Thomas Buergenthal. Ein Glückskind. Frankfurt/M 2007.
Thomas Buergenthal wurde 1934 im Gebiet der heutigen Slowakei geboren. Er überlebte als Kind das Massaker von Kattowitz, das Ghetto von Kielce, Auschwitz und einen Todesmarsch 1945. Nach der Befreiung durch die polnische Armee schlägt er sich dort als eine Mischung aus Maskottchen und Mädchen für alles durch. Er holte seine Schulbildung noch in Deutschland nach, emigrierte 1951 nach Amerika, und arbeitete später als Richter u. a. für den Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Er lehrt aktuell an der George Washington Universität.
Auch seine Erinnerungen sind wie jede persönliche Erinnerung eine wertvolle Facette der „allgemeinen Geschichte des Holocaust“ (p. 13). Etwa die Hälfte des Buches nehmen dabei seine Erfahrungen im Holocaust ein, die andere Hälfte beschreibt seine Zeit in der polnischen Armee, in einem Waisenhaus, die Zeit bei seiner Mutter danach und seine Ankunft in Amerika.
Als einer der jüngsten Auschwitzüberlebenden ist er, wie er ja selbst sagt, ein Glückskind gewesen, bei dem zudem mehrere unmittelbare Familienangehörige überlebten, etwa seine Mutter. An seinen Reflexionen über seine Erlebnisse im Holocaust ist die hoch persönliche, hoch elaborierte Rückschau besonders anrührend. Obwohl er so früh der weiterhin unvorstellbaren Grausamkeit des Holocaust ausgesetzt war, gehört er zu den wenigen, die ihn nicht nur überlebten, sondern offenbar ihn auch noch vergleichsweise unbeschädigt überstanden. Nie relativiert er Leiden, gleichzeitig fängt er die hellen Momente seiner Kindheit im Holocaust ein: „Ich hatte viel Spaß in Kattowitz.“ (p. 40) Nur ein Überlebender darf so etwas sagen. Sein Buch ist unvergleichlich in seiner Mischung von tiefem Glück und bodenlosem Schmerz.
Autorin: Kathrin Kiss-Elder
Thomas Buergenthal. Ein Glückskind: Wie ein kleiner Junge zwei Ghettos, Auschwitz und den Todesmarsch überlebte und ein neues Leben fand. Verlag S. Fischer. Frankfurt/M 2007.