Antisemitismus und Antiliberalismus und Nachlass eines völkischen Vordenkers
Biographie und Ideengenese
Die antisemitischen und antiliberalen Ideen des Orientalisten Paul de Lagardes hatten auf völkische und nationalsozialistische Akteure eine enorme Ausstrahlungskraft. Lagardes „Deutschen Schriften“ wurden nach seinem Tod im deutschen Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“ vielfach neu aufgelegt. Seine Aufsätze boten antisemitischen und antiliberalen Akteuren in Deutschland ein ideologisches Fundament.
Doch wer war Paul de Lagarde? Woraus entsprangen seine Überzeugungen und was beinhalteten diese konkret?
Anton Paul Bötticher wurde 2. November 1827 als Sohn des Theologen Johann Friedrich Wilhelm Bötticher und der Mutter Luise Klebe, welche kurz nach Böttichers Geburt verstarb, in Berlin geboren. Den Namen de Lagarde nahm Bötticher von seiner Tante Ernestine de Lagarde an, nachdem seine Stiefmutter verstarb. Durch das Zureden seines Vaters, welcher überzeugter protestantischer Christ war, immatrikulierte sich Lagarde nach dem Abschluss seines Abiturs 1844 an der theologischen Fakultät der Berliner Universität und studierte evangelische Theologie und Orientalistik. Nach seiner Promotion und dem Abschluss seines Studiums 1849 zog Lagarde nach Halle und habilitierte sich dort 1852. Wenngleich Lagarde auf Grund seines Studiums von antiken Überlieferungen des Alten Testaments eher dem wissenschaftlichen Fachbereich der Orientalistik nahe stand, betrachtete er sich selbst stets als Theologe. Lagardes wissenschaftliches Opus Magnum bestand in seiner lebenslangen Arbeit an einer Septuaginta-Edition, für deren Erarbeitung sich Lagarde umfangreiche und beeindruckende Sprachkenntnisse aneignete. Im Rahmen seiner wissenschaftlichen Laufbahn konnte Lagarde jedoch lange Zeit seiner erhofften Profession als Hochschulprofessor nicht nachgehen, weshalb er nach seiner Habilitation bis 1866 als Gymnasiallehrer in Berlin tätig war. Nach langer Zeit der Verbitterung wurde er schließlich 1869 als Professor für Orientalistik an die Universität Göttingen berufen, an welcher er bis zu seinem Tod am 22. Dezember 1891 tätig war.
Im Hinblick auf seine Persönlichkeit ist zu betonen, dass Lagarde insbesondere im Kontext seiner Hochschulanstellung nicht besonders umgänglich war. Die beinahe alltäglichen Auseinandersetzungen mit seinen Kollegen waren oft von Konflikten gekennzeichnet, durch welche er als stur und bisweilen streitsüchtig wahrgenommen wurde. Lagarde stilisierte sich selbst in seinen eigenen Schriften gern als einzelgängerischen Außenseiter und er wusste nur zu gut seinen akademischen Einfluss und seine fachliche Reputation für seinen politischen Eifer zu instrumentalisieren.
Lagardes politische Ideen waren in den ersten Lebensjahren einerseits von der Lektüre der Schriften der Vertreter der deutschen Romantik beeinflusst und sie waren andererseits ebenso von seiner christlich-konservativen Erziehung geprägt. Bereits in frühen Jahren sah Lagarde die liberalen Forderungen der während der Revolution von 1848 aufbegehrenden preußischen Bevölkerung kritisch und stellte sich, seine konservative Erziehung als Grund nennend, hinter das Gewaltmonopol des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. Neben seiner ablehnenden Einstellung gegenüber dem Liberalismus entwickelte Lagarde bereits während seines Studiums antisemitische Gedankenzüge, welche in seinen frühen Veröffentlichungen sichtbar wurden, an ihrer Eindringlichkeit und Heftigkeit jedoch im Verlaufe des Lebens des Orientalisten immer mehr an Nachdruck gewannen. Sowohl Juden als auch Liberale galten Lagarde Zeit seines Lebens als Personifikation alles dessen, was er als Fehlentwicklungen der Moderne innerhalb des neu gegründeten deutschen Kaiserreiches auffasste.
Lagardes Kritik an den zeitgenössischen Verhältnissen in Deutschland umfasste seine Angst vor dem Verlust des Glaubens, die fehlende Einheit innerhalb des deutschen Volkes (und als deren Konsequenz die Gründung eines – aus Lagardes Sicht – territorial unvollständigen Deutschen Reiches), der langsame Verfall der sittlichen und moralischen Ordnung, sowie die Verwahrlosung des deutschen Bildungssystems. Im Mittelpunkt der Lösung dieser vermeintlichen Probleme stand für den Theologen seine Idee einer deutschen Nationalreligion, welche, losgelöst von den Kirchen, dem deutschen Volk eine von fremden Einflüssen bereinigte und durch mutmaßlich „genuin deutsche“ Werte bestimmte Spiritualität zurückgeben sollte.
Lagardes Antiliberalismus
Ulrich Sieg fasst Lagardes Haltung gegenüber dem Liberalismus treffend zusammen, wenn er schreibt: „Die Liberalen bildeten das vielleicht wichtigste Feindbild Lagardes. Leidenschaftlich machte er sie für die Fehlentwicklungen der Gegenwart verantwortlich und unterstellte ihnen alles, was er hasste.“[1] Interessanterweise machte sich Lagarde im Zuge seiner Anfeindungen gegenüber Vertretern liberaler Werte nicht die Mühe zu definieren, was er überhaupt unter dem Terminus „Liberalismus“ versteht.[2] Je weniger konkrete Substanz der Begriff „Liberalismus“ innerhalb von Lagardes politischem Denken enthielt, umso mehr gelang es dem Orientalisten den Liberalen die vermeintlichen „Fehlentwicklungen“ innerhalb der deutschen Gesellschaft und Politik anzulasten.
Die Ablehnung des Liberalismus schien sich bei Lagarde insbesondere gegen jene politischen Ideale und Gesinnungshaltungen zu richten, welche sich in Europa im Anschluss an die gesellschaftspolitischen Umwälzungen der Französischen Revolution herausgebildet hatten. Einer jener Werte des Liberalismus, welchen Lagarde besonders kritisierte, war die „Toleranz“, über die der Orientalist schrieb: „Toleranz in der liberalen Auffassung des Wortes ist der Feind, den wir zu bekämpfen haben, weil diese – man verstehe mich: – Toleranz der Tod allen Ernstes ist.“[3] Toleranz unterminiere nach Lagarde „Gehorsam“ und „Demut“, vornehmlich religiöse Tugenden, deren Abwesenheit das von Lagarde ersehnte christlich-geprägte Leben seiner Landsleute unmöglich machen würde.[4] Ähnliche Antipathien hegte der Theologe für die in liberalen Kreisen verbreitete Hoffnung auf das Ende von kriegerischen Auseinandersetzungen und einen anhaltenden Frieden (insbesondere unter den Nationen Europas). Lagarde setzte dieser Überzeugung entgegen, dass das Leben ein Kampf sei und er glaubte, dass die Überwindung von Hindernissen essentiell für die Herausbildung der individuellen Persönlichkeit wären.[5] In ähnlicher Weise diene nach Lagarde der Krieg als bewährtes Mittel, durch welches sich in Kollektiven ebenso eine Entwicklung und Herausbildung von wünschenswerten und dem „Volk eigenen Attributen“ gewährleisten lasse.[6]
Ferner glaubte Lagarde den Liberalismus als Triebfeder der von ihm so oft bemängelten Verschlechterung des deutschen und insbesondere preußischen Bildungssystems ausgemacht zu haben. Da Lagarde im Rahmen seiner Kulturkritik den angeprangerten Untergang der deutschen Sittlichkeit anhand der Verbreitung von liberalen Werten im deutschen Erziehungs- und insbesondere Bildungssystem ausgemacht zu haben glaubte, richtete sich seine Kritik stets an die liberalen akademischen Kollegen. Die an preußischen Hochschulen verbreitete Hinwendung zu antiken Schriften und die daran anknüpfende Lehre des Humanismus stellten für Lagarde „fremdes Bildungsgut“[7] dar, dessen Inhalt nicht tragbar für seine Vorstellung einer sich aus der mittelalterlichen Vergangenheit speisenden und in die Zukunft projizierten Genese von genuin deutschen Werten war. Zu guter Letzt, aber nicht minder wichtig, verknüpfte Lagarde seine Ablehnung gegenüber liberalen Akteuren mit seinem zweiten Feindbild – den Juden.
Paul de Lagarde Antisemitismus
Lagardes Diffamierungen des Judentums waren vielschichtig und bezogen sich insbesondere auf Lagardes exkludierendes Verständnis von „Volk“. Wenngleich Lagarde der Religion in seiner Konzeption von „Nation“ viel Bedeutung beimaß, so stellte für ihn das „Volk“ jene kollektive Bezugs- und Identifikationsgröße dar, welche vorrangig und maßgeblich für die Bildung einer „Nation“ sei.[8] Folgt man diesem Denkmuster, dann schien die Religion für Lagarde sozusagen als spirituelles „Bindemittel“ das bedeutendste, aber nicht das einzige Merkmal zu sein, durch welche sich unterschiedliche Völker voneinander unterscheiden würden. Das Judentum zeichnete sich zwar, so Lagarde, durch eine eigenständige und traditionsreiche Religion aus, im Kern jedoch seien Juden nicht als religiöse Gemeinschaft zu betrachten, sondern sie seien eher als homogenes „Volk“ oder als „Nation“ zu verstehen.[9] Langwährende religiöse Traditionen schafften somit nach Lagarde unter anderem die Voraussetzung dafür, Juden als eigenständiges Volk wahrzunehmen, welches sich von dem deutschen Volk – mit seiner christlich-germanisch geprägten Nationalreligion und seinen „genuin deutschen Werten“ – eindeutig unterscheiden würde. Mit diesem Hintergrund kam die bloße Anwesenheit von Juden in Deutschland für Lagarde der Existenz einer „Nation in der Nation“ gleich, für welche der Orientalist nichts als Verachtung übrig hatte.
Obgleich Lagarde sich im Laufe seines Lebens immer vehementer gegen die Existenz seiner jüdischen Landsleute im deutschen Kaiserreich aussprach, griff er vergleichsweise selten die religiösen Bräuche des Judentums an. Seine Ablehnung gegenüber dem Judentum schien stets durch einen nationalistisch gefärbten Antisemitismus[10] motiviert zu sein und ließ nur wenige antijudaistische Ausprägungen erkennen. Ebenso hatte Lagarde zunächst den sich in den 1870er Jahren aufkeimenden biologistischen Rasseantisemitismus abgelehnt, welcher dem Orientalisten pseudowissenschaftlich und materialistisch erschien.[11] Seine Abneigung gegenüber biologisch begründeter Rassen unterstrich Lagarde mit einer viel zitierten Textpassage, in welcher er schrieb, dass das „Deutschtum nicht im Geblühte, sondern im Gemüthe“ zu finden sei.[12] Paradoxerweise erschien die „Judenfrage“ für Lagarde nichtsdestotrotz eine „Rassefrage“ zu sein, jedoch würde, so der Orientalist, „kein ideal gesinnter Mensch je leugnen, daß der Geist auch die Rasse überwinden könne.“[13]
Besonders in seinen letzten Lebensjahren intensivierte Lagarde seine menschenverachtende Polemik gegenüber dem Judentum, die schließlich 1887 mit der Veröffentlichung des Aufsatzes „Juden und Indogermanen. Eine Studie nach dem Leben“ in einer – selbst für Lagardes Verhältnisse – beispiellosen Schmähschrift kulminierte. Lagarde verwendete in diesem Aufsatz fachspezifische Termini der Bakteriologie und verglich Juden mit Krankheitserregern wie Trichinen und Bazillen, welche der Körper nur durch ihre „Vernichtung“ abwehren könne.[14] Hatte sich Lagarde noch Jahre zuvor gegen ein biologistisches Verständnis von „Volk“ und „Rasse“ gewehrt, ließen seine Ausführungen in „Juden und Indogermanen“ keine scharfe Trennlinie mehr zu dem biologistischen Rasseverständnis seiner Zeit erkennen[15], wodurch Lagardes judenfeindliche Polemik sowohl von zeitgenössischen Antisemiten wie Theodor Fritsch oder Houston Stewart Chamberlain, als auch posthum von führenden Ideologen des Nationalsozialismus vereinnahmbar wurden. Lagardes Antisemitismus war, wie auch sein Antiliberalismus, geprägt von Widersprüchen und er beinhaltete vielfache Verflechtungen mit anderen Ideologemen des Orientalisten.
Autor: Paul Richter
Literatur
Lagarde, Paul Anton de: Deutscher Glaube, Deutsches Vaterland, Deutsche Bildung. Das Wesentliche aus seinen Schriften, ausgewählt und eingeleitet von Friedrich Daab. 6.–10. Tsd. Jena 1914 (Sammlung Diederichs, Bd. 1). S. 153–156.
Becker, Peter Emil, Wege ins Dritte Reich. Sozialdarwinismus, Rassismus, Antisemitismus und Völkischer Gedanke, Bd. 2, Stuttgart 1990.
Mendlewitsch, Doris, Volk und Heil. Vordenker des Nationalsozialismus im 19. Jahrhundert, Rheda-Wiedenbrück 1988.
Mosse, Georg, Ein Volk, ein Reich, ein Führer. Deutsch völkische Ursprünge des Nationalsozialismus, übers. v. Renate Becker, Königstein 1979.
Paul, Ina Ulrike, Paul Anton de Lagarde. In: Handbuch zur „Völkischen Bewegung“ 1871–1918, Hrsg. v. Uwe Puschner, Walter Schmitz, Justus H. Ulbricht, München 1996, S. 45-93.
Paul, Ina Ulrike, Paul Anton de Lagardes Rassismus. In: Rassismus in Geschichte und Gegenwart. Eine interdisziplinäre Analyse, Festschrift für Walter Demel (=Zivilisation & Geschichte, Bd. 55), Hrsg. v. Ina Ulrike Paul und Sylvia Schraut, Berlin 2018, S. 81-111.
Pfahl-Traughber, Armin, Antisemitismus als Feindschaft gegen Juden als Juden. Ideologieformen, Definitionen und Fallbeispiele, In: Der Bürger im Staat, 2013, 63 (4), S. 252-261.
Sieg, Ulrich, Deutschlands Prophet. Paul de Lagarde und die Ursprünge des modernen Antisemitismus, München 2007.
Sieg, Ulrich, Die Sakralisierung der Nation: Paul de Lagardes „Deutsche Schriften“. In: Antisemitismus: Geschichte und Strukturen, Bd. 5, Hrsg. v. Werner Bergmann, Ulrich Sieg, Essen 2009, S. 103-120.
Fußnoten
[1] Vgl. Sieg, Ulrich, Die Sakralisierung der Nation: Paul de Lagardes „Deutsche Schriften“. In: Antisemitismus: Geschichte und Strukturen, Bd. 5. Hrsg. v. Werner Bergmann, Ulrich Sieg, Essen 2009, S. 113.
[2] Ina Ulrike Paul schreibt treffenderweise bezüglich Lagardes fehlender Definition von Liberalismus: „Der Ausdruck Liberalismus bezeichnet bei Lagarde alles und nichts.“
Vgl. Paul, Ina Ulrike, Paul Anton de Lagarde. In: Handbuch zur „Völkischen Bewegung“ 1871–1918. Hrsg. v. Uwe Puschner, Walter Schmitz, Justus H. Ulbricht, München 1996, S. 73.
[3] Lagarde, Paul, Aus dem deutschen Gelehrtenleben. Göttingen 1880, S. 6.
[4] Vgl. Sieg, Sakralisierung, S. 113.
[5] Vgl. Mendlewitsch, Doris, Volk und Heil. Vordenker des Nationalsozialismus im 19. Jahrhundert. Rheda-Wiedenbrück 1988, S. 121.
[6] Ebd.
[7] Wenngleich man sich den Ausführungen des Humangenetikers Peter Emil Becker zu Lagarde auf Grund seiner nicht immer gewahrten Distanz zu der Thematik mit Vorsichtig nähern muss, fasst Becker Lagardes zeitgenössische Kritik am Bildungswesen nichtsdestotrotz treffend zusammen.
Vgl. Becker, Peter Emil, Wege ins Dritte Reich. Sozialdarwinismus, Rassismus, Antisemitismus und völkischer Gedanke, Bd. 2, Stuttgart 1990, S. 75.
[8] Doris Mendlewitsch argumentiert, dass Lagarde das „Volk“ als eine sich aus der Natur herausgebildete, soziale Organisationsform auffasste, weshalb der Orientalist es auch beständig abgelehnt habe, sein Konzept von „Volk“ als ein gesellschaftstheoretisches Konstrukt zu verstehen und zu erörtern. „Der Staat“, so Mendlewitsch, sei nach Lagardes Auffassung lediglich ein „Verwalter der Bedürfnisse des Volkes.“
Vgl. Mendlewitsch, Volk und Heil, S. 125.
[9] Ina Ulrike Paul veranschaulicht eindrücklich, dass Lagarde das Judentum „als Religion in Gegenüberstellung zum Christentum“ nicht gelten ließ. Die beständige Bezugnahme Lagardes auf das Judentum als eigenständiges „Volk“ deute nach Pauls Ansicht eher auf einen antisemitischen und bisweilen rassistischen Ablehnungscharakter gegenüber dem Judentum hin.
Vgl. Paul, Ina Ulrike, Paul Anton de Lagardes Rassismus. In: Rassismus in Geschichte und Gegenwart. Eine interdisziplinäre Analyse, Festschrift für Walter Demel (=Zivilisation & Geschichte, Bd. 55), Hrsg. v. Ina Ulrike Paul und Sylvia Schraut, Berlin 2018, S. 98.
[10] In der Schematisierung der Ideologieformen des Antisemitismus des Soziologen Armin Pfahl-Traughber würde Lagardes Ablehnung der Juden in die Kategorie des „nationalistischen Antisemitismus“ fallen. Diese Form des Antisemitismus zeichne sich dadurch aus, dass Juden als „eine ethnisch, kulturell oder sozial nicht zur jeweiligen Nation gehörende Minderheit“ wahrgenommen werden. In der Theorie dieser antisemitischen Ideologie wird, im Gegensatz zum rassistischen Antisemitismus, die Assimilation von Juden als möglich angesehen.
Vgl. Pfahl-Traughber, Armin, Antisemitismus als Feindschaft gegen Juden als Juden. Ideologieformen, Definitionen und Fallbeispiele, In: Der Bürger im Staat, 2013, 63 (4), S. 253-256.
[11] Vgl. Paul, Paul de Lagarde, S. 70.
[12] Lagarde, Paul Anton de: Deutscher Glaube, Deutsches Vaterland, Deutsche Bildung. Das Wesentliche aus seinen Schriften, ausgewählt und eingeleitet von Friedrich Daab. 6.–10. Tsd. Jena 1914 (Sammlung Diederichs, Bd. 1). S. 153; der Ausruf wurde erstmals getätigt: Lagarde, Paul Anton de: Ueber die gegenwärtigen Aufgaben der deutschen Politik. Ein Vortrag gehalten im November 1853.
[13] Vgl. Paul, Paul de Lagarde, S. 70.
[14] Siehe hierzu Ina Ulrike Pauls umfangreiche Ausführungen zu Lagardes Verwendung der Fachsprache der Kontagionslehre. Vgl. Paul, Rassismus, S. 101.
[15] In diesem Zusammenhang ist Georg Mosses Analyse von Lagarde kritisch zu betrachten, da dieser schreibt, dass Lagarde das Judentum ausschließlich aus religiösen Gründen diffamierte. Lagarde hätte, so Mosse, die geistige Einheit des Deutschen Kaiserreiches gefährdet gesehen, da sich Juden ausschließlich auf Grund ihrer nicht-christlichen und nicht-germanischen Religion von den Deutschen unterscheiden würden. Die bisweilen rassistischen Ausführungen Lagardes in „Juden und Indogermanen“ und seine Klassifizierung der Juden als eigenständiges und von den Deutschen distinktives „Volk“ veranschaulichen jedoch, dass Lagardes Ablehnung gegenüber dem Judentum nuancierter und komplexer war, als Mosses Anmerkung einer „religiösen Motivation“ von Lagardes Antisemitismus zunächst vermuten lässt. Vgl. Mosse, Georg, Ein Volk, ein Reich, ein Führer. Deutsch völkische Ursprünge des Nationalsozialismus, übers. v. Renate Becker, Königstein 1979, S. 46f.
Der Nachlass Paul de Lagarde, antisemitisch deutsche Schriften des Orientalisten Paul de Lagarde
Die gegenwärtige Lage des deutschen Reichs, des deutschen Staates zu Theologie 1875, der „Juden und Indogermanen“ zu Kirche und Religion, der Wissenschaften zu Göttingen und dem Verhältnis des deutschen Staates.