phänomene für militärische Zwecke. Hauptaktivität war das Remote Viewing. Ursprünglich unter verschiedenen Codenamen bekannt, wurde es 1991 zum „Stargate Project“ konsolidiert. Nach einer CIA-Bewertung wurde es 1995 wegen mangelnder Effektivitätsbeweise eingestellt. Kritiker, wie Psychologe Ray Hyman, zweifelten an der Validität und Nützlichkeit der Ergebnisse. Die Einstellung des Projekts war eine logische Konsequenz. Trotz anfänglicher Erfolge erlangte es aufgrund methodologischer Mängel und fehlender Beweise keine nachhaltige Bedeutung.
Literatur
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