1940 besetzte die deutsche Wehrmacht Dänemark. Anders als in dem benachbarten Norwegen beugten sich das dänische Militär, die Regierung und die Zivilbevölkerung der bedrückenden deutschen Übermacht weitestgehend und leisteten zunächst keinen nennenswerten Widerstand. Im Gegenteil: Die Bereitschaft zur Kollaboration mit der Besatzungsmacht war zumindest bis 1942/43 sehr ausgeprägt, weshalb bis 1943 die dänische Administration auch weitgehend ungestört agieren konnte. Lediglich einzelne isoliert handelnde Gruppen dänischer Bürger widersetzten sich bereits in den Anfangsjahren der Besatzungsmacht. Eine war der von Aalborger Jugendlichen gebildete „Churchill-Club“, den Phillip Hoose in seinem Buch vorstellt. Gestützt auf lange Gespräche mit Knud Pedersen, einem der damaligen Anführer des Churchill-Clubs, sowie Recherchen in Archiven, schildert der Autor im ersten Teil anschaulich und fesselnd Motive und Handlungen der jungen Dänen.
Indem sie Wehrmachtsfahrzeuge zerstörten, deutschen Soldaten Waffen und Munition stahlen, Strom- und Telefonleitungen kappten und Militärtransporte störten, wollten die Aalborger Schüler die Besatzungsmacht zumindest behindern. Zugleich aber, und das war ihnen mindestens ebenso wichtig, sollte ein Signal gegen die Kollaborationsbereitschaft in Dänemark gesetzt werden. Im zweiten Teil beschreibt Hoose, wie es den Jugendlichen nach ihrer Verhaftung im Mai 1942 erging. Deutlich wird, dass sowohl der dänische Richter wie auch Gefängnisbeamte bemüht waren, die Jugendlichen nicht zu hart zu bestrafen. Hooses Buch ist aber mehr als die Darstellung des Churchill-Clubs: Immer wieder gelingt es dem Autor, die konkreten Schilderungen durch historische Hintergrundinformationen sinnvoll zu ergänzen. Auch wenn die Schilderung einzelner Action-Szenen vielleicht etwas knapper hätte ausfallen dürfen, vermittelt „Sabotage nach Schulschluss“ einen lesenswerten Eindruck von der Situation in Dänemark zur Zeit der deutschen Besetzung.
Autor (Rezensent): Tomas Unglaube
Phillip Hoose: Sabotage nach Schulschluss. Wie wir Hitlers Pläne durchkreuzten. Aus dem amerikanischen Englisch von Nina Frey. dtv, München 2018, 240 Seiten, ISBN 978-3-423-71777-9. (Originalausgabe: The boys who challenged Hitler. Knud Pedersen and the Churchill Club. Farrar, Straus and Giroux, New York, NY 2015).