Mit „Diaries from Lebanon“ gelang es der Filmemacherin Myriam El Hajj einen kritischen Film über das Leben und die Menschen in ihrem politisch instabilen Heimatland zu erschaffen. Es ist der zweite Dokumentarfilm der Libanesin, die weit mehr als eine Filmemacherin ist. Die Libanesin unterrichtet zudem an der „Libanesischen Akademie der Schönen Künste“ (ALBA) und ist Mitglied mehrerer Filmkommissionen, wie zum Beispiel dem CNC und dem Doha Film Institut. Weiterhin zählt Myriam El Hajj zu den Gründungsmitgliedern eines Kollektivs von Filmemacherinnen aus der arabischen Welt, das unter dem Namen „Rawiyat – Sisters in Film“ bekannt ist.
Der erste Dokumentarfilm von Myriam El Hajj trug den Titel „A Time to Rest“ (Zeit zum Ausruhen) und feierte im Jahre 2015 auf dem „Visions du Réel in Nyon“ Premiere. „A Time to Rest“ wurde auf vielen internationalen Festivals gezeigt. Der Film, in dem Myriam El Hajj sich auf die Suche nach den Ursprüngen der Gewalt des Bürgerkriegs machte, der von 1975 bis 1990 im Libanon herrschte, gewann mehrere Preise.
El Hajjs aktueller Film aus dem Jahre 2024 erzählt in Tagebuchform Episoden aus dem Leben von Joumana, Perla Joe und Georges. Drei verschiedene Menschen, drei unterschiedliche Schicksale und der gleiche Wunsch. Joumana, Perla Joe und Georges wünschen sich, ihr Heimatland zu verändern: den Libanon.
Joumana ist nicht nur eine leidenschaftliche feministische Schriftstellerin und Dichterin. Sie ist zudem eine überzeugte Aktivistin, die sich gegen die Politik im Libanon zur Wehr setzt. Im Jahr 2018 kandidiert die Frau für das libanesische Parlament, um damit gegen das politische System anzutreten, das den Libanon seit 40 Jahren fest im Würgegriff hält. Joumana gewinnt die Wahl. Doch die Freude über den Sieg hält nicht lange an, denn bereits am nächsten Tag wird sie das Opfer eines Betruges und wird wieder abgesetzt. Verständlich, dass das bei Joumanas Anhänger eine wahre Welle von Wut auslöst, aus der im Jahre 2019 eine Revolution hervorgeht, die zu landesweiten Protesten führt.
Die Menschen gehen auf die Straße, um ihren Protest zum Ausdruck zu bringen. Tausende von Stimmen erklingen. Eine dieser Stimmen gehört Perla Joe. Die furchtlose Frau wird schnell zum Symbol des Aufstands. Ihr gnadenloser Protest zeigt die Ernüchterung und Unzufriedenheit einer Jugend, die im Libanon Ihren Platz in der Gesellschaft nicht finden kann. Doch die Vergangenheit liegt wie ein Schatten über Perla Joes Hoffnung auf Fortschritt und Veränderung. Perla Joe Maalouly, die im Jahre 1992 in Beirut geboren wurde, war eine der führenden Stimmen der Thawra, so das arabische Wort für die Revolution. Die Thawra richtete sich vor allem gegen die korrupte Regierung, die dem libanesischen Volk seit Jahrzehnten geschadet hatte.
Perla Joe Maalouly ist die vielleicht bekannteste Darstellerin des Filmes „Diaries from Lebanon“ Die junge Frau, die eine für Leidenschaften für Kunst und Geschichten hat, verfügt über einen Bachelor- und Master-Abschluss in Audiovisuelle Kunst. Sie produzierte unter anderem verschiedene Musikvideos und Kurzfilmen, wie zum Beispiel den Kurzfilm „Zugzwang“. Als Inspiration dienen Perla Joe vor allem ihre eigenen Lebenserfahrungen.
Die dritte Person, um die es Myriam El Hajjs Film „Diaries from Lebanon“ ist der Veteran Georges Moufarrej. Das Leben des Mannes, der im libanesischen Bürgerkrieg, der von 1975 bis 1990 dauerte, ein Bein verlor, wird von der Vergangenheit bestimmt, die zu einem wichtigen Teil seines Lebens wurde. Trotz all dem Leid und der schlimmen Erfahrungen hängt Georges weiterhin an seiner Idee von Ruhm und Ehre.
Der in Tagebuchform erzählte Film ist sehenswert. Er erzählt mehr als die Geschichte von Joumana, Perla Joe und Georges, er zeigt auch, die Reaktionen der Menschen im Libanon auf die korrupte Politik des Landes. „Diaries from Lebanon“ berichtet von einer Nation in Aufruhr. Im Mittelpunkt des Filmes stehen drei Menschen, die in einem tief erschütterten Land nicht nur um das Überleben kämpfen, sondern gleichzeitig an regierungskritischen Demonstrationen teilnehmen, um die Situation in ihrem Land zu verändern.