
Me’kivun ha’yaar -Out of the Forest, REGIE: Limor Pinhasov Ben Yosef, Yaron Kaftori Ben Yosef
„Freitag, 11. Juli 1941. Das Wetter ist schön. Es weht ein warmer Wind. Der Himmel ist nur leicht bewölkt. Vom Wald her hört man Schüsse.“ Mit diesen Worten beginnt das Tagebuch von Kazimierz Sakowicz, einem Polen aus Ponar, einem kleinen Dorf zehn Kilometer westlich von Vilnius, der Hauptstadt von Litauen. Im Zweiten Weltkrieg wurden zwischen 1941 und 1944 hier mehr als 100.000 Menschen umgebracht, zum größten Teil Juden.
Ausgehend von diesem Tagebuch, dessen Verfasser 1944 selbst Opfer des Grauens wurde, berichtet die Dokumentation „Out of the Forest“ der israelischen Regisseurin Limor Pinhasov von Menschen, die in unmittelbarer Nähe eines Massenhinrichtungsplatzes lebten.
Der Film verzichtet auf Archivaufnahmen, Bilder von Leichen oder Blut. Mit einfühlsamen Interviews und einer unaufdringlichen Kameraführung gelingt es dem Film, hinter die Fassaden der Menschen in dem Dorf zu schauen. Dabei ist der Film wie eine Collage konstruiert. Er montiert Berichte der Anwohner, der überlebenden Opfer, Tagebuchauszüge und Aufnahmen des heutigen Ponar.
Pinhasovs Dokumentation ist nicht nur eine Holocaust-Geschichte. Es ist auch eine Geschichte über Nachbarschaft in schlechten Zeiten. Eine Geschichte darüber, wie grundverschieden die jeweiligen Bevölkerungsgruppen der Polen, Litauer und Juden die schrecklichen Vorkommnisse wahrgenommen haben. Heute, viele Jahrzehnte später, will niemand die Verantwortung für das Geschehene übernehmen. Und jeder sucht die Schuld bei den Anderen. Und die Zuschauer sehen einmal mehr wie mühselig der Weg des Erinnerns und Gedenkens ist.
Berlinale – Sektion Forum
Israel 2003, 94 Min
Russisch, Polnisch, Litauisch, Hebräisch, Englisch
REGIE: Limor Pinhasov Ben Yosef, Yaron Kaftori Ben Yosef