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Startseite > Rezensionen > Buchrezensionen > Ursprünge – von Reiner Schürmann (1)
Geschrieben von: Matthias Reichelt
Erstellt:

Ursprünge – von Reiner Schürmann (1)

Zwischen deutschem Schuldkomplex und Coming-out. Das Leben des Reiner Schürmann

Reiner Schürmann: Ursprünge, Zürich-Berlin 2008.Reiner Schürmann ist 1941 in Amsterdam geboren und in Krefeld auf einem Fabrikgelände zur Herstellung von Sprengstoff für den Bergbau aufgewachsen. Ein Schlüsselerlebnis prägte sein weiteres Leben. Beim Spielen auf dem Werksgelände zeigt ihm eine Frau „tote Zebras“. Gemeint waren Zwangsarbeiter in KZ-Kleidung, die in einem verschlossenen Kellerraum vegetiert hatten und dort von Nazis zurückgelassen wurden und verhungert waren. Sie wurden erst nach Ende des Krieges zufällig von der Frau gefunden. Die mit den gestreiften Anzügen bekleideten Skelette prägten sich Schürmann tief ein. Diese Geschichte steht am Anfang seiner autobiografischen Schilderung einer ständigen Flucht. Es ist die Flucht vor der Erinnerung an den von Deutschen geführten Krieg mit den Millionen Ermordeten und der systematischen Vernichtung der europäischen Juden. Schürmann schämt sich, möchte sich am liebsten der Geschichte entledigen. „Noch heute würde ich gerne die Vergangenheit von mir geben, wie man eine Mahlzeit erbricht.“ Auf die Idee, diese Flucht in Worte zu fassen, kommt er 1971 im Alter von 30 Jahren: „Weil niemand da ist, um mir ein Geburtstagsgeschenk zu machen, beginne ich mit diesem Buch.“ Das klingt sehr beliebig und zufällig und passt so gar nicht zu dem sehr getriebenen und auf Erlösung und Befreiung bedachten Stil des ganzen Buches. Schürmann spürt die Vergangenheit und leidet unter der Verdrängung des unbeschreiblichen Massenmords und Vernichtungskriegs und den damit verbundenen Lügen im Nachkriegsdeutschland. Dem Autor gelingen einzigartige Passagen in unvergleichlicher Sprache. Es sind diese Sätze, die immer wieder faszinieren, aber sie ergeben noch keinen geschlossenen Text. Der Text offenbart einen zwischen Homo- und Heterosexualität hin- und hergezogenen Verlorenen, dessen Bewegung durch Europa und schließlich in die USA sowohl Flucht und Suche zugleich sind. Disparat und manchmal völlig unvermittelt reihen sich die eindrücklichen Schilderungen seiner Erlebnisse aneinander. Darin liegt ein Problem dieses Buches.

Anfang der 60er-Jahre folgt Schürmann Yoschko, einem Überlebenden, den er in Genf kennen gelernt hatte, in einen Kibbuz nach Israel. Ob hier mehr die Flucht vor der deutschen Geschichte und das nebulöse Gefühl einer „Wiedergutmachung“ das Motiv ist oder die Hoffnung auf ein homoerotisches Abenteuer, bleibt unklar. Die Kibbuzgemeinschaft schließlich kann noch keinen Goi aus Deutschland akzeptieren und stimmt mehrheitlich gegen Schürmanns Verbleib. „Ich lebe in einer Welt, in der weder für meinen Körper noch für meine Sprache Platz ist.“ Ein besonders tief empfundener Schmerz, da doch gerade er so mit den Nachkriegslügen der Deutschen hadert und sich völlig unschuldig für seine Herkunft schämt. Als Yoschko später aus Israel kommend bei Schürmann im beschaulichen Freiburg Stopp macht und eine Apotheke aufsucht, erkennt er in dem Inhaber den ehemaligen Leiter medizinischer Experimente im Lager Belzec. Idylle und verbrecherische Vergangenheit liegen nah beieinander, und Schürmann muss erkennen: „Ich bin dem Opfer genauso nahe wie dem Henker. Das Schicksal wollte es, dass ich vom gleichen Blut bin wie Ladner“ Und weiter: „Ich binde mich an die Opfer, doch früher oder später lösen sich diese Bindungen auf. …. Selbst in dieser Apotheke bin ich der zwiegespaltene Zuschauer.“ Es folgen Reisen nach Polen und in die Sowjetunion. Immer wieder getrieben und rastlos versucht Schürmann, fieberhaft sich der deutschen Geschichte zu entledigen. Das Buch endet mit sarkastischen Beobachtungen des American Way of Life, die er bei einem Treffen der American Philosophical Association in Washington macht. Hier versucht er sich als Dozent zu verdingen, um der verhassten Heimat zu entfliehen zu können. Doch auch hier wird er eingeholt und trifft auf amerikanische Nazis, die aufgrund seiner Herkunft in Schürmann einen Verbündeten sehen wollen. In den USA kommt er noch nicht an. Das gelingt ihm erst später über eine Berufung durch Hannah Arendt an das berühmte New York Institute für Social Research. Bis es soweit ist, wird Schürmann Mitglied in einem Dominikaner-Orden, eine weitere Station in einem Leben zwischen verquastem Schuldkomplex und Coming out. 1993 ist Reiner Schürmann in New York an Aids gestorben.

Autor: Matthias Reichelt

 

Reiner Schürmann: Ursprünge. Diaphanes Verlag. Zürich, Berlin 2008. 256 S., ISBN 978-3-03734-045-5, 19,90 €

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