Die Bezeichnung Blackwater USA ist die Gründungsbezeichnung des Unternehmens und wurde bis 2007 offiziell geführt. Mittlerweile heißt die Firma Academi und gehört zu den weltweit größten militärischen Dienstleistern und Sicherheitsfirmen. Bekannt wurde Academi vor allem im Zuge des letzten Irak-Krieges durch Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Foltervorwürfe. Das Unternehmen ist bis heute weltweit tätig und gehört laut eigenen Angaben zu den größten Sicherheitsfirmen auf dem Markt.
Die Geschichte von Blackwater / Academi
Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1997 durch Erik Prince, einem ehemaligen Angehörigen der US-Spezialeinheit Navy Seals. Schon bei der Gründung wurde dem Unternehmen eine direkte Nähe zu den Sicherheitsstrukturen des US-Staates nachgesagt. Bis zum Irak-Krieg agierte die Firma weitestgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit und wurde lediglich durch die Erfüllung von privaten Sicherheitsaufträgen sichtbar. Prince schied nach dem Verkauf des Unternehmens aus, sorgte aber für eine eindeutige Erweiterung des Geschäftsbetriebes. Mittlerweile unterteilt sich der Konzern in verschiedene Bereiche mit unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern. Aktuell werden laut eigenen Angaben weltweit bis zu 40.000 Mitarbeiter beschäftigt, wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegen dürfte. Das Unternehmen ist eng verzahnt mit der US-Sicherheitspolitik und übernimmt im Rahmen öffentlicher Aufträge beispielsweise den Personenschutz für hochrangige Angehörige der US-Administration. Auch Einsätze außerhalb der Legalität, sogenannte „Undercover-Einsätze“ im Auftrag der CIA oder aber anderer sicherheitspolitischer Institutionen und Geheimdienste werden Academi nachgesagt. Bis heute können eindeutige Beweise für diese Vermutungen allerdings nicht erbracht werden. Weitere bekannte Kunden von Blackwater / Academi sind unter anderem Monsanto, Chevron, Deutsche Bank, Barclays und The Walt Disney Company.
Der Irak-Krieg 2003 – 2011
Der letzte Irak-Krieg war das Ereignis in der Geschichte von Academi. Dabei spielten nicht nur eine politische, sondern auch eine juristische Dimension große Rollen und beeinflussen den Ruf der Firma bis heute. Um das gesamte Bild zu verstehen, muss man einen Blick auf die amerikanische Sicherheitspolitik aus dieser Zeit werfen. Der Irak-Krieg wurde von der Bush-Regierung konsequent und unter der Vorspiegelung von falschen Tatsachen vorangetrieben. Allerdings war der Bush-Administration durchaus bewusst, dass eine langfristige Besetzung des Landes weder gegenüber der Öffentlichkeit, noch finanziell verantwortet werden könnte. Aus diesem Grund wurde ein neuer Plan entwickelt, der die Privatisierung der Besatzung zum Ziel hatte. Neben dem damaligen Blackwater-Konzern sollten noch weitere Firmen die innere Sicherheit des Landes garantieren und so die laufenden Kosten für die US-Truppenpräsenz senken. Der Irak sollte einen großen Teil der Kosten aus seinem eigenen Haushalt stemmen. Internationale Rechtsexperten kritisierten dieses Vorgehen als eine Art von versteckter Erhebung von Besatzungskosten.
Im Zuge dieser Privatisierung wurde die neue Regierung des Irak dazu verpflichtet, die Dienste der Unternehmen zu beanspruchen. Diese wurden in einem sehr großen Umfang erbracht. Academi und andere Unternehmen bildeten Polizei und Truppen aus, übernahmen polizeiliche Aufgaben und organisierten den Personenschutz der hochrangigen Politiker im Irak. Auch die Ausbildung, sowie der Schutz und die Überwachung von geheimdienstlichen Tätigkeiten und Anlagen wurden inoffiziell von Blackwater-Söldnern gesteuert. Das Unternehmen spielte in den Plänen der USA eine zentrale Rolle, war es doch schon lange auf dem Markt und galt als vertrauenswürdiger Partner. Man kann sagen, dass der Irak-Krieg das heutige Academi in der jetzigen Größe erst möglich gemacht hat und einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Konzerns leistete. Im Nachhinein wird die Privatisierung der Besatzung seitens Experten aus verschiedenen Fachbereichen unterschiedlich bewertet. Während die finanziellen Aspekte deutlich positiv dargestellt werden müssen, ist es den privaten Sicherheitsdiensten nicht gelungen, die zivilgesellschaftlichen Aufgaben zu erfüllen, die erwartet wurden.
Im Zuge von Foltervorwürfen stand Blackwater im Irak stark in der Kritik. Mitte Dezember 2006 erschoss ein stark angetrunkener Blackwater-Mitarbeiter den Vizepräsidenten, was zu keinerlei Konsequenzen führte. Im September 2007 wurde Blackwater mit sofortiger Wirkung die Lizenz für Tätigkeiten im Irak gezogen. Die Ursache war der Beschuss von Zivilisten. Der Konvoi von Blackwater wurde angegriffen und die gut geschulten Mitarbeiter reagierten mit einem Beschuss der aufgebrachten Menge. Die Tätigkeiten des Unternehmens im Irak wurden allerdings nicht eingestellt. Durch das Memorandum 17 der US-Verwaltung im Irak operieren Mitarbeiter des Unternehmens in einer Grauzone und werden faktisch durch die US-Regierung geschützt.
Ermittlungen gegen Blackwater / Academi
Es gab eine Reihe von Ermittlungen gegen Blackwater, welche von den engen Verstrickungen des Unternehmens mit der amerikanischen Sicherheitsarchitektur zeugen. So wurde zum Beispiel bekannt, dass Blackwater in verschiedenen Fällen und illegal Waffen in Länder exportierte oder gezielte Tötungsaufträge zumindest vorbereitete. Ebenfalls geriet der Firmengründer in das Visier der Öffentlichkeit. Erik Prince war bekannt für seine fundamentalistisch christliche Haltung und Blackwater-Söldner nutzen sehr häufig die Templer-Symbole, um ihre Truppen zu kennzeichnen. Das Engagement der Firma im inoffiziellen Auftrag der US-Regierung sorgte mehrfach für Verstimmungen auf internationaler Ebene. Die Bundesstaatsanwaltschaft ermittelte gegen die CIA, weil der Anfangsverdacht eines Auftrages für eine gezielte Tötung des Hamburger Geschäftsmannes Mamoun Darkazanli. Dieser geriet als mutmaßlicher Verbindungsmann terroristischer Netzwerke in den Fokus der US-Geheimdienste. Auch in Pakistan wurden Blackwater-Söldner nachweislich eingesetzt, was starke Reaktionen der pakistanischen Regierung hervorrief und zu einer starken Eintrübung der internationalen Beziehungen zu den USA führte. Es wurde zudem bekannt, dass Blackwater-Söldner im Auftrag der CIA mit unbemannten Personen auf Menschenjagd gingen und gezielte Tötungen durchführten.
Rezeption der Tätigkeiten von Blackwater / Academi
Um die Tätigkeiten von Academi einer juristischen Rezeption zu unterwerfen, muss die gesamte Problematik der Privatisierung von Kriegen verstanden werden. Laut internationalem Kriegsrecht sind Söldner zwar Kriegsteilnehmer, müssen aber im offiziellen Auftrag des jeweiligen Landes handeln und entsprechende Kennzeichen führen. Bei Academi sind die Grenzen zwischen legalen und illegalen Aktivitäten oft fließend, denn es ist häufig nicht gewollt, dass eine Beauftragung durch die Regierung der USA klar ersichtlich ist. Das macht den Einsatz der Söldner illegal, sowie ihre Tätigkeit nach dem Recht so gut wie aller Länder zu einer Straftat. Da die Tätigkeiten des Unternehmens oft nicht dokumentiert werden, gibt es einen großen Bedarf an Aufklärung. Das Problem ist, dass viele der Aufträge über inoffizielle Kanäle vergeben werden und ein reiner Anfangsverdacht in vielen Fällen schlichtweg nicht ausreicht. Die Bezeichnung von Academi als einen verlängerten Arm der CIA und anderer US-Geheimdienste ist allerdings, nach der aktuellen Sachlage, durchaus berechtigt. Die Rekrutierungspolitik des Unternehmens, die vorwiegend auf erfahrene Spezialkräfte aus dem Armeedienst und engagierte Mitarbeiter mit entsprechendem fachlichen Know-How setzt, unterstützt diese These.
Autor: Michael Schmidt
Weitere Informationen unter:
https://www.welt.de/themen/blackwater/
https://www.zeit.de/thema/blackwater
https://www.deutschlandfunk.de/us-soeldnerfirma-blackwater-in-pakistan-100.html
https://www.deutschlandfunk.de/soeldner-in-den-usa-wie-die-privatisierung-des-krieges-100.html