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Startseite > Rezensionen > Buchrezensionen > Gerron – von Charles Lewinskyy
Geschrieben von: Soraya Levin | Erstellt: 29. Oktober 2011

Gerron – von Charles Lewinskyy

Charles Lewinsky besitzt die Kunst, Tragik ganz groß zu erzählen.

Theresienstadt ist die Bühne, das Theater-Ensemble unter der Leitung von Kurt Gerron gibt lediglich ein Gastspiel.

Charles Lewinsky zeichnet mit seinem Roman Gerron die Schicksalsrolle des jüdischen Schauspielers und Regisseurs Kurt Gerron nach. In einem dichten inneren Monolog des Ich-Erzählers Gerron lässt er den Leser teilhaben an dessen Gewissenskonflikt, Theresienstadt als heile Welt filmisch zu inszenieren. Kontrastreiche Rückblenden schildern dabei die Lebensgeschichte Kurt Gerrons.

Eine Geschichte voller Leben in Zeiten großer Umbrüche. Die Kindheitserinnerungen an den geliebten Großvater, die durch den Ersten Weltkrieg geraubte Jugend und der erste Kriegseinsatz, der formidable schauspielerische Aufstieg, die große Liebe Olga, die Flucht vor den Nazis, die unfassbare Gewissensnot in Theresienstadt bis hin zum Tiefflug nach Auschwitz in die Gaskammer.

Der in den 1920er und 1930er Jahren gefeierte Sänger der Moritat von Mackie Messer und große Schauspieler und Regisseur Kurt Gerron wird im Frühjahr 1944 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Vorangegangen ist bereits eine Fluchtstrecke über Paris, Österreich und die Niederlande. Der Weg in die USA ist mittlerweile für ihn verschlossen. Gerron macht sich Vorwürfe, vielleicht hätte er seine in Sobibor ermordeten Eltern retten können, vielleicht hätte er sich und Olga retten können. Doch die Familie aus der Klopstockstr. in Berlin verleugnet wie so viele andere für lange Zeit die Realität. Sieht die drohende Gefahr der NSDAP nicht, die sogar für den Vater eine gewisse Anziehungskraft hat. Und während die Nazis immer weiter aufsteigen, steigt Gerron auf der schauspielerischen Karriereleiter auf. Jetzt ist nicht die Zeit für Politik. Ein fataler Irrtum. Deutsche Filmerfolge und deutscher ehemaliger Frontkämpfer mit Eisernem Kreuz bieten keine Sicherheit mehr. Aus „Wir Deutsche“ sind die schuldigen „Judskis“ geworden. Jetzt hat er sich zu entscheiden: Film oder Tod. Er kämpft mit sich, will doch nur Mensch bleiben aber er hat solche Angst. Inmitten dieser Angst kreisen seine Gedanken um den Großvater, mit dem er in eine Fantasiewelt flüchten konnte, dessen Hand ihm bei diffusen Ängsten im Berliner Varieté im Wintergarten Schutz gegeben hat. Hier in Theresienstadt sind die Ängste nicht diffus, sondern real und übermächtig, hier wünscht er sich zurück in den Wintergarten. Seine Lage ist verzweifelt. 1000 pro Tag, 1000 „Judskis“ nach Auschwitz. 1000 im Viehwaggon. Um die Strecken seiner Zugfahrten kreisen düstere Erinnerungen. Ein Ausflug mit dem Vater in den Heimatort Kriescht und die erste antisemitische Kindheitserfahrung. Später der Transport in Richtung Flandernschlacht, die Zugfahrten der Familie auf der Flucht und jetzt Auschwitz.

Er steckt fest und die Amerikaner stecken schon in Frankreich. Der Film kann Zeit zum Überleben geben, der Krieg ist vielleicht schon bald zu Ende. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt jemand diesen Propagandafilm sieht? Gerron kämpft mit sich, doch das Spiel ist schon entschieden. Der Film ist seine Verteidigungsstrategie. Das Leben von Vielen hängt jetzt von ihm ab, von seinem Film. Denn solange sie drehen, gibt es für die Darsteller keinen Transport. Gerron schafft Kulissen, baut mit Perfektion und Tricks Illusionen einer heilen und schönen Welt auf. Einer Welt, in der es den „Judskis“ gut geht. Hinter dieser Maske verbirgt sich die Wahrheit. Menschen zusammengepfercht auf engstem Raum, mangelnde hygienische Zustände, Krankheiten, Folter, Todesurteile, haufenweise Hungertote, hier gibt es nichts, außer auf den Tod zu warten. Der einzige Trost für Gerron ist, dass er seine geliebte Olga bei sich hat. Nur Gott hat er nicht mehr bei sich. Das göttliche Drehbuch ist zu unerträglich.

Und Gerrons Drehbuch ist kein Rettungsanker. Es spuckt kein Leben aus, nur Transportnummern. Nr. XXXI/621 und Nr. XXXI/622, Olga und er, Zwei von weiteren Tausend am 28.10.1944 auf Abruf in den Tod.

Charles Lewinsky zeichnet ein düsteres weitgehend auf Tatsachen beruhendes Porträt des jüdischen Schauspielers und Regisseurs Gerron. Für die Propagandamaschine der Nazis ist nichts zu perfide. Der Schauspieler und Regisseur Kurt Gerron wird in eine elende Grenzsituation getrieben. Inmitten dieser Hölle, die zum täglichen Überlebenskampf wird, wo jeder Ghettobewohner bereits am Abgrund steht, stellt sich die Frage der Moral, die zum kräftezehrenden Kampf mit sich selbst führt. Die filmische Kunst als letzte Hoffnung und als Sprungbrett in das Überleben bleibt ein Trugschluss. Denn Kurt Gerron bleibt mit und ohne sein Regietalent ein „Judski“ und „Deutschland ist eine Exportnation. Hat seine Judskis in die ganze Welt verschickt. Bis es keine Abnehmer mehr gab und sie angefangen haben, den Überschuss zu verschrotten.“

Autorin: Soraya Levin

 

Charles Lewinsky: Gerron, Roman, Fester Einband, 544 Seiten, Mit Abbildung, Mit Lesebändchen, 2011 Nagel & Kimche im Carl Hanser Verlag München, 24.90 € (D) / 34.90 sFR (CH) / 25.60 € (A), ISBN 978-3-312-00478-2

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