Henriette Cohen hat mehrere Konzentrationslager überlebt – im Juni ist sie mit 101 Jahren verstorben.
1944 wurde die Jüdin Henriette Cohen, damals 27, in Frankreich von der Gestapo verhaftet. Ihr Mann und die beiden gemeinsamen Kinder konnten sich bei einem nahegelegenen Bauernhof verstecken und entgingen so der Deportation. Henriette und ihre Schwiegermutter Rosine wurden über das Lager Drancy nach Auschwitz gebracht. Rosine Cohen wurde dort direkt in den Gaskammern ermordet, Henriette musste Zwangsarbeit leisten – A8541 war die Nummer, die ihr auf den Arm tätowiert wurde. Anfang 1945 folgte der Transport in das Konzentrationslager Bergen-Belsen, wo sie schließlich im April 1945 schwerkrank und mit einem Gewicht von 35 Kilo befreit wurde. Auch ihr Mann und die Töchter hatten im Versteck überlebt: Henriette konnte mit ihrer Familie wieder vereint werden. Das Paar bekam in den folgenden Jahren noch vier weitere Kinder.
Engagement gegen das Vergessen
Nach Kriegsende dauerte es vier Jahrzehnte, bis Henriette Cohen erstmals über das sprechen konnte, was ihr widerfahren war. Ab diesem Zeitpunkt widmete sie ihr weiteres Leben ganz der Erinnerung an den Holocaust: Als Zeitzeugin sprach sie vor allem vor Schülern. Ihr erklärtes Ziel war es, zu verhindern, dass die Gräuel je vergessen oder geleugnet werden können. Mit Henriette Cohen ist nun die letzte Auschwitz-Überlebende Frankreichs gestorben – doch wie Präsident Emmanuel Macron es ausdrückte: Sie mag uns verlassen haben, doch ihr Kampf gegen die Kräfte des Vergessens und des Hasses überdauert.
Vor dem zweiten Weltkrieg lebten ca. 300.000 Juden in Frankreich. Etwa 75.000 von ihnen wurden ab 1942 deportiert, meist über das Lager Drancy direkt nach Auschwitz. Der Großteil wurde dort ermordet, nur 3000 französische Deportierte überlebten die Konzentrationslager.
Autorin: Eva Hasel
Links
https://www.elysee.fr/emmanuel-macron/2019/06/28/deces-de-henriette-cohen
http://db.yadvashem.org/righteous/family.html?language=en&itemId=4022209