
Mitglieder der Wagner Gruppe eingesetzt zum Schutz des Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik (ZAR)
Die Söldnertruppe Wagner ist häufig in den Medien zu finden, aber innerhalb Russlands nur wenig bekannt. Dabei sind ihre Einsätze offensichtlich, und ihre Existenz wird seitens der russischen Regierung nicht geleugnet. Allerdings betont die Regierung Russlands immer wieder, dass es sich hierbei um eine private Sicherheitsfirma handelt. Diese sei nicht im Auftrag des Staates tätig und auch nicht in Kriegseinsätze involviert. Dass diese Aussagen so nicht korrekt sein können, beweisen die Recherchen von vielen unabhängigen Medien und Journalisten. Dabei ist bis heute noch vergleichsweise wenig über die Wagner-Gruppe bekannt, trotz intensiver Ermittlungen.
Entstehung und juristische Rahmenbedingungen der Einsätze
Die Wagner-Gruppe wurde vermutlich in den 2010er Jahren aufgestellt. Ein exaktes Gründungsdatum kann nicht ermittelt werden. Damals gab es internationale Diskussionen über die Privatisierung der Kriegsführung und in diesem Kontext trat die Wagner-Gruppe das erste Mal in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Gemäß dem russischen Recht ist die Gründung von privaten Armeen, sowie die Teilnahme von russischen Bürgern an solchen illegal. Zwar gab es 2015 einige Bemühungen, mit deren Hilfe die Wagner-Gruppe legalisiert werden sollte. Diese konnten allerdings nicht erfolgreich zu einem Ende gebracht werden. Somit ist die Wagner-Gruppe nach russischem Recht zwar nicht illegal, da es sich offiziell um eine Sicherheitsfirma handelt. Inoffiziell ist allerdings bekannt, dass die Wagner-Gruppe ihre Befehle, sowie militärische Unterstützung aus den höchsten Kreisen der Verteidigungseinrichtungen in Russland erhält. Somit kann die Wagner-Gruppe, wenn auch nicht eindeutig, dem russischen Staat zugeordnet werden. Bekannt ist die Gruppe vor allem durch ihren hohen Ausbildungsgrad, sowie für ihre konsequente Brutalität im Einsatz. Völkerrechtlich ist ihr Einsatz auf mehreren Ebenen eindeutig illegal. Im Kriegsrecht bewegt sich die Wagner-Gruppe oft in einer Grauzone. Da viele ihre Mitglieder auf eine eindeutige Kennzeichnung ihrer Nationalität auf ihren Uniformen verzichten, sind sie theoretisch feindliche Partisanen und dürfen als solche behandelt werden. Im Einsatz konnten der Wagner-Gruppe viele Kriegsverbrechen nachgewiesen werden. Die Rekrutierung der Mitglieder erfolgt in der Regel aus den Spezialeinheiten der Russischen Föderation, sowie deren verbündeten Staaten. Man geht davon aus, dass die Teilnahme freiwillig erfolgt und mit hohen Entlohnungen attraktiv gehalten wird. Über Verluste gibt es keine offiziellen Zahlen. Bekannt ist allerdings, dass die Regierung der Russischen Föderation den Verwandten verstorbener Söldner durchaus großzügige Entschädigungen gewährt. Auch hier kann man von einer faktischen Legalisierung der Wagner-Gruppe sprechen.
Einsätze der Söldnertruppe Wagner und Kriegsverbrechen
Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von militärischen Konflikten, Kriegen und Bürgerkriegen, in denen der Einsatz der Wagner-Gruppe nachgewiesen werden konnte. Oftmals wurde die Söldnertruppe an mehreren Orten gleichzeitig eingesetzt, was für ihre hochwertige Ausrüstung und gegen einen Personalmangel spricht. In so gut wie jedem bekannten Einsatz kam es zu nachgewiesenen, oder mutmaßlichen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In folgenden militärischen Auseinandersetzungen aller Art konnte ein Einsatz der Wagner-Gruppe nachgewiesen, oder zumindest vermutet werden:
Armenien (2020): Einsatz von bis zu 500 Wagner-Söldnern wird vermutet. Der Einsatz selbst wird von der Wagner-Gruppe bestritten.
Ukraine (2014 und 2022): Die Annexion der Krim erfolgte mit der Hilfe der Söldner der Wagner-Gruppe. Diese übernahm eine sichernde Aufgabe und erfüllte bei diesem Einsatz weitestgehend militärpolizeiliche Pflichten. Im Rahmen des Angriffskrieges gegen die Ukraine im Jahre 2022 wurde vermutet, dass Mitglieder der Wagner-Gruppe als getarnte Einheiten fest definierte Ziele und Personen in der Ukraine, sowie deren politischen Führung angreifen sollten. Der Einsatz im gesamten Kriegsverlauf gilt als gesichert. Es wird davon ausgegangen, dass die Gruppe-Wagner starke Verluste hinnehmen musste und diese durch die Aufnahme von syrischen Kämpfern kompensieren möchte.
Syrien (2015 bis heute): Im Oktober 2015 wurde bekannt, dass ein Vorauskommando der Wagner-Gruppe den offiziellen Ausbau von russischen Basen in der Region gesichert, begleitet und unterstützt hat. Auch die Eliteeinheiten der syrischen Armee sollen auf die Ausbildungskapazitäten der Söldnerarmee zurückgreifen. Die Ausstattung und die Kampfkraft der gesamten Truppe wurden im Verlauf des Syrien-Krieges immer weiter, und teilweise auch mit schwerem Gerät verstärkt. Im Zuge des Syrien-Krieges wurden nachweislich Kriegsverbrechen durch die Wagner-Gruppe, oder aber durch von der Wagner-Gruppe ausgebildete Einheiten begangen. Der russische Journalist Maxim Borodin wurde im Zuge einer investigativen Reportage über die Wagner-Gruppe vermutlich umgebracht und stürzte sich nach offiziellen Angaben aus dem fünften Stock eines Gebäudes zu Tode. Journalisten der unabhängigen Zeitung Nowaja Gaseta identifizierten einen russischen Staatsbürger in einem Foltervideo als einen der Täter.
Venezuela: Die Wagner-Gruppe wird inoffiziell durch die Truppen der Regierung genutzt, um eine eigene Eliteeinheit auszubilden. Weitere Einsätze sind vermutlich im Gange, oder aber geplant.
Afrikanischer Kontinent: Auf dem afrikanischen Kontinent ist die Wagner-Gruppe in einer Vielzahl von unterschiedlichen Ländern aktiv. Dabei stehen im Zielfokus der Einsätze:
– Die Ausbildung von Einheiten des Landes
– Schutz von russischen Bürgern und Durchsetzung militärischer Interessen
– Schutz von Ressourcenabbaugebieten
– Kampf gegen islamistische Extremisten
Es ist bekannt, dass die Söldner der Wagner-Gruppe nicht gerade zimperlich mit ihren Gegnern umgehen und sich in Afrika bereits vieler Kriegsverbrechen schuldig gemacht haben. Aufgrund der schlechten Informationslage, sowie des erschwerten Zugangs für unabhängige Beobachter, ist eine abschließende Aufnahme der Verbrechen und deren Anzeige so gut wie nicht möglich.
Zusammensetzung und Ausrüstung der Söldnertruppe Wagner
Die Ausrüstung der Wagner-Gruppe ist auf den jeweiligen Einsatzort, sowie die Einsatzziele optimiert. Auch das spricht dafür, dass eine staatliche Quelle hinter der Gruppe steht. Denn das teilweise sehr hochwertige militärische Material kann nicht ohne die Einwilligung der Regierung Russlands im Ausland verwendet werden. Auch eine Schulung der Soldaten am Gerät ist ohne russische Unterstützung undenkbar. Das Personal der Wagner-Gruppe rekrutiert sich mittlerweile nicht mehr nur aus Russland. Syrien, Tschetschenien, afrikanische Länder und mit Russland verbündete Länder haben mittlerweile ihren Anteil am Truppenkontingent deutlich aufgestockt. Man kann bei der Wagner-Gruppe folglich durchaus von einer internationalen Söldnerarmee unter der Federführung Russlands sprechen. Die gesamte Truppenstärke dürfte mittlerweile bei deutlich über 20.000 Mann, aber ebenso deutlich unter 100.000 Mann liegen. Diese Zahl inkludiert die Truppenteile, die nicht von Russland direkt gestellt werden und lokale Kampfeinheiten (z. B. syrische Armeeeinheiten) abbilden. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Wagner-Gruppe bestens mit den russischen Geheimdiensten vernetzt ist und über dementsprechende Informationen mit taktischer Relevanz im Einsatzgebiet verfügt.
Autor: Michael Schmidt
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppe_Wagner
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/soeldner-russland-wagner-101.html
https://www.oe24.at/welt/weltpolitik/400-wagner-soeldner-jagen-selenskyj-in-kiew/512076448
https://www.ksta.de/politik/wagner-soeldner-das-sind-wladimir-putins-soeldner-39502868