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Startseite > Erinnerung und Aufarbeitung > Aufarbeitung der NS-Zeit > Berliner Holocaust-Mahnmal: Nur Steine, aber die Wirkung
Geschrieben von: Andrej Halada
Erstellt:

Berliner Holocaust-Mahnmal: Nur Steine, aber die Wirkung

Ein tschechischer Kommentar zu einem umstrittenen Bauwerk: dem Berliner Holocaust-Mahnmal

Der Prager Journalist Andrej Halada

Der Prager Journalist Andrej Halada

Der Prager Journalist Andrej Halada (Bild) hat Anfang Juni 2006 in der tschechischen Wochenzeitung für Politik und Kultur „Reflex“ (http://www.reflex.cz/) einen interessanten Kommentar über das Berliner Holocaust-Mahnmal veröffentlicht, den wir an unsere Leser in deut­scher Übersetzung weiterreichen. Shoa.de übernimmt nicht zum ersten Mal Arbeiten der Prager Kollegen und dankt „Reflex“ ausdrücklich für die Erlaubnis, auch den Kommentar von Halada ins Deutsche zu übersetzen und zu veröffentlichen. Der Autor hat nicht nach Bezügen, Bedeutungen und Assoziationen des Mahn­mals gefragt, sondern dieses ganz direkt auf sich einwirken lassen – woraus eine sehr persönliche, bewegende Sicht resultierte, die nicht nur tschechische Leser teilen können.

Das Berliner Holocaust-Mahnmal war ein Projekt, das von langen Debatten begleitet wurde. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Nur auf den ersten Blick erscheint es als völlig ausdrucksloses Bauwerk. Ein Bauwerk eben… Man kann nicht einmal sagen, dass es nur um aufgereihte Betonquader geht. Wenn du zum ersten Mal beim Mahn­mal stehst, fragst du dich: „Das“ ist dieses bekannte, viel beredete, bewunderte und beschimpfte Mahnmal? Niemand begreift, worin sein Zauber, seine Einzigartigkeit liegen mögen. Vor dir sind Steine ausgelegt, die nicht ausgeprägt in die Höhe streben – eher fühlst du dich an gewöhnliches Kopfsteinpflaster erinnert.

Der Reiz erschließt sich erst, wenn man die Steinreihen betritt. Plötzlich stellst du fest, dass sich die Gänge zwischen ihnen vertiefen, erst reichen die Steine gerade bis zum Knie, dann bis zur Hüfte, schließlich bis zum Kopf und in den tiefsten Passagen des Mahnmals überragen sie dich beträchtlich. Du bist in einem Labyrinth von Beton er­trunken, bist in ihm verschwunden und weißt nicht, was geschehen ist…

Das Berliner Denkmal für die Ermordeten Juden Europas

Das Berliner Denkmal für die Ermordeten Juden Europas

Jawohl, nur mit diesem Satz kann man die Idee des Mahnmals charakterisieren: Du verschwindest in ihm und weißt nicht, wie. Genau so sind im Zweiten Weltkrieg sechs Millionen Menschen verschwunden, die auch nicht wussten, was ihnen geschah. All­mählich, langsam verloren sich ihre Spuren, sie gingen weg, kannten die Richtung nicht, eben die Vernichtungslager. So ähnlich ergeht es heute den Touristen, wenn sie das Labyrinth des Mahnmals betreten – erst sind sie noch zur Gänze zu sehen, dann nur zur Hälfte, um im nächsten Moment ganz in ihm unterzutauchen. Nur dass die Touristen irgendwo am anderen Ende wieder auftauchen. Die Juden blieben verschwunden, das Labyrinth der Endlösung hatte sie verschlungen.

Mancher vergleicht die Quader mit den Baracken von Auschwitz, den anderen erinnern sie an Gräber, wofür auch eine gewisse visuelle Ähnlichkeit spricht. Wieder andere fühlen sich vom Aussehen des Mahnmals an den Alten Jüdischen Friedhof (in Prag)[1] erinnert, wo ebenfalls graue Steinstücke so zusammengedrängt sind, dass sie mitunter übereinander liegen. Ich meine jedoch, dass gerade das „Verschwinden“ im Labyrinth am besten den Sinn des Mahnmals erfasst. Hier ist es dem Schöpfer, dem amerikanischen Architekten Peter Eisenman, gelungen, das Wesen des Holocaust genau zu ergründen. Dabei ist sein Werk überhaupt nicht pathetisch, auch nicht herz­zerreißend oder direkt auf menschliche Emotionen gezielt. Es wurden einfache Mittel verwendet, gewöhnlicher Beton. Aber die Wirkung ist eine maximale. Eben in der Gräue des Werks kann man Parallelen zur der „grauen“ Art suchen, in der die jüdische Frage im Krieg gelöst wurde. Keine demonstrativen Hinrichtungen – nur leiser, grauer Terror.

Einerseits erlebst du inmitten des Betons ein Gefühl der Bedrückung. Die Einförmigkeit der Quader erweckt in dir eine Empfindung von Vergeblichkeit und die graue Farbe steigert den Eindruck einer Ausweglosigkeit. Klaustrophobe sollten hier lieber gar nicht eintreten. Andererseits hörst du ringsum den Lärm einer Großstadt. Der bringt dich wieder in die Realität zurück, du weißt, dass der Krieg Vergangenheit ist. Und du triffst weitere Touristen, siehst sie in den Gängen für einen Moment, aber schon sind sie wieder verschwunden. Auch kleine Kinder siehst du, die in diesem Irrgarten herumlaufen, ihren Eltern ausreißen, lachen. Soll man ihnen das übel nehmen, sie zur Ordnung rufen? Für Kinder sind das einfach nur absonderlich angeordnete Steine, auf die sie ganz spontan reagieren. Dieses Kinderlachen im Labyrinth, diese andere „Nutzung“ – das ist sympathisch. Es lenkt dich von einer schrecklichen Vergangenheit ab, weist dir die Richtung zur Zukunft, die voller Leben ist.

Ich denke, wenn ein Bauwerk, ein Kunstwerk zu so vielen Überlegungen über seine Bedeutung anregt, wenn es so viele mögliche Interpretationen anbietet, die dennoch alle zufällig sind, dann handelt es sich um ein gutes Werk

Autor: Andrej Halada: Jenom kameny, ale ten efekt (Nur Steine, aber die Wirkung), in: Reflex (Prag) 7.6.2006. Übersetzung aus dem Tschechischen von Wolf Oschlies.

Anmerkungen

[1] Gemeint ist der Alte Jüdische Friedhof (Starý židovský hřbitov) im Prager Stadtteil Josefov, dem ehemaligen Ghetto der Stadt. Der Friedhof entstand im 15. Jahrhundert und wurde bis 1787 als solcher betrieben. Heute sind auf ihm rund 12.000 jüdische Grabsteine versammelt, darunter der des berühmten Rabbi Löw, Anm. d. Übersetzers.

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