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Startseite > Rezensionen > Buchrezensionen > Jüdisches Leben in Celle – von Silke Lindemann
Geschrieben von: Reinhard Rohde
Erstellt:

Jüdisches Leben in Celle – von Silke Lindemann

Rezension über:
Silke Lindemann: Jüdisches Leben in Celle. Vom ausgehenden 17. Jahrhundert bis zur Emanzipationsgesetzgebung 1848 (= Celler Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte; Band 30). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, 688 Seiten, ISBN 3-89534-510-5, EUR 49,00.
Cover » Silke Lindemann: Jüdisches Leben in Celle. Vom ausgehenden 17. Jahrhundert bis zur Emanzipationsgesetzgebung 1848.

Cover » Silke Lindemann: Jüdisches Leben in Celle. Vom ausgehenden 17. Jahrhundert bis zur Emanzipationsgesetzgebung 1848.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Antijudaismus eine Begleiterscheinung des Christentums, er war nicht – wie im Nationalsozialismus – rassistisch, sondern religiös begründet. Aber die Motive der Ausgrenzung und Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung waren auch ökonomisch, es ging immer um die Ausschaltung von Konkurrenz. Die Dissertation von Silke Lindemann, die im Verlag für Regionalgeschichte erschienen ist, liefert hierfür zahllose Belege. Ihr Thema sind die Lebensbedingungen und Entfaltungsmöglichkeiten der Juden bis zur Emanzipationsgesetzgebung von 1848, ihr Untersuchungsfeld: das zum Königreich Hannover gehörende Celle.

Etwa um 1670 ließen sich die ersten Juden in der Altenceller Vorstadt (Blumlage) nieder. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde auf bis zu 180 Personen an; damit war Celle verglichen mit anderen jüdischen Gemeinden im Raum des heutigen Niedersachsen relativ groß. Von Beginn versuchten die Mitglieder der Kramergilde, den Zuzug von Juden nach Celle zu begrenzen. Als Christen begegneten sie den Juden misstrauisch bis feindlich. Die Autorin schildert dies ausführlich am Beispiel der Zerstörung eines Betraums im Jahr 1693 und den folgenden Anhörungen durch den Burgvogt. Die Juden waren in nahezu allen Lebensbereichen einer Kontrolle durch die Obrigkeit unterworfen. Sie mussten sich Möglichkeiten zur Ausübung ihrer Religion regelrecht erkaufen, wie sich vor allem bei der Einrichtung des jüdischen Friedhofs zeigte. Die Haltung der Obrigkeit im 18. Jahrhundert gegenüber den Juden war eben auch durch finanzielle und fiskalische Interessen bestimmt.

Durch Napoleons Armeen besetzt, gehörte Celle zwischen 1810 und 1813 zum als Modellstaat gedachten Königreich Westfalen. Alle Standesregelungen wurden abgeschafft, die Untertanen vor dem Gesetz gleichgestellt – auch die Juden. Während Untersuchungen für andere Teile des Königreichs tatsächliche Schritte zur Rechtsgleichheit belegten, kommt Silke Lindemann für Celle zu einem anderen Ergebnis: Im Allerdepartement wurde die Umsetzung in der Praxis vielfach verlangsamt, teils sogar boykottiert. Neben den alten Vorurteilen waren es die Widerstände der Zünfte und Gilden, die eine ökonomische Gleichberechtigung in Celle verhinderten. Als einziges positives Beispiel beschreibt die Wissenschaftlerin die Karriere von Salomon Philipp Gans, der den Beruf des Advokaten nur in der Phase dieser „Revolution von oben“ ergreifen konnte.

Mit der französischen Vorherrschaft in Europa endete 1813 auch das kurze Zwischenspiel des Königreichs Westfalen. Im Königreich Hannover wurde sofort die vorrevolutionäre Gesetzgebung wieder in Kraft gesetzt – und Hannover war auf dem Wiener Kongress eine jener Mächte, die sich strikt einer Gleichstellung der Juden verweigerten. Ausführlich schildert Lindemann, wie sich der Magistrat der Stadt Celle und die Burgvogtei in dieser Restaurationsphase positionierten und verhielten. Ein wiederkehrendes Motiv war dabei die Bezugnahme auf Christian Wilhelm von Dohms seiner Schrift Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. Ihr Tenor: Wenn die Juden ihre „Lebensart“ ändern würden, wobei man ihnen erzieherisch zur Seite stehen müsse, könnten diese auch die bürgerlichen Rechte erhalten. Im Buch werden die Diskussionen in der Ständeversammlung, die Stellungnahmen der Obrigkeit wie auch die Streitschriften einiger Intellektueller ausführlich dargestellt. Dabei zeigt sich, dass selbst die Beiträge so genannter Liberaler letztlich in einer Vorurteilswelt verhaftet waren, die ihnen eine Emanzipation der Juden nur als schrittweisen Prozess vorstellbar erscheinen ließ. Erst nach 1842 zielten einzelne gesetzliche Bestimmungen im Königreich Hannover auf die Rechtsgleichheit von Juden und Christen, die aber erst durch die 1848er-Revolution wenigstens auf dem Papier erreicht wird. Diese Phase ist leider nicht mehr Gegenstand der Untersuchung.

Zu allen beschriebenen „Epochen“ geht die Wissenschaftlerin jeweils auch der Frage nach, ob die Juden der ihnen zugedachten Rolle als in allen Bereichen reglementierte Objekte im täglichen Leben nachkamen oder ob sie versuchten, auf die von außen vorgegebenen Lebensbedingungen Einfluss zu nehmen und eigene Interessen durchzusetzen. Dabei untersucht sie insbesondere die Bittschriften und Petitionen der Celler Juden. Es würde hier zu weit führen, die einzelnen Argumentationsstränge vorzustellen; interessanterweise kommt Lindemann in ihrer Analyse zu dem Ergebnis, dass die Celler Juden im Vergleich mit anderen jüdischen Gemeinden sehr selbstbewusst argumentierten. So wurde in einer Petition aus dem Jahr 1832 dem Konzept der „bürgerlichen Verbesserung“ eine klare Absage erteilt und die sofortige Gleichstellung im Sinne eines liberal-revolutionären Konzeptes gefordert.

Silke Lindemann interessiert sich darüber hinaus dafür, welche Auswirkungen die Reglementierungen konkret auf den Lebensalltag der jüdischen Bevölkerung in Celle hatten. Und sie geht der Frage nach, wie sich jüdisches Gemeindeleben in diesen gut 150 Jahren entwickelte.

Ihre Beschreibung der Konflikte mit der christlichen Umwelt belegt durchgängig eine Parallelität von ökonomischen Motiven und antijudaischen Vorurteilsstrukturen. An einzelnen Beispielen macht die Autorin anschaulich nachvollziehbar, auf welche der in der zeitgenössischen Diskussion vorhandenen Positionen sich die lokalen Akteure jeweils beziehen. Etwas kurz kommt dabei allerdings die Einordnung und Analyse der jeweils benutzen antisemitischen Stereotypen. So muss zumeist die Frage offen bleiben, wo der religiöse Antijudaismus den Konflikt bestimmt oder hervorbringt und wo er nicht vielleicht manches mal instrumentalisiert wird.

Das Gewicht des Buches mag im doppelten Sinn die eine oder den anderen abschrecken. Aber: Insgesamt ist es eine verständlich geschriebene, manchmal spannende, immer interessante Untersuchung. Die für Dissertationen üblichen Wiederholungen erweisen sich hier vielleicht sogar als Vorteil. Sie machen es möglich, zwischen den drei großen Kapitel Verschnaufpausen einzulegen.

Autor (Rezensent): Reinhard Rohde

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