Nachdem Sophie Scholl auf der Berlinale große Erfolge feierte und Eichingers „Untergang“ zum Kassenschlager wurde, versuchen sich immer mehr Regisseure an NS-Themen. Zuletzt scheiterte aufs allerpeinlichste Oskar Roehlers Jud Süß Film auf der letztjährigen Berlinale. Nun versucht sich Wolfgang Murnberger, der sich zuletzt den brillanten Verfilmungen von Wolf Haas‘ Krimis gewidmet hat, an einem NS-Komödiodram.
Die Handlung beginnt im Wien der 1930er Jahre: Victor Kaufmann (Moritz Bleibtreu), der Sohn eines jüdischen Ehepaares (Marthe Keller und Udo Samel), und Rudi Smekal (Georg Friedrich) sind gemeinsam aufgewachsen. Doch schnell folgt die Ernüchterung. Rudi ist schon seit einiger Zeit Mitglied der NSDAP und hofft durch den Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland auf eine große Karriere.
Doch die Familie Kaufmann flieht nicht rechtzeitig vor den Nazis und wird deportiert. 5 Jahre später holt Rudi, der mittlerweile zum SS-Offizier aufgestiegen ist, Victor aus dem KZ. Es zeigt sich jedoch schnell, dass dies kein Freundschaftsdienst ist. Victor soll eine Michelangelo-Zeichnung, die im Besitz der Kaufmanns ist und von der er Rudi einst erzählt hatte, übergeben. Das Kunstwerk soll dem Duce als Geschenk überreicht werden, um so die Waffenbrüderschaft zwischen dem Nazi-Regime und Italien zu festigen. Auf dem Flug nach Berlin wird ihr Flugzeug abgeschossen. Nur Victor nutzt die Situation, gibt sich als Rudi aus und so beginnt eine wechselvolle Verwechslungsgeschichte, an deren Ende die beiden Protagonisten den Krieg überleben und zu dem kommen, was sie verdienen.
Murnberger ist an dem Thema nicht wirklich gescheitert. Aber gut gelöst hat er es auch nicht. Die Balance zu halten zwischen Komödie und Tragödie misslingt an zahlreichen Stellen. Zudem sieht der Film chronisch „unterproduziert“ aus. KZ-Kleidung wie frisch aus der Schneiderei, gutgenährte Häftlinge mit strahlendweißen Zähnen und theaterähnliche Kulissen nehmen der Geschichte an Kraft. Wirklich ärgerlich ist aber die Besetzung von Bleibtreu. Bereits peinliches Ärgernis als Goebbels in Jud Süß – spielt er in Murnbergers Film wie in einer Fatih Akin-Komödie, was im Kontext des Holocaust äußerst deplatziert wirkt. Unsere Kollegen der Berliner Morgenpost fordern deswegen ein mehrjähriges Uniformverbot für Herrn Bleibtreu in Kombination mit ebenso langer Berlinale Enthaltung. Dem schließen wir uns an und legen Herrn Murnberger ans Herz sich lieber an der Verfilmung des neuen Wolf Haas-Romans zu versuchen.
Mein bester Feind
Österreich, Luxemburg, 2010, 109 min
Regie: Wolfgang Murnberger
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Georg Friedrich, Ursula Strauss, Uwe Bohm, Marthe Keller, Udo Samel
Sektion: Wettbewerb außer Konkurrenz